Die Wolfsgärten am Rande des Stadtteils Wieblingen. Foto: Rothe
Von Maria Stumpf
Heidelberg. Im Chat-Room vernetzt: Bei einer Online-Diskussion am Montag ging es um den "Dynamischen Masterplan" für den neuen Stadtteil Patrick-Henry-Village (PHV) und die Zukunft des Ankunftszentrums für Geflüchtete. Oberbürgermeister Würzner möchte eine Verlagerung in die Wolfsgärten nach Wieblingen. Doch nicht alle Stadträte folgen seiner Argumentation. "Ich werbe weiterhin für den Standort PHV", sagt Einzelstadtrat Waseem Butt von der Liste "Heidelberg in Bewegung" (HiB). Er habe begründete Hoffnung, dass es bei der Entscheidung des Gemeinderats am Donnerstag dafür doch noch eine Mehrheit geben könne.
Deshalb lud Butt am Montagabend zu der Podiumsdiskussion ein. Es dauerte ein wenig, bis sich alle Gesprächsteilnehmer vor Mikrofon und Webcam zusammengefunden hatten. Malte Schweizerhof (HiB) moderierte die Veranstaltung, zugeschaltet waren Jörn Fuchs, Stadtteilvereinsvorsitzender Kirchheim, Mia Lindemann, Vorsitzende des Asylarbeitskreises Heidelberg, Moritz Bellers von der Internationalen Bauausstellung (IBA) und interessierte Bürgerinnen und Bürger.
Die IBA hat den "Masterplan" im Auftrag der Stadt entworfen. Bellers wiederholte im Videochat die aus seiner Sicht städtebaulichen Herausforderungen im neuen Stadtteil PHV. Mehrfach ging es dabei um die Sorge, dass die ambitionierten Pläne durch das Ankunftszentrum blockiert würden. Bellers warnte vor einem "schlechten Start" für ein attraktives Quartier. "Wir werden einen sehr guten Anfangsimpuls brauchen, um eine gemischte Bevölkerungsschicht auf dem Gelände hinzubekommen." Dafür brauche man dann auch die entsprechende Fläche. Das Zentrum würde rund acht Hektar wegnehmen. Die Integration von Geflüchteten sei in Heidelberg ausdrücklich gewollt, ein Ankunftszentrum sei aber auf die temporäre Unterbringung ausgelegt.
Seine Argumentation sei "zynisch", erwiderte Mia Lindemann. Diese unterstelle, dass die Heidelberger nicht bereit seien, sich in der Nähe eines Ankunftszentrums anzusiedeln. Lindemann sieht dessen Zukunft "lieber eingebettet in einem lebendigen Stadtteil mit vielfältigen Begegnungen". Die Wolfsgärten liegen ohne Anbindungen an den öffentlichen Nahverkehr zwischen Autobahnen am Kreuz Heidelberg/Wieblingen. Lindemann widersprach auch darin, dass Geflüchtete sich dort nur bis zu zwei Wochen aufhielten und deshalb das Umfeld weniger wichtig sei.
"Das geht laut Regierungspräsidium oft bis zu acht Wochen und auch darüber hinaus." Abgesehen davon entwickelten sich die Wolfsgärten aufgrund dessen Lage und Gestaltung zu einem Ghetto: "Dort wird es auch keine Freiflächen mehr geben wie in PHV. Insofern ist es eine Situation, in der die Menschen wie in einem Open-Air-Gefängnis mit kontrolliertem Freigang sind."
Jörn Fuchs war da etwas verhaltener. "Es ist ein Ort, an dem wir Menschen auf der Flucht willkommen heißen. Das muss man unterscheiden von Integration." Er sei relativ "leidenschaftslos" in der Bewertung der Alternativstandorte: "Für mich sind die Wolfsgärten so gut oder schlecht wie PHV selbst. Es kommt doch darauf an, wie man das alles gestaltet." Im Live-Chat ging es auch darum, dass die Fraktion der Grünen ihre Meinung geändert hat und jetzt wohl für den Standort Wolfsgärten stimmen will. Doch genau daran zweifelt Waseem Butt: "Abwarten."