Der Atomwaffenverbotsvertrag ist in Kraft getreten. Auf einer Kundgebung in der Hauptstraße appellierten Friedensaktivisten an die Bundesregierung, dem UN-Vertrag beizutreten. Foto: Rothe
Heidelberg. (hmt) "Atomwaffenfrei" und "An die Bundesregierung: UN-Atomwaffenverbotsvertrag unterschreiben" stand auf den Plakaten – rund 40 Menschen demonstrierten nach dem Aufruf des Friedensratschlags am Freitagvormittag trotz Regenwetter für eine atomwaffenfreie Welt.
Um 11 Uhr eröffnete die Organisatorin Renate Waine mit Megafon die Kundgebung auf dem Bismarckplatz. "Heute, am 22. Januar 2021, tritt der UN-Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft und ist somit geltendes Völkerrecht." Für Waine ist das ein Grund zu feiern, "denn von heute an sind die zerstörerischsten aller Massenvernichtungswaffen völkerrechtlich verboten".
Von Deutschland und den Atommächten wurde der von 51 Staaten ratifizierte Vertrag allerdings bislang nicht unterzeichnet. "In der Eifel bei Büchen lagern aktuell etwa 20 amerikanische Atomwaffen", sagte Waine. In ihrer Rede forderte sie die Bundesregierung auf, dem UN-Vertrag beizutreten, denn "erst wenn alle Atomwaffen abgeschafft sind, ist die Menschheit sicher vor unberechenbaren Präsidenten, Unfällen und Atomkriegen aus Versehen." Auch Eugenia Lüttmann vom Friedensratschlag forderte: "Die Atomwaffen der USA sollen entfernt werden, die haben hier nichts zu suchen." Mit einem Zollstock bewaffnet, achtete die Mitorganisatorin während der Veranstaltung penibel darauf, dass sich sämtliche Teilnehmenden an den Mindestabstand hielten.
Vom Bismarckplatz zogen die Demonstrierenden dann trommelnd durch die Hauptstraße zur Heiliggeistkirche. "Kein Geld für Mauern und Bomben, Geld für Menschen!" und "Atomwaffen weg!" riefen einzelne Demonstranten. Am Rathaus am Marktplatz hatte auch die Stadt – die als Mitglied der Mayors for Peace (Bürgermeister für Frieden) ebenfalls die Ratifizierung des Vertrags begrüßt – die weiß-grüne Friedensflagge gehisst. 100 Sekunden vor 12 Uhr läuteten dann die Glocken der Heiliggeistkirche und luden damit zur Friedensandacht ein, die direkt im Anschluss an die Kundgebung von Pfarrer Vicenzo Petracca gehalten und musikalisch durch das Orgelspiel von Peter Sigmann begleitet wurde.
Vor dem Physikfenster des Künstlers Johannes Schreiter sprach Petracca. Das Fenster war zur Hochzeit des Kalten Krieges 1984 eingebaut worden und warnt in leuchtendem Rot vor dem Untergang der Menschheit. "Die Bedrohung durch Atomwaffen ist 2021 nicht gebannt. Die Zahl der Atommächte hat sich von fünf im Jahr 1984 auf neun erhört", so Petracca. Besonders angesichts der Geschichte Deutschlands sei er enttäuscht, dass die Bundesregierung den Vertrag bislang nicht unterzeichnet habe.