Die Hauptstraße war am Samstag sehr gut besucht. Das machte sich auch bei den Schaustellerbuden bemerkbar, die mehr verkauften als in den Tagen zu vor. In vielen Geschäften jedoch war es trotz voller Altstadt relativ leer. Fotos: Philipp Rothe
Von Katharina Kausche
Heidelberg. Hektisch und gedrängt ging es am Samstag in der Heidelberger Altstadt zu – eigentlich typisch zur Adventszeit. Pralle Einkaufstüten waren allerdings nur vereinzelt zu sehen. Lediglich vor den großen Ketten standen Menschen in Schlangen an. Und auch sonst war das Treiben am ersten Adventswochenende eher ein ungewohnter Anblick.
Die Maske nahmen die meisten Passanten auf der Hauptstraße nur für einen Biss in die Bratwurst oder den Schluck Glühwein aus Pappbechern ab. Abstand halten fiel auf der Einkaufsstraße nämlich schwer. Vor allem an den typischen Nadelöhren – am Psychologischen Institut und kurz vor dem Universitätsplatz – wurde es ziemlich eng.
Ziemlich tote Hose herrschte bei Jen Bieser im „Keramikofen“, wo im Advent sonst die Hölle los ist.Anders sah es auf dem Marktplatz und in den Nebengassen aus. Nur vereinzelt waren hier Passanten zu sehen. Besonders bei den kleineren Läden machte sich das bemerkbar. "Es ist deprimierend", sagte Jen Bieser vom "Keramikofen" in der Unteren Straße. Von Ende November bis in den Januar hinein sei ihr Laden sonst voll. "Heute war niemand da." Einen Adventseffekt, nein, den gebe es bei ihr im Laden nicht. "Es ist fast noch weniger los als in den letzten Wochen." Nebenan im Absinthgeschäft "Grüner Engel" sieht es ähnlich aus. Überrascht ist Peter Fuss aber nicht. "Besondere Aktionen wie die Lange Nacht des Einkaufens oder die Adventstage hatten bei uns noch nie einen großen Effekt", sagte er. "Da profitieren eher die Ketten auf der Hauptstraße."
Auch dort waren die Massen nicht in Großeinkauf-Stimmung. Volle Einkaufstüten tauchten nur ab und zu zwischen den Passanten auf, die meisten hatte leere Hände. Eher einen Adventsspaziergang mit kurzem Abstecher in die Altstadt hat Elke Eicher mit ihrer Familie gemacht. In der Stadt fehlte ihr vor allem eines: das Weihnachtsflair. "Die Dekoration ist ohne den Weihnachtsmarkt doch ein wenig spärlich." Und wegen Corona gibt es statt eines Glühweins zum Aufwärmen nur einen kurzen Schaufensterbummel auf dem Weg zurück zum Auto. Lange wollte sie nicht bleiben. "Die Stadt ist schon ziemlich voll."
Schlangen gab es am Samstag eher vor den Läden größerer Ketten als vor inhabergeführten Geschäften. Foto: RotheAuf der Suche nach "Kleinigkeiten für Weihnachten" waren aber doch ein paar Passanten. "Durchwachsen" sei ihr Weihnachtseinkauf, sagten Harald Bischoffberger und Harry Hoffmann. "Es ist schade, dass man sich nirgends hinsetzen kann", so Hoffmann. "Die Bratwurst bei Krähers ist aber ein Muss", sagte er. An den Schaustellerbuden schien am Samstag einiges los zu sein. Horst Kräher konnte das nur bestätigen. "Die Woche war eher schleppend, obwohl schon seit Mittwoch immer mehr Menschen in der Altstadt unterwegs waren", sagte er. "Es war heute einfach eine Wohltat, dass so viele Leute kamen." Ein bisschen komisch sei das alles aber schon. "An den Glühwein in Pappbechern habe ich mich immer noch nicht gewöhnt", gestand er. "Wir sind aber einfach glücklich, dass wir überhaupt hier stehen und verkaufen dürfen." Auch wenn die Stimmung in der Stadt in diesem Jahr anders sei, findet Kräher: "Man merkt, dass die Weihnachtszeit losgeht."