Eine besondere "Elefantenrunde" tagte im Zoo
Zwei Dutzend Experten der "Elephant Taxon Advisory Group" kamen aus ganz Europa.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Der Zoo Heidelberg war eineinhalb Tage lang Treffpunkt für eine ganz besondere Expertenrunde. Zwei Dutzend Elefanten-Spezialisten trafen sich hier einerseits, um sich vor Ort ein Bild von der Jungbullen-WG im hiesigen Zoo zu machen, und andererseits, um ihre Erfahrungen und ihr Fachwissen rund um die Dickhäuter auszutauschen.
Die Mitglieder dieser Expertengruppe, der Elephant Taxon Advisory Group (kurz Elephant-TAG) des europäischen Zooverbands EAZA, kommen aus ganz Europa und treffen sich jedes Jahr, immer an einem anderen Ort. Unter ihnen war beispielsweise auch Cordula Garleffi, Elefanten-Kuratorin im Zoo Zürich. Für sie war der Besuch in Heidelberg eine besondere Freude, denn seit 2014 beherbergt der Züricher Zoo den Asiatischen Elefantenbullen Thai, der davor mehrere Jahre in der Heidelberger Jungbullen-WG gelebt hat. Auch sonst zeigte sie sich begeistert: "Das Pfleger-Team hat uns sehr nett empfangen und man merkt auch, dass sie alle eine besondere Verbindung zu den Tieren haben", sagt sie zum Abschluss der Tagung gegenüber der RNZ.
Kurz zuvor hatten die Tierpfleger Tobias Kremer und Stefan Geretschläger an der Trainingswand gezeigt, was ihre Schützlinge alles so können. Kommuniziert wird mit den Tieren dabei übrigens auf Englisch, damit die Verständigung später auch in anderen Zoos gut klappt. Die einfachste Verständigung läuft aber ohnehin durch den Magen. "Für einen Apfel tun sie fast alles", sagte Kremer. Das Training an der Wand, die 2020 im Zoo eingeweiht wurde und wegen der Corona-Pandemie bislang kaum für die Öffentlichkeit genutzt werden konnte, begeisterte dabei nicht nur die Experten, sondern lockte am Dienstag auch zahlreiche Zoobesucher an.
Spezialistengruppen innerhalb der EAZA gibt es für fast jede Tierart. Experten aus allen europäischen Zoos tauschen sich über die Erhaltungszuchtprogramme für Elefanten aus, legen Zuchtziele fest, informieren sich über tiermedizinische Themen oder Aspekte aus der Forschung. Zudem erarbeiten sie Empfehlungen für Fragen der Tierhaltung, an denen sich Zoos, die Elefanten halten, orientieren können. "Ein weiteres Thema ist aber auch der Erhalt der Arten in freier Wildbahn und was dafür getan werden kann", erklärte der Vorsitzende der Elephant-TAG und Direktor der Wilhelma in Stuttgart, Thomas Kölpin, der RNZ.
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"Wir sind stolz auf unsere Elefantenhaltung im Zoo und deshalb freuen wir uns sehr, dass das Treffen in diesem Jahr bei uns stattgefunden und unser Zoodirektor das ermöglicht hat", sagte Geretschläger. Der Zoo Heidelberg war vor rund zwölf Jahren der erste Zoo in ganz Deutschland, der eine Jungbullen-WG für Elefanten eingerichtet hat. Sie ist inzwischen Vorbild für zahlreiche andere Tierparks. "Wir haben bereits sieben Individuen in unserer WG gehabt", sagt Geretschläger.
Derzeit leben in Heidelberg die Elefanten Tarak, Yadanar, Ludwig und Namsai. Das Konzept orientiert sich an natürlichen Entwicklungsstufen, die ein Elefant in seinem Leben durchläuft. Mit etwa fünf Jahren müssen Jungbullen ihre Geburtsgruppe verlassen und schließen sich zu Junggesellengruppen zusammen. Diese Möglichkeit des Zusammenlebens bekommen sie in Heidelberg. Sobald die jungen Bullen mit zwölf bis 15 Jahren quasi aus der Pubertät raus sind, verlassen sie die WG, um in anderen Zoos eine eigene Zuchtgruppe zu übernehmen – so wie Thai in der Schweiz, der inzwischen mehrfacher Vater ist.