Die vier Freundinnen vom DJ-Kollektiv "Zena" - Marie Sauter, Paula Theiss, Nadine Tress und Sofia Leser (v.l.) - legen in diesem Jahr beim Festival "Prêt à écouter" auf. Foto: Hentschel
Von Philipp Neumayr
Heidelberg. Sie sind 20, 23 und 24 Jahre alt und sie wollen die Heidelberger Clubkultur diverser machen: Nadine Tress, Sofia Leser, Marie Sauter und Paula Theiss haben das DJ-Kollektiv "Zena" gegründet. Ihr Ziel: Frauen, Trans*- und Non-Binary-Personen vor und hinter den Decks unterstützen und stärken.
Für sie alle war das Auflegen zunächst mehr oder weniger nur ein Hobby. Später haben sie vor Freunden gespielt oder auf kleineren Partys. Wenn man als Frau irgendwo auflege, falle man zwangsläufig auf, sagt Theiss. "Viele trauen das einem auf den ersten Blick nicht zu." Gleichberechtigung in der Musikszene – das sei oft nicht selbstverständlich, so Tress. Noch immer sei die Szene von Männern dominiert, generell fehle es an weiblichen Vorbildern. "Wenn man als Frau, Trans*- oder Non-Binary-Person auflegen will, sind die Hürden größer", sagt Tress. Häufig werde man nur in bestimmten Kategorien bewertet.
Um solche Kategorien aufzulösen, um Hürden einzureißen, haben die vier Heidelberger DJs sich vor wenigen Monaten zusammengetan. Die Idee: Ein Kollektiv, das anderen als Plattform dient, ihrer Leidenschaft nachzugehen, sich zu vernetzen – und zu entfalten. "Wir wollen anderen Mut machen", sagt Sauter. "Wer Musik macht und auflegt, sollte nicht auf Geschlecht oder Aussehen reduziert werden, sondern allein auf Musik und Kompetenz", sagt Leser.
Geht es nach den vier Frauen, dann spielt das Geschlecht in der DJ-Welt künftig also keine Rolle mehr. "Der Idealzustand wäre, wenn es irgendwann niemanden mehr interessieren würde, welches Geschlecht die Person hat, die auflegt", sagt Tress. Indem sie den Fokus auf Frauen, Trans* und Non-Binary legen, setzen sie sich für die Gleichstellung in der Szene ein. Ihre Arbeit sehen sie als notwendigen Zwischenschritt auf dem Weg zu einem langfristigen Zielzustand.
Heidelberg ist für die vier Frauen der perfekte Ort, um sich auf diesen Weg zu machen. "Es ist schön, dass es hier so familiär ist", sagt Tress. Die Hürden seien nicht so groß wie in anderen Städten. Man habe mehr Möglichkeiten, sich auszutauschen und zu vernetzten, alles sei persönlicher. Und: In den Großstädten sei man, was die Gleichberechtigung angeht, teilweise schon weiter, sagt Sauter.
Die Idee "Zena" ist längst nicht zu Ende gedacht. "Wir stehen noch ganz am Anfang und wissen nicht, wohin genau wir uns entwickeln", sagt Leser. Eines steht aber fest: "Zena" sei ein Versuch, sagt Theiss. "Ein Versuch, etwas zu verändern." Und ein Versuch, dem es an Selbstreflexion nicht fehlt. Auch sie selbst hätten Stereotype und bestimmte Vorstellungen von Menschen, sagt Tress. "Dennoch wollen wir versuchen, einen Denkanstoß zu geben und andere Perspektiven aufzuzeigen."
Info: Im Rahmen des Festivals "Prêt à écouter" legt das Kollektiv am Samstag, 23. November, ab 23 Uhr im Klub K des Karlstorbahnhofs auf. Eintritt an der Abendkasse: acht Euro.