Erster Arbeitstag im Rathaus: Stefanie Jansen trat am Montag ihre Stelle als Dezernentin für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit an. Die SPD-Politikerin folgt auf Joachim Gerner, der am Freitag nach 16 Jahren seinen Schreibtisch räumte. Foto: Philipp Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. "Endlich eine Frau" – so hatte Oberbürgermeister Eckart Würzner die Wahl Stefanie Jansens zur neuen Dezernentin für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit im November letzten Jahres kommentiert. Jetzt ist der Stabswechsel im Rathaus endgültig vollzogen – und die 53-jährige Verwaltungswirtin ist die erste Frau in einem Bürgermeisteramt seit dem Ausscheiden von Oberbürgermeisterin Beate Weber im Jahr 2006. An diesem Montag hatte Jansen (SPD) ihren ersten Arbeitstag im Rathaus.
"Ich freue mich, dass Sie da sind", sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner bei Jansens erster Pressekonferenz am Montag zu seiner neuen Dezernentin. Ihr Dezernat sei ohne Zweifel eines der wichtigsten in der gesamten Stadtverwaltung, befand der OB. Immerhin hat Jansen unter anderem das Kinder- und Jugendamt unter sich – und damit das größte Amt der Stadt. Allerdings fielen in das neue Dezernat auch viele Bereiche, die von der Corona-Pandemie besonders stark betroffen seien.
Und auch Jansen sagte: "Corona: Das wird mein erstes großes Thema sein." Ziel sei es zunächst, die Arbeitsfähigkeit der Ämter und Einrichtungen, die in ihr Dezernat fielen, zu erhalten. Auch Beratungs- und Unterstützungsangebote für von der Pandemie gebeutelte Menschen und Gruppen sollten schnellstmöglich realisiert werden. Sie wolle die Krise aber bei all den Herausforderungen, die diese mit sich bringe, auch als Chance begreifen. So könnten spezielle Angebote nun weiterentwickelt werden, beispielsweise die digitale Kommunikation der Sozialverwaltung mit den Bürgerinnen und Bürgern.
Trotz der fortschreitenden Digitalisierung und des Schubs, den selbige durch die Corona-Pandemie bekommen hat, will Jansen "nah am Puls der Stadtgesellschaft" sein, wie sie sagt. Sie bedauert deshalb auch ihren Start unter Pandemiebedingungen mit geltenden Abstands- und Kontaktbeschränkungen. Denn gerade ein enger Kontakt zu ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie zur Bürgerschaft liege ihr sehr am Herzen. "Ich leide gerade sehr unter Corona", sagte sie. Zumal sie sich nun vorerst auch nicht persönlich bei all ihren neuen Kolleginnen und Kollegen vorstellen könne. An ihrem ersten Tag gestern habe sie aber eine Videobotschaft aufgenommen. Und sobald es die Corona-Lage zulasse, werde sie mit den Mitarbeitern auch das direkte Gespräch suchen.
In den kommenden Wochen sind zudem Gespräche mit den Schulleiterinnen und Schulleitern geplant. Denn Jansen will die Bedarfe – etwa in Hinblick auf die digitale Ausstattung – ermitteln. Die Stadt habe in dieser Hinsicht bereits viel getan, man müsse aber am Ball bleiben. Gleiches gilt für die Kinderbetreuung: Eine Spitzenquote in der Kleinkindbetreuung habe Heidelberg bereits. Doch in einer wachsenden Stadt steige auch der Bedarf. Jansen will die wohnortnahe und qualitativ hochwertige Betreuung ausbauen und Familien den Zugang zu Betreuungsplätzen vereinfachen. Hier sei auch die Zusammenarbeit mit ihren Bürgermeister-Kollegen "ganz wichtig".
Auch das Thema Chancengleichheit will Jansen zu einer ihrer Prioritäten machen. Immerhin sei sie die erste Bürgermeisterin für Chancengleichheit in Heidelberg. Dabei sei ihr das Thema Gleichstellung wichtig. Sie wolle Frauen dazu ermutigen, "sich aus ihrer Komfortzone zu bewegen". So, wie Jansen das selbst mit ihrer Bewerbung bei der Stadt vor mittlerweile gut einem Jahr getan habe – nach 30 Jahren beim Rhein-Neckar-Kreis, wo die Mutter einer Tochter zuletzt Sozialdezernentin war.