Der Bücherbus ist ein Erfolgsmodell, aber in die Jahre gekommen. Immer häufiger steht er in der Werkstatt. Foto: Hentschel
Von Anica Edinger
Heidelberg. Die Heidelberger lieben ihren Bücherbus. Das belegen die Zahlen: Jährlich werden an den 22 Haltestellen insgesamt 100.000 Medien ausgeliehen. Die mobile Bibliothek der Stadtbücherei fährt elf Stadtteile an - und macht auch keine Ferien. "Wir fahren auch im Sommer oder während sonstiger Ferienzeiten", erklärte am Donnerstagabend Christine Sass, die Leiterin der Stadtbücherei, im Ausschuss für Bildung und Kultur. Auf Antrag einiger Fraktionen berichtete Sass über den aktuellen Stand beim Bücherbus.
Denn der ist in die Jahre gekommen. Die Meldungen von reparaturbedingen Ausfällen häufen sich - auch in der RNZ. Wie lange der Bus noch durchhalte, könne keiner abschätzen. Doch sie versicherte: "Alle Beteiligten geben ihr Bestes." Ein besonderes Dankeschön richtete Sass bei der Gelegenheit an das Amt für Abfallwirtschaft und Stadtreinigung, das auch die Werkstatt für städtische Fahrzeuge betreibt. "Wenn der Bus nicht fährt, lassen sie alles stehen und liegen und kümmern sich." Schon aus der ganzen Welt habe man neue Teile für das Fahrzeug angeschafft. "Die Hilfsbereitschaft ist enorm", so Sass.
Und die ist auch nötig, denn die Bücherei-Leiterin machte auch deutlich: "Wir sind zu 100 Prozent ausgelastet." Mehr noch: Die Kapazitätsgrenze des Busses ist erreicht, wie in der Informationsvorlage der Stadtbücherei zu lesen ist. Deshalb wünscht sich Sass vor allem eines: einen zweiten Bus. Im Ausschuss verlieh sie dieser Bitte noch einmal Nachdruck. Schließlich kämen immer wieder Schulen oder Vertreter aus verschiedenen Stadtteilen auf die Bücherei-Chefin zu, die sich entweder eine Haltestelle oder die Verlängerung der Haltezeit wünschten. Aktuell liege etwa eine Anfrage aus der Bahnstadt vor, auch die Stauffenberg-Schule im Pfaffengrund oder die Gregor-Mendel-Realschule in Kirchheim haben Bedarf angemeldet. "Dabei will ich betonen, dass wir nicht aktiv angefragt haben. Stadtteile oder Schulen kommen auf uns zu", sagt Sass. Doch ohne einen weiteren Bus sei der Mehraufwand nicht zu leisten.
Sass’ Traum könnte nun wahr werden. Jedenfalls stimmten alle Stadträte im Ausschuss - mit Ausnahme von Matthias Niebel (AfD), der mit Nein stimme, und Larissa Winter-Horn (Die Heidelberger), die sich enthielt - für einen Antrag der CDU. Demnach sollen im nächsten Doppelhaushalt 2019/2020, der im Herbst verabschiedet wird, nicht nur Mittel für die Neuanschaffung eines zweiten Busses bereitgestellt werden, sondern auch für den Ersatz des alten, reparaturanfälligen Fahrzeugs. "Der Bus bietet Leseförderung vor Ort und ist deshalb eine wichtige Bildungseinrichtung", sagte CDU-Stadtrat Matthias Kutsch. Wenn möglich, sollten die Busse außerdem E-Busse sein, heißt es im Antrag der CDU.
Ausgerechnet die Grünen meldeten in diesem Zusammenhang Bedenken an. "Wir sind ja sehr für E-Mobilität, aber beim Bücherbus finden wir es nicht sinnvoll", so Luitgard Nipp-Stolzenburg. Zunächst gebe es noch gar kein passendes Modell, und man bezweifle auch, ob sich bei den gut 40 Kilometern, die der Bus pro Tag zurücklegt, der finanzielle Mehraufwand lohnt. Außerdem habe man Angst, dass die Stadtbücherei dann mit "Kinderkrankheiten", die ein neuer E-Bücherbus mit sich bringen könnte, zu kämpfen habe.