Von Denis Schnur
Heidelberg. Im Streit um die Zukunft des Ankunftszentrums für Geflüchtete hat die Heidelberger Landtagsabgeordnete Theresia Bauer (Grüne) nun gefordert, dass das Finanzministerium schnell eine Machbarkeitsstudie für die Wolfsgärten vorlegt. "Ich möchte wissen: Was ist machbar auf diesen acht Hektar?", sagte sie bei einer Wahlkampfveranstaltung. Erst dann könne sie eine finale Aussage dazu treffen, wie sie selbst zur Bebauung des Areals stehe.
Darum, wo die Landeseinrichtung neu gebaut werden, ging es bei der Online-Veranstaltung zum Ankunftszentrum am Mittwochabend jedoch nur am Rande. Vielmehr wollte Bauer mit ihrem Landtagskollegen Daniel Lede-Abal und der Flüchtlingsseelsorgerin Sigrid Zweygart-Pérez, die seit Jahren in der Einrichtung arbeitet, darüber sprechen, wie ein gutes Ankunftszentrum überhaupt aussehen kann.
Sigrid Zweygart-Pérez. Foto: RotheDabei waren sich beide Gesprächspartner einig: Ein Ankunftszentrum darf nicht zu klein sein. "Wichtig ist, dass es eine gewisse Kapazität hat, damit die Menschen nicht hin- und hergefahren werden müssen", betonte Lede-Abal, Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag für Migration und Integration. Denn das Heidelberger Zentrum nehme eine "Sonderrolle" unter den Erstaufnahmeeinrichtungen im Land ein. Nur hier gebe es eine vollständige Verfahrensstraße, in der alle Schritte, die zu Beginn des Asylverfahrens wichtig sind, absolviert werden. Damit das unkompliziert ablaufe, müsse man auch in Zeiten mit größerem Flüchtlingszulauf genug Menschen dort unterbringen können. Denn 2015 und 2016 seien die Erstaufnahme-Einrichtungen überlastet gewesen. Asylsuchende mussten deshalb noch vor der Registrierung weiterverteilt werden, um später zurückgebracht zu werden. "Die Menschen mehrfach hin- und her zu fahren, ist ziemlich unzumutbar und aufwendig", so der Tübinger Abgeordnete.
Damit ging es dann auch doch um den geplanten Standort Wolfsgärten. Denn die 3500 Plätze, die das Land im Ankunftszentrum vorsieht, lassen sich dort nicht umsetzen. "Wenn die Kapazität aber soweit verändert wird, dass man nachher nur noch halb so viele Plätze hat, stellt sich die Frage, ob das der sinnvolle Ort für ein Ankunftszentrum ist", sagte Lede-Abal. "Die Funktionalität muss schon gewährleistet sein."
Auch Pfarrerin Zweygart-Pérez, die sich im Bündnis gegen die Verlagerung auf die Wolfsgärten engagiert, betonte, wie wichtig es ist, dass die Einrichtung groß genug ist. "Die Menschen bereiten sich dort auf ihre Anhörung vor – den wichtigsten Teil des Asylverfahrens. Nichts ist schlimmer in dieser Situation als eine stressvolle Enge." Zudem sei ein großer Außenbereich, wie es ihn derzeit in Patrick-Henry-Village (PHV) gebe, "unglaublich wertvoll".
Daniel Lede-Abal.Foto: privatAber auch Zweygart-Pérez beteuerte, dass ein neues Zentrum viel kleiner werden könne. "Im Moment ist das natürlich sehr weitläufig", so die Seelsorgerin. Aktuell nimmt die Einrichtung etwa 30 Hektar Fläche in Anspruch, die brauche man in Zukunft nicht. Denn vor allem die Behörden seien derzeit in Gebäuden untergebracht, die dafür nicht gebaut wurden. "Mit Neubauten ginge vieles deutlich kompakter." Ihr Bündnis plädiert dafür, das Zentrum am Rand von PHV neu zu bauen – dann könne man zudem Einrichtungen des Stadtteils mitnutzen und so noch mehr Platz sparen. Das gelte für Sportflächen ebenso wie für soziale Einrichtungen: "Aktuell bieten wir für Geflüchtete Seelsorge in der Chapel an. Das könnten wir auch tun, wenn diese außerhalb des Zentrums läge", so Zweygart-Pérez.