Von Denis Schnur
Heidelberg. Zweieinhalb Jahre ist es her, dass die Stadt die ehemaligen US-Flächen in der Südstadt vom Bund gekauft hat. Seitdem ist im Mark Twain Village (MTV) und in den Campbell Barracks viel passiert, in den nächsten Jahren steht noch viel mehr an. 2022 soll das gesamte Areal entwickelt sein. Auf 44 Hektar entstehen vor allem Wohnraum, aber auch Gewerbe, Kultur und Grünflächen. Gestern wurde eine Zwischenbilanz gezogen.
> Julius-Springer-Schule: Früher gingen die Kinder der Soldaten in MTV zur High School. Seit September 2017 wird das Gebäude von der beruflichen Julius-Springer-Schule genutzt. Dazu hat die Stadt die Gebäude für mehr als 13 Millionen Euro saniert. Die Sporthalle daneben soll ab April 2019 Vereinen zur Verfügung stehen.
> Ausbildungshaus: Ebenfalls fertig ist das Ausbildungshaus im Südosten des Areals. Hier bekommen derzeit 66 Azubis aus Heidelberger Betrieben eine günstige Bleibe.
> Karlstorbahnhof: In die ehemaligen Stallungen zieht das Kulturhaus Karlstorbahnhof, in den Flügeln des Gebäudes werden Kreativwirtschaftszentren geschaffen, in die sich junge Unternehmen einmieten können. Bis Jahresende soll die Infrastruktur stehen. Der Umbau für den Karlstorbahnhof beginnt erst Anfang des nächsten Jahres.
> Wohnprojekte: Die Fläche bietet alternativen Wohnprojekten die Möglichkeit, ihre Ideen zu verwirklichen. Um sie zu unterstützen, hat die Stadt ihnen günstig Grundstücke und Häuser gegeben. Vier Projekte werden in MTV umgesetzt, insgesamt entstehen so 100 Wohnungen. Mit "Konvisionär" und "Hagebutze" haben zwei Gruppen ihre Häuser schon bezogen. "Unsere Kaltmiete liegt bei unter sechs Euro und wird dauerhaft günstig bleiben", so Ole Müller von "Hagebutze". Auch darüber hinaus wird Wohnen in MTV relativ bezahlbar: 1300 Wohnungen entwickelt ein Bündnis aus Bauunternehmen und Banken hier, 70 Prozent liegen im kostengünstigen Segment.
> Nahversorgungszentrum: Wenn viele neue Bewohner herziehen, müssen die Einkaufsmöglichkeiten mitwachsen. Einen großen Beitrag dazu soll das Nahversorgungszentrum leisten. Auf 4400 Quadratmetern entstehen ein Supermarkt, eine Apotheke, eine Bäckerei und ein Kiosk. Ende 2019 sollen die Läden öffnen.
> Bürgerzentrum (Chapel): Wo die Amerikaner zum Gottesdienst gingen, entsteht ein Bürgerzentrum. In der ehemaligen Kapelle finden schon gelegentlich Veranstaltungen statt, bis Ende 2019 soll sie saniert sein.
> Mark Twain Center: Noch in diesem Jahr wird in der ehemaligen Kommandantur das Mark Twain Center seinen Betrieb aufnehmen. Hier soll eine Ausstellung über die transatlantischen Beziehungen präsentiert werden. Die ehemalige Kommandeursvilla daneben, das "Eddy-House", wird zum Café.
> H-Gebäude: Das Haus am Paradeplatz sollte wie ein Wohngebäude aussehen, es wurden sogar falsche Fenster angebracht. Darin befand sich nämlich der abhörsichere "War Room", in dem strategische Entscheidungen getroffen wurden. Wegen des Denkmalschutzes darf er nicht abgerissen werden. Stand das Gebäude früher für Abschottung, soll es jetzt aber geöffnet werden - mit viel Glas und echten Fenstern. Die Nachnutzung ist noch nicht geklärt, unter anderem eine Kita oder ein Club wären denkbar.
> Kriminalpolizei: Das Land hat sich drei Gebäude an der Sickingenstraße für die Kriminalpolizeidirektion gesichert, ein Neubau kommt hinzu. Die Pläne stehen, mit der Umsetzung wurde noch nicht begonnen.
> Paradeplatz: Das Herzstück der "neuen Südstadt" wird der Paradeplatz. Statt wie bislang rot gekiest, soll er vor allem grün werden: Bäume sollen Schatten spenden, darunter Gras wachsen. Am Rand entsteht eine große runde befestigte Fläche, auf der Feste stattfinden. "Hier soll auch abends noch Aktivität herrschen", betont Würzner. In das Torhaus zieht eine Pflegehochschule, viel Gastronomie soll hinzukommen. "Das wird wie ein innerstädtischer Marktplatz", so der Oberbürgermeister.
> Der andere Park: Heidelberg bekommt einen Stadtpark. Und der wird sich durch einen Großteil der Südstadt ziehen. "Der andere Park" umschließt das Gelände rund um die Kommandantur und verbindet es mit Parade- und Reitplatz. "Wir wollen nicht nur irgendwie die Gebäude nachnutzen, sondern Leben in den Stadtteil bringen", erklärt Baubürgermeister Jürgen Odszuck. Die 24.000- Quadratmeter-Fläche soll einen großen Teil dazu beitragen, der Park soll "nicht nur Freizeitoase, sondern Begegnungsstätte für Wissensaustausch werden". Die kulturellen Institutionen, die in und an ihm liegen, sollen ihn "bespielen".
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