Die Patton Barracks in Kirchheim sollen zum "Heidelberg Innovation Park" werden. Ein Max-Planck-Institut für die "Chemische Evolution" würde perfekt dort hinein passen. Foto: Sommer
Von Arndt Krödel
Heidelberg. Als Wissenschafts- und Forschungsstadt könnte Heidelberg sein Profil bald weiter untermauern: Ende des Jahres entscheidet sich, ob die Max-Planck-Gesellschaft, bundesweit Trägerin zahlreicher Institute der Grundlagenforschung, ein neues Institut in Heidelberg gründet. Aktueller Arbeitstitel für das Vorhaben: "Chemische Evolution des Lebens".
Es wäre das fünfte Max-Planck-Institut in Heidelberg, das bereits Einrichtungen für medizinische Forschung, für Kernphysik, für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht sowie für Astronomie beherbergt. Nur Frankfurt (sechs), Berlin, München und Göttingen (je fünf) haben mehr Max-Planck-Institute.
Die Chancen für die Vergabe nach Heidelberg stehen nicht schlecht, hat die Stadt doch nur eine Konkurrentin - allerdings eine hochkarätige: München. Oberbürgermeister Eckart Würzner hatte in seinem Grußwort zum 60-jährigen Bestehen des Max-Planck-Insituts für Kernphysik letzten Dienstag bereits von der Möglichkeit gesprochen, ein fünftes Institut nach Heidelberg zu holen. Wie Stadtsprecher Achim Fischer auf Anfrage der RNZ bestätigt, hat die Stadt großes Interesse an einer Ansiedelung. Es gebe bereits ein konkretes Grundstücksangebot an die Max-Planck-Gesellschaft auf der Konversionsfläche der ehemaligen Patton Barracks in Kirchheim. Auf dem insgesamt rund 14 Hektar großen Gelände wird derzeit der "Heidelberg Innovation Park" (HIP) entwickelt, ein sogenannter Hot-Spot für Innovationen aus den Bereichen IT, digitale Medien und Bioinformatik. Im Moment entsteht ein Forschungszentrum für organische Elektronik.
"Ein Max-Planck-Institut in dieser Umgebung als ein Leuchtturm der Grundlagenforschung wäre natürlich eine immense Bereicherung für den Wissenschaftsstandort Heidelberg", so Fischer. Der Innovationspark wird nach seinen Worten von Grund auf neu aufgebaut und erhält eine moderne, leistungsfähige IT-Struktur, eine Wärme- und Kälteversorgung (letztere macht Klimaanlagen überflüssig) sowie Ladestationen für E-Fahrräder und -Autos. Die ehemalige Bahntrasse direkt neben dem Park soll als Radweg über den Neckar bis ins Neuenheimer Feld ausgebaut werden, so dass kurze Wege zwischen den Forschungseinrichtungen gewährleistet sind. All dies könnte ein großer Vorteil für Heidelberg bei der Vergabeentscheidung sein.
Unter chemischer Evolution, dem Forschungsfeld des neuen Max-Planck-Instituts, versteht man die Entstehung von Biomolekülen auf der Ur-Erde. Diese Moleküle waren und sind die chemische Grundlage des (irdischen) Lebens. Im Augenblick befinden sich das Konzept für das Institut und dessen Umsetzung noch in der Beratung. "Es gibt noch keine endgültige Standortentscheidung", erklärte der Generalsekretär der Max-Planck-Gesellschaft, Rüdiger Willems, gegenüber der RNZ. Die Entscheidung hänge immer stark davon ab, welche Berufungen stattfinden, also wo Berufungskandidaten sitzen und ob sie gewinnbar für einen Standort sind. München und Heidelberg hätten beide großes Interesse bekundet.
Die bauliche Seite sei in der Regel kein Problem, da der Max-Planck-Gesellschaft üblicherweise von der beherbergenden Stadt ein kostenloses Erbbaurecht eingeräumt werde. Im Idealfall sorgt das jeweilige Land für eine Sonderfinanzierung. Bis Ende des Jahres, so Willems, sei mit einer Entscheidung über den Standort zu rechnen.
Der Heidelberger Unirektor Bernhard Eitel signalisierte gegenüber der RNZ eine positive Haltung zu einem fünften Max-Planck-Institut: "Die Universität unterstützt das."