Hans-Jürgen Heiß (Finanzbürgermeister), Christian Volz (Kaufmännischer RNV-Geschäftsführer), Oberbürgermeister Eckart Würzner, Verkehrsminister Winfried Hermann, Martin in der Beek (Technischer RNV-Geschäftsführer), Jürgen Odszuck (Baubürgermeister) und Michael Jäger (HSB-Geschäftsführer, v.l.) zerschnitten gestern das Band an der neuen Bahnhof-Haltestelle. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Selten hatte eine Großbaustelle einen holprigeren Start und gab im Vorfeld so viel Anlass zu Befürchtungen - um dann überraschend geschmeidig und im Kosten- wie im Zeitrahmen über die Bühne zu gehen. Eigentlich sollte die Haltestelle am Hauptbahnhof ein Jahr früher fertig werden, aber weil es nur ein einziges Angebot einer Baufirma gab, das sieben Millionen über der Kostenschätzung lag, entschloss sich die Stadt im Juni 2017 schweren Herzens, die Arbeiten um ein Jahr zu verschieben. Schon damals unkten manche, dass diese "Operation am offenen Herzen der Stadt " (OB Eckart Würzner) zum völligen Kollaps des Verkehrs führen würde. Staus oder Beschwerden der Autofahrer gab es aber kaum, am meisten ärgerten sich die Rollstuhlfahrer über eine Baustelle, die alles andere als barrierefrei war.
In einer Grube am "Kaufland" lagen drei Skelette. Foto: KMH/Tobias Schöneweis
Nun, nach knapp 16 Monaten Bauzeit, zogen die Verantwortlichen, allen voran Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), eine positive Bilanz: Die neue Haltestelle ist ans Bahnhofsgebäude herangerückt - man muss keine Fahrspuren mehr überqueren -; zudem steigt mit langen, breiten überdachten und auch barrierefreien Bahnsteigen sowie den vier (statt vorher zwei) Gleisen auch die Kapazität des Nahverkehrsknotenpunkts, an dem pro Tag 30.000 Fahrgäste umsteigen.
Und mehr noch: Heidelberg entsprach einmal nicht seinem Ruf, dass hier alles zerredet werde und man nichts hinbekomme. Das gab sogar Minister Hermann zu, der ausdrücklich die schnelle Arbeit der Heidelberger lobte - und ihren Mut, auch ohne Förderbescheid des Landes oder des Bundes die Arbeiten auszuschreiben.
Denn sonst wäre es mit dem Mobilitätsnetz, also dem Ausbau und der Modernisierung des Straßenbahnnetzes, nichts geworden. Insgeheim rechnete auch vor fünf Jahren keiner in seinem Ministerium damit, dass die Heidelberger bisher recht straff fünf von insgesamt acht Bausteinen des Mobilitätsnetzes hinbekommen sollten: den Ausbau der östlichen Kurfürsten-Anlage (2015), den Ausbau im Pfaffengrund (2016/17), die neue Bahnstadt-Bahn (2016-18), den Neubau der Brücke über die A 5 (2017/18) und nun die Verlegung der Bahnhof-Haltestelle samt Sanierung der westlichen Kurfürsten-Anlage (2018/19). Bis dato wurden insgesamt 80 Millionen Euro ausgegeben, rechnete OB Würzner vor, 43 Millionen steuerten das Land und der Bund bei.
Noch auf Eis liegen die Straßenbahnlinien ins Neuenheimer Feld, in die Altstadt und nach Schwetzingen. Hermann sagte aber auch: "Noch ist nicht alles fertig, bei manchen Projekten gibt es auch Gegner, auch universitärer Art - daher müssen wir einen Kompromiss finden." OB Würzner und Baubürgermeister Jürgen Odszuck mahnten zugleich an, dass zu einem modernen Nahverkehr auch ein moderner Betriebshof gehöre. Denn seit dem Bürgerentscheid vor einem Vierteljahr ist eine Verlegung des maroden alten Depots mehr als ungewiss.
Ab dem heutigen Mittwochmorgen fahren Busse und Bahnen die neue Haltestelle an. Etwas über zwei Wochen wurden Testläufe gemacht, um ein Desaster wie im letzten Dezember zu vermeiden: Damals erkannten die Ampeln die neue Bahnstadt-Bahn nicht - und es kam zu erheblichen Verspätungen. Dieses Mal läuft fast alles rund, bis auf eine Weiche in der Kurfürsten-Anlage und eine Ampel an der Kreuzung Bergheimer Straße/Karl-Metz-Straße. Die größte Erleichterung war aber für RNV-Geschäftsführer Martin in der Beek: "Ab Mittwoch haben wir zum ersten Mal in vier Jahren ein baustellenfreies Netz in Heidelberg."