Hermann Maas im Jahr 1935 mit Kindern vor der Marienhütte. Die Stadtranderholung für Kinder aus den katastrophalen Wohnverhältnissen in der Altstadt lag dem Pfarrer am Herzen. Marie Comtesse hatte Grundstück und Hüttenbau finanziert. Foto: Werner Keller
Von Birgit Sommer
Heidelberg. Der Heidelberger Pfarrer Hermann Maas (1877–1970) war der erste Deutsche, der nach dem Zweiten Weltkrieg eine offizielle Einladung zum Besuch des Staates Israel erhielt. Er wurde dort 1950 in den Kreis der "36 Gerechten" aufgenommen. Maas war Helfer und Retter zahlloser Juden in der Nazi-Zeit – von den Nazis als "Judenpfarrer" verschrien – und hat sich ein Leben lang für Frieden und Versöhnung zwischen Konfessionen, Religionen und Völkern eingesetzt.
Am 27. September jährt sich der Todestag des Heiliggeist-Pfarrers zum 50. Mal. Die evangelische Kirche macht aus dem Jahr 2020 deshalb ein Hermann-Maas-Jahr. Die Höhepunkte:
> Festgottesdienst zur Eröffnung am 9. Februar, 11 Uhr, Heiliggeistkirche, mit der stellvertretenden Landesbischöfin Cornelia Weber.
> Festgottesdienst zum Todestag am 27. September, 11 Uhr, Heiliggeistkirche; Oberbürgermeister Eckart Würzner hält die "Kanzelrede" über die Bedeutung, die Maas – er war in den 1920er Jahren auch Gemeinderat in Heidelberg und wurde 1952 zum Ehrenbürger ernannt – für die Stadt heute noch besitzt.
> Gedenk-Gottesdienst zur Verleihung des Hermann-Maas-Preises und zum 80. Jahrestag der Deportation von Heidelberger Juden nach Gurs, 20. Oktober, 18 Uhr, Heiliggeistkirche, mit Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh.
> Kreative Elemente, so Pfarrer Vincenzo Petracca, ergänzen die offiziellen Termine des Gedenkens. Das ist am 15. Mai um 20 Uhr in der Heiliggeistkirche das Tanztheater "Little Sorrows" zum Thema Flucht mit dem Nostos-Theater. Ausgangspunkt für einen Theatergottesdienst am 21. Juni um 11 Uhr ist das Schauspiel "Professor Mamlock" von Friedrich Wolf aus dem Heidelberger Theater. Jüdisch-christliches Zusammenleben im Jahr 1932 spielt hier eine Rolle, ein Thema, das Maas am Herzen lag.
> Am Mauerfall in der Heiliggeistkirche am 24. Juni 1936 hatte Pfarrer Maas einen großen Anteil. Von 1706 bis 1936 gehörte die Kirche beiden Konfessionen – die Katholiken nutzten den Altarraum, die evangelischen Christen das Langhaus. Dazwischen befand sich eine Scheidemauer. Ein Festgottesdienst am 28. Juni um 11 Uhr erinnert an die Zäsur, als die Mauer fiel. Im März zeigt der Fotokurs von Gülay Keskin eine Ausstellung mit "entgrenzten" Bildern der Heiliggeistkirche.
> Das Netzwerk der "stillen Helfer" in der Zeit des Nationalsozialismus stellt der Herausgeber des gleichnamigen Buches, Norbert Giovannini, am 25. März um 19.30 Uhr im Schmitthennerhaus vor. Dazu gibt es ab 16. September auch eine Ausstellung "Verweigerung und Widerstand" in der Heiliggeistkirche.
> Evangelische Grenzgänger waren sowohl Hermann Maas als auch Dietrich Bonhoeffer, dessen Todestag sich zum 75. Mal jährt. Einen besonderen Gottesdienst mit Texten und Tönen zu beiden widerständigen Pfarrern gestaltet Vincenzo Petracca am 1. März um 11 Uhr zusammen mit der Theologin und Bonhoeffer-Biografin Prof. Renate Wind und dem Theologen und Organisten Michael Kuch, beide kommen aus Nürnberg.