Künftig darf in der Gaisbergstraße nur noch auf der Westseite (links im Foto) geparkt werden – aber auch dort nicht mehr auf dem Gehweg. Dadurch fallen 40 Parkplätze weg. Foto: Philipp Rothe
Von Denis Schnur
Heidelberg. An der Entscheidung, die Gaisbergstraße in der Weststadt zur Fahrradstraße zu machen, wird nicht gerüttelt. Das machte Oberbürgermeister Eckart Würzner auch am Donnerstag nochmal im Gemeinderat deutlich: "Das ist eine der zentralsten Radachsen in der Stadt. Wenn wir den Radverkehr stärken wollen, müssen wir diesen Schritt gehen."
Jedoch signalisierte Würzner in der Sitzung auch, dass er den Betrieben in der Straße entgegenkommen möchte. Denn dort befindet sich neben einer Bäckerei und einem Restaurant auch ein Orthopädie-Geschäft. Und dessen Inhaberin Gabriele Pfitsch kam extra ins Rathaus, um ihrem Ärger Luft zu machen: "Wo sollen unsere Kunden denn parken? Da kommen viele, die auf einen Rollator oder Krücken angewiesen sind. Wie stellt sich die Stadt das vor?"
Denn wenn die Fahrradstraße eingerichtet wird, soll das Gehwegparken in der Gaisbergstraße konsequent unterbunden werden. Und damit die Fahrbahn dann noch breit genug ist, wird auch das Abstellen von Autos auf der Ostseite der Straße verboten – 40 Parkplätze werden dadurch wegfallen. Für die Betriebe sei das ein Schock gewesen: "Wieso haben wir das alles aus der Zeitung erfahren?", war Pfitsch aufgebracht. "Viele unserer Kunden sind auf das Auto angewiesen."
"Mir war ehrlich gesagt nicht bekannt, dass sich da ein Betrieb befindet", gestand der Oberbürgermeister und erklärte dann gleich: "Da nehmen wir nochmal Kontakt auf und suchen nach einer Lösung." Und als Stadträtin Larissa Winter-Horn (Die Heidelberger) später vorschlug, in der Nähe des Orthopädie-Geschäftes Kurzzeitparkplätze einzurichten, die abends von Anwohnern genutzt werden könnten, entgegnete Würzner: "Ja, das ist genau das, was ich auch für sinnvoll halte."
Deutlich weniger Verständnis hatte der Oberbürgermeister dagegen für den Widerstand der Anwohner: "Wenn ich mein Fahrzeug auf dem Gehweg parke, ist das schon jetzt eine Ordnungswidrigkeit." Darin werde sich nichts ändern. "Wir werden nur Schilder aufstellen, um das deutlicher zu machen und werden Vergehen künftig auch ahnden."
Da nutzte auch der Protest von einigen Stadträten nichts, die – wie zum Beispiel Michael Eckart (FDP) – erklärten: "Das ist schon jetzt eine komfortable Situation für Radfahrer. Wenn man es so lassen würde, würde man denen nichts wegnehmen." Schließlich sei das Gehwegparken dort jahrzehntelang toleriert worden. Und auch Jan Gradel (CDU) erklärte, er fahre dort regelmäßig entlang und: "Gefährdet wird man nicht durch Autofahrer, sondern nur durch Radfahrer, die sich nicht an die Regeln halten." Seine Fraktion wünsche sich zumindest eine gute Lösung für die Betriebe: "Da ist die Kreativität der Verwaltung gefragt."
Darüber hinaus macht sich die CDU dafür stark, die Radachse vom S-Bahnhof Weststadt/Südstadt bis zur Innenstadt dann auch konsequent auszubauen. Denn am südlichen Ende der Gaisbergstraße fahren zwar die meisten Radfahrer in den Eisengreinweg – der dann zur Tankstelle weiterführt –, jedoch haben die Autofahrer, die vom Steigerweg kommen oder in diesen abbiegen, dort Vorrang. Das soll sich ändern. Sowohl die Grünen als auch die CDU haben Anträge gestellt, dass Radfahrer und Fußgänger hier künftig Vorrang haben. Diese werden nun von der Verwaltung geprüft.