Auf dem Gelände der ehemaligen US-Nachrichtenkaserne an der Karlsruher Straße wurde in den vergangenen Monaten das ehemalige US-Krankenhaus abgerissen. Auf dem Areal wird jetzt das Collegium Academicum (CA) gebaut. Pia Heckmann, Leander von Detten, Margarete Over, Stephan Grupe und Carl Zillich (v.l.) erläuterten bei einem Ortstermin der RNZ die Pläne. Im Hintergrund der Altbau. Foto: Philipp Rothe
Von Anica Edinger
Heidelberg. Sie sind Anfang und Mitte 20. Viele studieren noch. Andere haben gerade erst angefangen, zu arbeiten. Was sie verbindet: Sie sind jetzt Bauherren eines Mammutprojekts, das 18 Millionen Euro kostet, und zwar des Collegium Academicum (CA) auf dem Gelände der ehemaligen Nachrichtenkaserne der US-Armee – oft einfach "Hospital" genannt – an der Karlsruher Straße in Rohrbach.
Wie ist es, Bauherrin zu sein? "Anstrengend", sagt Margarete Over, von Beginn an Mitglied beim CA. Doch jetzt, auf der Zielgeraden – "da lohnt sich das alles", sagt die 27-Jährige. Sieben Jahre ist es her, dass eine Gruppe Studierender die Idee hatte, das CA als selbstverwaltetes Studierendenwohnheim – ursprünglich 1945 gegründet und 1978 vom Senat der Universität Heidelberg aufgelöst und geräumt – wieder aufleben zu lassen.
Dieses Modell zeigt, wie es aussehen könnte: Ein Zimmer im Collegium Academicum wird entweder sieben oder 14 Quadratmeter haben – je nachdem, ob die Studierenden die verschiebbaren Wände herausnehmen oder nicht. Foto: Philipp Rothe
Nun endlich rückt die Eröffnung des CA auf der Rohrbacher Konversionsfläche in greifbare Nähe. Denn die Bauarbeiten für das Haus haben begonnen – "und jetzt hat das CA übernommen", erklärt Over. So ist etwa die CA-eigene Zisterne schon verbaut, ebenso die Rigole, ein Speicher, um eingeleitetes Regenwasser aufzunehmen und zu versickern. Zuvor wurde das ehemalige US-Krankenhaus von der städtischen Heidelberger Konversionsgesellschaft abgerissen. Mit Abschluss dieser Arbeiten – die auch wegen unerwartet hoher Schadstoffbelastung länger dauerten als geplant – ist die Baustelle jetzt offiziell unter der Regie der Studierenden des Collegium Academicum.
18 Monate soll gebaut werden. Wenn alles gut läuft, können dann die ersten Studentinnen und Studenten einziehen. 46 Wohneinheiten für Dreier- und Vierer-Wohngemeinschaften entstehen auf dem rund 3800 Quadratmeter großen Areal, zudem wird es im Erdgeschoss eine riesige Veranstaltungsfläche geben mit Platz für bis zu 600 Menschen. Das CA soll auch zum Treffpunkt für die Nachbarschaft aus Rohrbach und der näheren Umgebung werden – als ein Ort des Austauschs und der Kultur. Auch ein nicht-kommerzielles Café wird das CA betreiben, im ehemaligen Pförtnerhäuschen direkt an der Straße.
Auch im Altbau nebenan können in einem weiteren Schritt eines Tages Menschen leben. Doch erst einmal hat der Neubau Priorität. Dennoch bleibt das alte Gebäude natürlich nicht ungenutzt: Es ist derzeit Wirkungsstätte von Leander von Dett, 21 Jahre, Student der Politikwissenschaft und Wirtschaft an der Universität Heidelberg. Von Dett konzipiert und baut dort mit anderen CA-Mitgliedern dieser Tage die Möbel für die Zimmer des CA. Auch das ist ein Kernstück der CA-Idee: Alle Möbel werden selbst gebaut.
Dass es jetzt so richtig losgeht mit dem CA, "das ist schon irre", sagt der 21-Jährige. In der Werkstatt hat er schon längst Prototypen für die Schreibtische gebaut, es wird noch experimentiert, ob als Material eher Buche oder Eiche infrage kommt. Holz spielt überhaupt eine große Rolle bei diesem Projekt: Beim kompletten CA handelt es sich um eine Holzbaukonstruktion. Damit wollen die CA-Mitglieder vor allem eines erreichen: "Einen hohen ökologischen Standard", wie Over erklärt.
Ob sie selbst eines Tages im CA leben wird, kann die 27-Jährige noch nicht mit Sicherheit sagen. Zwölf Zimmer jedenfalls wird es geben, die nicht für Studierende gedacht sind. Over hat mittlerweile ihr Studium beendet. Aktuell arbeitet sie beim Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) als wissenschaftliche Mitarbeiterin – mit einer halben Stelle, um den Rest ihrer Zeit ins CA zu investieren. Sie hat schon so viel Zeit und Gedanken in dieses Projekt gesteckt, dass sie es jetzt auch noch wachsen sehen will: bis zum Schluss, hoffentlich in 18 Monaten.