Prof. Peter Plinkert. Foto: Uniklinikum
Heidelberg. (bik) Schwerhörigkeit ist keineswegs etwas, was nur alte Leute betrifft. Sie kann auch angeboren sein - oder man kann sie sich durch Krankheiten oder bestimmte Verhaltensweisen erwerben. Jedenfalls gibt es keinen Grund zu verzweifeln. Medizin und Medizintechnik haben Lösungen. Das wird Prof. Peter Plinkert, Chef der Hals-Nasen-Ohren-Universitätsklinik in Heidelberg, den Zuhörern bei "Medizin am Abend" am Mittwoch, 15. Februar, 19 Uhr, deutlich machen. "Schwerhörig - was nun?", lautet der Titel seines Vortrages im Hörsaal der Kopfklinik. Die Veranstaltungsreihe wird von Universitätsklinikum und RNZ getragen.
Fehlbildungen von Ohrmuschel und Gehörgang oder ein Loch im Trommelfell nach einer chronischen Mittelohrentzündung können Chirurgen leicht beseitigen. Meist jedoch, so Prof. Plinkert, habe die Schwerhörigkeit mit dem Innenohr zu tun. Altersschwerhörigkeit kommt schleichend und hat ihre Ursache in Verschleißerscheinungen. Wer seine Gesprächspartner in geräuschvoller Umgebung oder in Hallen schlecht versteht, sollte zum Arzt gehen. "Mehr als 40 Prozent der über 65-Jährigen sind schwerhörig", sagt Peter Plinkert. Häufig sei dies auch mit Ohrgeräuschen (Tinnitus) verbunden: "13 Millionen Deutsche sind schwerhörig, elf Millionen leiden an Tinnitus." Bei Tinnitus geht es um eine Innenohrschädigung, er kann laut Plinkert durch Stresssituationen und Arbeitsbelastung verstärkt werden.
Nicht nur die Tatsache, dass die Menschen immer älter werden, wird die Zahl der Schwerhörigen künftig verstärken. Schon acht Prozent der 18- bis 19-Jährigen haben’s auf den Ohren. Schuld daran ist laut Plinkert die hohe Lärmbelastung in Beruf und Freizeit: "Wie viele junge Leute berieseln sich ständig per Kopfhörer mit Musik!" Und er kennt auch Risikofaktoren: Rauchen, schlecht eingestellter Diabetes, Bluthochdruck. "Genau wie in der Unterhaltungselektronik ist aber die Entwicklung in der Hörgerätetechnologie weit fortgeschritten", weiß der Experte.
Keine Sorgen müssen sich auch Eltern taub geborener Babys machen, immerhin 160 kommen in Baden-Württemberg jährlich ohne Hörvermögen auf die Welt. Etwa 100 Genvarianten können diese Taubheit auslösen, Risikofaktoren sind Mehrlingsschwangerschaften, ein Gewicht von unter 1500 Gramm oder Infektionen des ungeborenen Kindes. Im ersten Lebensjahr, wenn die Hörbahn im Gehirn noch nicht ausgereift ist, muss ein Cochlea-Implantat eingepflanzt werden, das eine normale lautsprachliche Erziehung ermöglicht. Auch Erwachsene, die durch Unfall oder Hirnhautentzündung ihr Gehör verloren haben, können mithilfe eines Implantates wieder hören lernen. Der Vortrag des Hör-Experten ist natürlich mit Bildern und Videos gewürzt. Und er wird für Gehörlose von einer Gebärdendolmetscherin übersetzt.