Das neue grau-weiße "Zentrum" im Botanischen Garten wurde gestern eingeweiht. Foto: Philipp Rothe
Von Karin Katzenberger-Ruf
Heidelberg. Gerade Linien in Grau und Weiß kennzeichnen das neue Gebäude auf dem Gelände des Botanischen Gartens, ein spannender Kontrast zum Walmdach gegenüber, dem Zugang zu den Gewächshäusern. Das Gebäude mit der Adresse "Im Neuenheimer Feld 361" entstand in einer Bauzeit von zwei Jahren als Ersatz für die Büros, die im ehemaligen Vereinsheim des Heidelberger Tennisclubs HTC unterkamen, als die Tennisspieler an den Rand des Neuenheimer Feldes gezogen waren. Dieses Vereinsheim ist in der Zwischenzeit einem großen Parkhaus des Universitätsklinikums gewichen. Dass das Klinikum deshalb zum Großteil die Finanzierung des Ersatzbaus im Botanischen Garten übernahm, war natürlich ein Vorteil.
Schon im Februar dieses Jahres war das neue Zentrum des Botanischen Gartens bezugsfertig. Doch erst gestern ging die offizielle Einweihung über die Bühne. Bei Gesamtbaukosten von rund 2,2 Millionen Euro beträgt die Nutzfläche nun 490 Quadratmeter. Dreifach verglaste Fenster im grauen Stahlbeton erfüllen die gesetzlichen Energiestandards. Ein Seminarraum, Büroräume für Forschung und Verwaltung, zwei Labore, aber auch Umkleiden, Duschen und ein Sozialraum für die Beschäftigten des gärtnerischen Betriebs gehören zum Konzept.
Ein Teil des Gebäudes wird momentan noch als Zwischenlager für renovierungsbedürftige Klimakammern aus dem Theoretikum für Physik gebraucht. Das Gebäude ist inzwischen auch Anlaufstelle für Besucher des Botanischen Gartens, der durch Führungen oder durch die "Grüne Schule" längst zum Bildungsort für Erwachsene und Kinder geworden ist. Laut Bernd Müller, Leiter des Amts Vermögen und Bau Baden-Württemberg Heidelberg/Mannheim, gab es schon seit 2010 erste Planungen für das Projekt, das als "Eigenprodukt des Bauamts" nun zu einer baulichen Visitenkarte geworden sei.
Vor Ort sei ein neues Gebäude aus der Gattung "Ersatzbauten" gewachsen - der stellvertretende Rektor der Universität, Prof. A. Stephen K. Hashmi, blieb bei seiner Ansprache im Bild des "Botanischen Gartens". Er erinnerte an dessen Anfänge im Jahr 1593 und an die sieben Standorte seither. Wie der Leiter des Botanischen Gartens, Prof. Marcus Koch, erläuterte, kultiviert man dort über 5000 Pflanzenarten, davon 90 Prozent Gewächshauskulturen. Von besonderer Bedeutung sind dabei die Orchideen- und Bromelien-Sammlungen sowie die größte europäische Kollektion von Trockenpflanzen Madagaskars.
Bei den Bäumen aus aller Welt, die im Aboretum für die kontinentale Vielfalt stehen sollen, gibt es seit dem städtischen Beschluss, einheimische Gewächse zu favorisieren, keine Neupflanzungen mehr. Bürgermeister Wolfgang Erichson will sich nun aber für "Bäume mit Migrationshintergrund" starkmachen.