Heidelberger Menglerbau: Macht der neue Besitzer daraus wieder ein Schmuckstück?
Heidelbergs erstes innerstädtisches Wohnhochhaus wurde verkauft. Momentan gibt es dort mehr Imbisse als Läden.

Blick in die "Rotunde" des Menglerbaus: links das Fitnessstudio Pfitzenmeier (einst Hettlage), rundherum gibt es fast nur Imbisse. Foto: Rothe
Von Micha Hörnle
Heidelberg. Der Menglerbau samt seiner Ladengalerie hat einen neuen Eigentümer: Die Freiburger Firma Unmüssig kaufte den gesamten Komplex von IFM Immobilien. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. IFM besaß das markante Gebäude im Zentrum seit gut zehn Jahren komplett und wandelte es in den letzten Jahren schrittweise zu einem "Food Court", also - salopp formuliert - in eine "Fressmeile", um.
Dass IFM sich nun vom Menglerbau trennt, hat strategische Gründe: "Wir sind in den letzten Jahren vom Projektentwickler zum Verwalter von Bestandsliegenschaften geworden", sagt Karlo Schwöbel von IFM. "Jetzt wollen wir unseren Bestand bereinigen und uns wieder auf die Entwicklung spezialisieren."
Hintergrund
> Der Menglerbau wurde heute vor 55 Jahren, am 6. Oktober 1961, eingeweiht. Er entstand auf der Fläche des 1955 aufgegebenen und sofort abgerissenen Bahnhofs. Bis 1960 wurden die Bankgebäude in der Kurfürstenanlage fertig, mit einem Hochhaus samt Ladengalerie sollte die
> Der Menglerbau wurde heute vor 55 Jahren, am 6. Oktober 1961, eingeweiht. Er entstand auf der Fläche des 1955 aufgegebenen und sofort abgerissenen Bahnhofs. Bis 1960 wurden die Bankgebäude in der Kurfürstenanlage fertig, mit einem Hochhaus samt Ladengalerie sollte die "Heidelberger Neustadt" zwischen Bergheim und der Weststadt gekrönt werden. Bei der ersten Planung wollte der Darmstädter Architekt Jakob Mengler (1915 bis 2001) 16 Stockwerke bauen, die Kommunalpolitik bestand nach heftiger stadtweiter Debatte auf 14 Etagen (Höhe: 47,80 Meter) - und das ist seitdem das Maß für die Hochhäuser in der Innenstadt, denn der SRH-Turm (gebaut 2004, 54 Meter) oder die Print Media Academy (gebaut 2000, 50 Meter) sind in etwa gleich hoch.
Wichtigste Mieter waren damals Foto-Radio Kaiser (1972 an Phora verkauft) und das Textilgeschäft Hettlage, das es bis 2003 gab. 1978 verkaufte Mengler den Komplex an die Allianz-Versicherung, ab 2002 übernahm IFM Immobilien ihn nach und nach. Von 1987 bis 1989 wurde das Hochhaus saniert und bekam eine andere Fassade, 1993/94 folgte dann die Ladengalerie, die seither "Das Carré" heißt. hö/Foto: Gärtner
So baut das Unternehmen momentan in Wiesbaden ein großes Wohn- und Geschäftsquartier namens "Kureck". Im Gegensatz zum Heidelberg ist alles sehr hochwertig und teuer, denn in den letzten Jahren haben sich der Ladenbesatz und die Mieterstruktur im Menglerbau sehr verändert. Gab es bis vor gut 15 Jahren durchaus noch hochwertigen Einzelhandel, wurde dieser fast restlos mit Imbissen und Handyläden ersetzt - wenn man vom Fitnessstudio Pfitzenmeier im alten "Hettlage" einmal absieht.
Schwöbel hatte keine andere Wahl: "Das ist ja nicht nur im ,Carré’ so, überall tut sich der Einzelhandel schwer." Er berichtet von zwei Leerständen bei den insgesamt 25 Ladenlokalen, bei einem Besuch gestern waren es allerdings fünf, von denen eines in Kürze umgebaut wird.
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Auch seien alle Wohnungen - 120 im Hochhaus und 60 im Westflügel - vermietet, die meisten Bewohner, rund 80 Prozent, sind Studenten. Kein Wunder, denn im ersten und einzigen Wohnhochhaus der Innenstadt sind die Einheiten recht klein: zwischen 20 und 38 Quadratmeter. Schwöbel betont, dass er mit dem auf den Tag 55 Jahre alten Komplex keinen "Immobilienschrott" verkauft habe: "Es gibt keinen Sanierungsbedarf, wir haben erst einen hohen Millionenbetrag in den verbesserten Brandschutz und eine moderne Beleuchtung investiert. Alles hier ist voll funktionsfähig."
Die große Frage ist, was Unmüssig nun mit dem Menglerbau vorhat. Diese Firma kennt man in Heidelberg vor allem vom "Stadttor" (Speyerer Straße) in der Bahnstadt, das aber mittlerweile verkauft wurde, und dem geplanten Einkaufszentrum "Westarkaden" (Eppelheimer Straße) im selben Stadtteil. "Die bereits vorhandene hervorragende Nutzerstruktur aus Gewerbe und Wohnen mitten im Herzen Heidelbergs war für uns maßgeblich entscheidend, das ,Carré’ in unser langfristig orientiertes Investmentportfolio zu übernehmen", lässt sich Hans-Peter Unmüßig, Geschäftsführer der Unmüssig Bauträgergesellschaft Baden mbH in einer Pressemitteilung zitieren.
Das hört sich erst einmal nicht nach großen Neuerungen an. Aber Unmüßig sagt auch: "Gerade die exponierte Lagequalität schreit danach, sich mittelfristig auch mit einer Projektentwicklung auseinanderzusetzen." Das klingt schon etwas mehr nach einer grundlegenden Veränderung im Geschäftsbesatz. Konkrete Pläne wollte aber Unternehmenssprecherin Christel Kotter gegenüber der RNZ nicht nennen. Sie sagte nur: "Wir wollen einen interessanten Mix aus Einzelhandel und Gastronomie herstellen. Das Konzept aus Läden unten und Wohnungen oben finden wir interessant."