Bahnstadt Heidelberg: Zu faul, das Auto in der Tiefgarage zu parken?
Im Bezirksbeirat Bahnstadt fielen in der Debatte um das Langzeitparken von Anwohnern manch harte Worte
Von Werner Popanda
Bahnstadt. In den hunderten von Bezirksbeiratssitzungen, die Hans-Joachim Schmidt vom OB-Referat bislang geleitet hat, dürfte ihn schon so mancher Dialog zwischen den Ratsmitgliedern erstaunt haben. Wahrscheinlich auch jener, der in der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirates der Bahnstadt im "Halt"-Kirchenraum stattfand. Er begann mit einer Schilderung von CDU-Bezirksbeirat Alan James-Schulz. Wenn er als Student "um acht Uhr in die Uni muss, muss ich den Bus um sieben Uhr nehmen", beklagte er sicher zu Recht die bisherige miese ÖPNV-Anbindung der Bahnstadt über die Buslinie 33. Prompt ließ Freie Wähler-Bezirksbeirätin Barbara Burwinkel folgende Frage vom Stapel: "Fahrradfahren?" James-Schulz antwortete ihr nicht minder prompt mit dieser Gegenfrage: "Im Winter?"
Demnach wäre Heidelberg im Winter quasi eine fahrradfahrerfreie Zone? Das hört man auch nicht alle Tage. Leider war die restliche Debatte nicht ganz so erheiternd, was angesichts eines Tagesordnungspunktes, der sich "Parkraumbewirtschaftung Bahnstadt" nannte, allerdings auch nicht weiter überraschte. Der diesbezüglichen Sitzungsvorlage war zu entnehmen, dass es eine ganze Reihe von "Qualitätsbausteinen zum Parken in der Bahnstadt" gibt. Hierzu zählt eine "hohe Aufenthaltsqualität mit wenigen Stellplätzen im öffentlichen Raum, kurzes Halten und Anliefern zielnah ermöglichen, kein Langzeitparken im öffentlichen Raum, alle Parkplätze werden bewirtschaftet (zeitliche Begrenzung; gebührenpflichtig) und Langzeitparken beziehungsweise Bewohnerparken findet in der Regel in Garagen/Tiefgaragen statt".
"Der erste Teil", heißt es in der Vorlage weiter, "der Parkraumbewirtschaftung soll im Januar 2016 im Bereich zwischen der Speyerer Straße im Osten, der Pfaffengrunder Terrasse im Westen, dem Zollhofgarten im Norden dem Langen Anger im Süden ausgeführt werden". Bewirtschaftet würden die Parkplätze "mittels Parkscheinautomaten", von denen gut 20 zu Gesamtkosten von 90 000 Euro aufgestellt werden sollen. Als Höchstparkdauer ist laut der Stadt "je nach Lage zwischen zwei und vier Stunden vorgesehen", wobei die zentralen, also näher zum Hauptbahnhof gelegenen Parkplätze, die kürzere Höchstparkdauer haben sollen. In der längeren Debatte, in der Kay Kettemann vom Verkehrsmanagement nochmals unterstrich, dass das Langzeitparken von Anwohnern in den Tiefgaragen stattfinden soll und nicht auf den öffentlichen Straßen, wurde durchaus Tacheles geredet.
Unter anderem tadelte Stadtteilvereinsvorsitzender Dieter Bartmann "Bewohner, die oben parken, weil sie zu faul sind, in ihre Tiefgaragen zu fahren". Folglich stünden "manche Tiefgaragen fast leer". Schmidt ergänzte, dass das Phänomen "Tiefgaragen leer, oben voll" kein spezifisches Problem der Bahnstadt sei, sondern in allen Stadtteilen vorkomme. Einige der Räte sprachen sich aber dafür aus, dass für die Übergangszeit eine Zwischenlösung gefunden werden müsse. Sprich: für die Zeit ab Einführung der Parkraumbewirtschaftung bis zu dem Zeitpunkt, an dem alle weiteren Parkmöglichkeiten auch in Form großer Parkhäuser bereitstünden. Für den Grünen-Rat Andreas Barz könnte dies durch die Schaffung einer oberirdischen Bewohner-Parkzone geschehen.