Der Bauwagen des Waldkindergartens. Foto: privat
Hirschhorn. (MD) Heftig diskutiert wurde in der jüngsten Sitzung des Haupt-, Finanz- und Sozialausschusses die Zukunft des Hirschhorner Waldkindergartens, in dem Stand 1. März 2019 16 Kinder gemeldet waren. Konkret ging es um den Betrieb und die Förderung der Einrichtung. Denn die macht beständig ein Minus, und der private Träger "Postillion" e.V. will sie daher schließen.
Da aber wie anderswo auch in Hirschhorn enormer Bedarf an der gesetzlich garantierten Kinderbetreuung besteht, hat die Stadt großes Interesse am Erhalt des Waldkindergartens. Und will diesen auch mit kommunalen Mitteln unterstützen, was freilich einer vorherigen vertraglichen Regelung bedarf. Wie in der Verwaltungsvorlage dargestellt wird, käme eine finanzielle Unterstützung die Stadt günstiger als wenn sie selbst Personal und Räumlichkeiten zur Verfügung stellen müsste. Dirk Gugau (SPD) beantragte bereits zum Auftakt der Sitzung den Punkt von der Tagesordnung zu nehmen, da ihm kein Vertragsentwurf vorliege. Darüber wurde heftig diskutiert.
Als "alternativlos" bezeichnete etwa Dr. Irmtrud Wagner (Profil) den Erhalt der Einrichtung in der Verlängerung der Straße "Am Schießbuckel". Es sei wichtig für den Waldkindergarten ein Signal zu geben, "wohin die Reise geht", betonte Bürgermeister Oliver Berthold. Eine solche Vereinbarung habe man zwar als Muster vorliegen. Allerdings gelte die für baden-württembergische Einrichtungen und treffe für Hessen "gar nicht zu". Daher müsse man das Ganze jetzt auf die eigenen Verhältnisse zurechtschneidern, sagt Berthold und prophezeite: "Das wird ein recht kniffliger Vertrag".
"Irgendwann muss der Startschuss fallen", sagte Wolfgang Schilling (CDU). Es gehe um die grundsätzliche Haltung, wie man zum Waldkindergarten stehe, pflichtete ihm Fraktionskollege Harald Heiß bei. "Der Tagesordnungspunkt segelt ein bisschen unter falscher Flagge", meinte Profil-Fraktionschef Martin Hölz. Aber man sollte ihn diskutieren, "damit es irgendwie weitergeht", empfahl er.
So kam es nach einigem Hin und Her dann auch, da Gugaus Antrag bei zwei SPD-Stimmen dafür mehrheitlich abgelehnt wurde. Dann zog sich die Diskussion, zu der von der städtischen Finanzabteilung eine Kostenkalkulation vorgelegt worden war.
Kurz gesagt: Je mehr Kinder diese Einrichtung besuchen, desto geringer fällt deren kalkulatorischer Verlust und damit ein eventueller Zuschuss der Stadt Hirschhorn aus. Ausgegangen war man von jährlichen Gesamtkosten für den Waldkindergarten in Höhe von rund 114.500 Euro, wobei die Personalkosten mit 110.000 Euro den Löwenanteil ausmachen. Neben den Elternbeiträgen gibt’s stattliche Zuschüsse gemäß dem Hessischen Kinder- und Jugendhilfegesetzbuch. Besuchten zehn Kinder die Einrichtung, betrüge nach der Modellrechnung der Verlust 58.500 Euro, bei 16 wären’s 31.400 Euro und bei 20 müssten nur noch 13.300 Euro städtischerseits ausgeglichen werden. Man schaffe mit der "Unterstützung eines Privatunternehmens" einen Präzedenzfall, kritisierte Dirk Gugau. "Postillon ist kein Unternehmen, sondern ein eingetragener Verein", belehrte ihn Oliver Berthold.
Nach längerer Debatte verständigte man sich einmütig darauf, "der Stadtverordnetenversammlung zu empfehlen, die Verwaltung zu beauftragen, eine Vereinbarung über den Betrieb und die Förderung des Waldkindergartens auszuhandeln und diesen dadurch zu erhalten".