Ein eingestürzter Abwasserkanal in Eberbach, aufgenommen bei einer Kamerabefahrung zur Schadensbegutachtung 2017. Foto: Stadtverwaltung Eberbach
Von Christofer Menges
Eberbach. Kanäle, Schächte, Rohre verlaufen kilometerlang tief unter Eberbach, ohne dass man groß etwas davon sieht. Doch wenn es sie nicht gäbe, stünde uns möglicherweise nicht nur das Wasser bis zum Hals. Dabei liegt in der Kanalisation unter Eberbach einiges im Argen. Das ergaben die Untersuchungen und Kamerabefahrungen der Kanalisation, die in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgestellt wurden. Etliche der Schäden muss die Stadt umgehend reparieren lassen. Dazu ist sie nach der so genannten Eigenkontrollverordnung verpflichtet. Das kostet in den nächsten Jahren weitere Millionen.
Die Kanäle in der Altstadt und am Scheuerberg wurden bereits saniert. Nun legte das Ingenieurbüro Walter+Partner die Untersuchungsberichte für die Kanäle im Gebiet um den Friedhof vor. Dort und auch in Ortsteilen war die Firma Erles Umweltservice mit einem Kameraroboter die Kanäle abgefahren. Ingenieur Peter Spitznagel stellte die Ergebnisse im Gemeinderat per Videoschalte vor. Mehr als 25 Kilometer Kanal und über 800 Schachtbauwerke wurden für diesen Abschnitt der Kanalsanierung untersucht – und dabei wurden etliche Schäden entdeckt.
In der Erneuerung der maroden Kanalisation verbuddelt die Stadt in den nächsten Jahren Millionen.. Foto: WeindlAllein 30 Prozent der Hausanschlüsse sind laut Untersuchung marode. Ein Viertel des untersuchten Kanalnetzes ist verschlissen. Dazu kommen Risse, Einstürze, verschobene Verbindungen, eingewachsene Wurzeln. Dazu kommen hydraulische Überlastungen: Einige der Kanäle müssten eigentlich größer sein. Laut Spitznagel sind das mehrere in der Friedrichsdorfer Landstraße, im Ruhbaum und der Hohenstaufenstraße. Auch in der Steige gibt es zu enge und kaputte Kanäle.
In sechs Zustandsklassen von 0 und 1 (sofort und kurzfristig reparaturbedürftig) bis 5 (gut in Schuss) werden die Schäden in der Kanalisation eingeteilt. Bei Schäden der Klassen 0 und 1 muss die Stadt eigentlich sofort tätig werden. "Wenn wir sie festgestellt haben, müssen wir Schäden 1 und 0 beseitigen", sagte Bürgermeister Peter Reichert im Gemeinderat, "wir hoffen, dass wir das auch schaffen." Doch da der Schäden so viele sind, können sie nur über mehrere Jahre abgearbeitet werden. Das Wasserrechtsamt drückt dabei ein Auge zu und duldet das – bis 2025. So ist es laut Stadtbauamt mit der Behörde abgestimmt.
Der Aufwand für die Kanalsanierungen und Aufweitungen geht dabei gehörig ins Geld: Allein für die Schadensklassen 0 und 1 und die Kanalaufweitungen bei den vier bisher untersuchten Abschnitten in Eberbach rechnen die Ingenieure mit Sanierungskosten von fast elf Millionen Euro. Die Komplettsanierung käme gar auf 18 Millionen.
Die Stadt hofft dabei noch auf Fördergelder. Um an die noch in diesem Jahr zu kommen, wurde als weiteres Ingenieurbüro Willaredt hinzugezogen, das die dafür notwendigen Unterlagen erstellen soll. Immerhin: Rund zwei Millionen könnte es als Zuschuss geben.