Von Marcus Deschner
Eberbach. In würdigem Bild präsentiert sich seit vorigem Jahr wieder das schmiedeeiserne Tor am Haupteingang des Eberbacher Friedhofs.
Lange hing das Tor schief zwischen zwei Sandsteinsäulen und ließ sich nicht mehr schließen. Dann nahm sich Johann Philipp Dilo, Geschäftsführer der gleichnamigen Eberbacher Maschinenfabrik, des zweiflügeligen Tors an. "Das stammt nämlich aus der Kunstschmiede meines Ur-Ur-Großvaters, die sich in dem Gebäude an der Ecke Kellereistraße/Rosengasse befand", erklärte er seinerzeit.
Der Handwerker hatte den gleichen Namen wie er. In der Firma habe sich hauptsächlich der Dilo-Nachwuchs mit Ausbildungsleiter Kai Bachert um das stark verrostete Eingangstor gekümmert. Zudem habe man mit einem Fachmann aus dem Hohenlohischen, der sich auf Oldtimer-Restaurierungen spezialisiert hat, zusammengearbeitet. "Ein Anliegen war es uns, mit der Restaurierung die Verbindung von alter Handwerkskunst und modernem Industriebetrieb zu zeigen", so Dilo.
Im rechten oberen Bereich des zweiflügeligen Tores ist noch der Firmenstempel der Kunstschmiede, der den Namen des damaligen Inhabers trägt, zu erkennen. Allerdings herrschte lange Unklarheit darüber, aus welchem Jahr genau das kunstvoll gebaute Eingangstor stammt.
Das konnte vor kurzem geklärt werden. Der mittlerweile im Ruhestand befindliche langjährige Stadtarchivar Dr. Rüdiger Lenz kramte in alten Akten. Und siehe da: Es fanden sich Unterlagen aus dem Jahr 1909, die Auskunft zu dem Tor geben. Preisangebote dafür wurden im Herbst jenes Jahres bei örtlichen Schlossereien eingeholt. Dabei waren in der "Ausschreibung" klare Vorgaben gemacht worden. " Der Unternehmer verpflichtet sich, zu einer soliden und meistermäßigen Arbeit und zur Verwendung nur guten Materials", heißt es darin. Und weiter: "Die Abrechnung für das Tor geschieht nach dem Gewicht und Zuschlag für das Schloss". Das Abmontieren des alten Tors sollte inklusive sein.
Bis zum 28. Oktober 1909 musste das Tor "fix und fertig angeschlagen" sein. Zudem war eine fünfjährige Garantiezeit Vertragsbestandteil.
Fünf Schlossereien gaben ihre Angebote ab. Darunter Heinrich Neuer, der für das Tor 182,52 Mark plus zwölf Mark für das Schloss haben wollte. Ludwig Beilstein stieg mit 234 Mark plus 20 Mark fürs Schloss ein. Schlossermeister Friedrich Müller forderte 282 Mark und zusätzlich 16 Mark fürs Schloss. Heinrich Veith wollte gar 329,30 Mark und zusätzlich 18 Mark für die Schließe.
Johann-Philipp Dilo erhielt schließlich laut Niederschrift der Stadt Eberbach vom 1. Oktober 1909 den Zuschlag, nachdem "im Beisein der Handwerksmeister die Angebote eröffnet" worden waren. Er verlangte den Archivalien zufolge 152,10 Mark plus 15 Mark fürs Schloss. Eine Investition der Stadt, die auch nach 110 Jahren noch Bestand hat.