Für die Weihnachtsfeiertage haben die Mitglieder des RNZ/EZ-Adventsaktionspartners Eberbacher Posaunenchor ein fünftes Musikerlebnis auf Youtube eingestellt. Foto: privat
Eberbach (fhs) Das Auf und Ab des Eberbacher Posaunenchores erweist sich als ebenso beweglich wie der Zug am Rohr des Instrumentes selbst: mal strotzte diese Gruppe voller junger Mitglieder und trennte sich nach Alterszugehörigkeit in zwei Einheiten, mal nahm die Aktivenzahl stark ab – insgesamt drei mal wurde diese mittlerweile 72 Jahre alte Eberbacher Institution nahezu "wiedergeboren". Für 2021 sind neue Werbemaßnahmen geplant, sobald Corona wieder verstärkt Nachwuchsausbildung zulässt.
"Ein Posaunenchor gilt unter Jugendlichen scheinbar als besonders uncool", greift Björn Becker ein gängiges Vorurteil auf. Dabei hat er selbst dies während seiner über 40 Jahre währenden Spieltätigkeit ganz anders kennengelernt. Neben der Musik im Rahmen evangelischer Familiengemeindearbeit in seinem Heimatort Bad Wildungen erlebte Becker auch andere Auftritte und Gemeinschaftserlebnisse, insbesondere auch mit dem Eberbacher Posaunenchor nach seinem Zuzug in die Stadt 2002.
Der hier 1948 gegründete Posaunenchor – damals einer der ersten in der Region – ist zwar Teil des evangelischen Gemeindelebens, entstand aber nach dem Krieg angeleitet von Senioren der Feuerwehrkapelle und ist später und bis heute in enger Zusammenarbeit mit der Musikschule Eberbach eine weitere Möglichkeit, in der Stadt am Blasinstrument ausgebildet zu werden.
Für die direkte Nachkriegszeit vermerkt die Chorchronik Schwierigkeiten beim Beschaffen der ersten Blasinstrumente. Mit Chorleiter Karl Specht waren über zwei Dutzend Bläser aktiv – 1951 sind 24 Namen vermerkt, und in den 1970er Jahren waren derart viele Jungbläser Mitglied, so dass Chorleiter Horst Langenbach sowohl einen Jugendposaunenchor als auch einen "Seniorenchor" führte. Weil Altersgründe, Beeinträchtigung durch Beruf und Studium sowie Wegzug die Zahl der Aktiven immer mehr senkte, kam es 1997 zu einer dritten Neuauflage der Choraktivitäten: Johannes Michel und Tobias Soldner begründeten die Zusammenarbeit zwischen den evangelischen Bläsern und der inzwischen entstandenen Musikschule Eberbach.
2008 entstand ein neues Organisationskonzept, und 2017 war der jüngste Chorleitungswechsel – Wolfgang Brecht übergab den Stab an Rie Miyamoto.
Die Hornistin und Musikschullehrerin leitet seither den Posaunenchor, der 2018 sein 70-jähriges Bestehen mit einem Festkonzert "Barock bis Moderne – Musik aus vier Jahrhunderten" in der Michaelskirche beging. "So ein Posaunenchor spielt nicht nur Choräle oder Telemann und Vivaldi", erklärt Becker.
Dixieland und anderer Jazz gehören ebenso zum Repertoire wie auch das Begleiten nicht-kirchlicher Veranstaltungen mit passender Musik wie etwa in diesem Ausnahmejahr erstmals den Neujahrsempfang der Stadt Eberbach.
Wie dann die Pandemie den ersten Lockdown erzwang, stellte der Chor einen ersten Auftritt "Wir wollen alle fröhlich sein" auf seinem YouTube-Kanal ein. Es folgte der Pfingstauftritt in Pleutersbach mit "Abschied vom Walde, o Täler weit, o Höhen", und jetzt an allen vier Adventssonntagen vorweihnachtliche Musik. Zum Christfest folgt ein fünfter Video-Beitrag.
Gleichzeitig hat der Posaunenchor die Benefiz-Adventsaktion von Rhein-Neckar-Zeitung/Eberbacher Zeitung zugunsten des Diakonischen Werks Eberbach mit individuell wählbaren Wunschliedern begleitet.
Unter normalen Umständen proben die derzeit 14 Aktiven des Posaunenchors immer donnerstags von 18.45 bis 20.15 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus am Leopoldsplatz.
Info: Wer beim Posaunenchor mitmachen möchte, kann unter www.ekieber.de oder über Armin Muff unter der Telefonnummer 06271/6445 Kontakt aufnehmen.