Solche bergeweise neben der Grünen Tonne aufgetürmte Kartons lässt die AVR stehen. Foto:privat/AVR
Von Jutta Biener-Drews
Eberbach/Schönbrunn. Auch dies ist eine Folge der Corona-Pandemie: Vermehrt werden in diesen Tagen Wohnungen und Speicher ausgemistet, kommen Einkäufe in großen und kleinen Kartons per Lieferservice und Post ins Haus. Die Erfahrung, dass dies auch ungute Auswirkungen auf ihre Müllabfuhr haben kann, bleibt Kunden der AVR nicht erspart. Denn bei der regelmäßigen Abfuhr der Grünen Tonne bleiben Haushalte jetzt immer wieder auf ihrem Verpackungsmaterial sitzen: Die Müllwerker lassen die manchmal Berge von Kartons einfach links liegen. Und nicht selten beschweren sich erboste Bürger deswegen bei der Abfallverwertungsgesellschaft in Sinsheim. In den meisten Fällen, so ein AVR-Sprecher auf Nachfrage, lässt sich der Ärger aber schnell aus der Welt räumen. Denn diese Abfuhr-Regel galt schon in Vor-Corona-Zeiten: "Beistellungen zur Grünen Tonnen mitzunehmen, sind eine freiwillige Leistung der AVR" und kein Pflichtprogramm.
Wenn Verpackungen außerhalb der Tonne bislang einfach mit entsorgt wurden, "dann geschah dies aus reiner Kulanz", erklärt der Sprecher. "Der Fahrer schätzt dabei ab, ob das Volumen des Fahrzeugs reicht". Einzige Ausnahme seien in Haushalten sporadisch anfallende große Kartonagen, zum Beispiel von einem Möbel- oder Großgeräteeinkauf. "Diese sollten dann aber leer, gefaltet und gebündelt neben der Tonne bereitgestellt werden. Befüllte Kartons werden als Beistellungen nicht mitgenommen."
Doch die Menge an Verpackungsmaterial habe sich unter Corona eben drastisch erhöht. Und viele AVR-Kunden halten es offenbar nicht für nötig, die Pappe ordentlich zu zerkleinern oder flach zusammenzufalten, sondern türmen Berge davon neben ihren Tonnen auf. Und sind dann überrascht, wenn sie ihre manchmal schon feucht gewordenen und durchweichten Pappkartons selber vom Straßenrand zusammenklauben müssen.
Dies dem AVR-Personal bei der regelmäßigen Abfuhr zuzumuten, verbietet sich in Corona-Zeiten auch aus einem anderen wichtigen Grund. Um einer Infektionsgefahr vorzubeugen, arbeitet die AVR Kommunal seit März 2020 in einem Mehrschichtsystem, erläutert der Sprecher. "Dadurch werden die Kontakte der Fahrer und Lader in den Umkleide- und Duschräumen entzerrt." Damit das funktioniert, müssen die Schichten aber rechtzeitig beendet werden. Zur Mitnahme zusätzlicher Beistellungen fehlt also schlichtweg die Zeit, denn "die zu verladen ist wesentlich zeitaufwendiger als das Leeren von Behältern."
Das Problem betrifft nicht einzelne Kommunen oder Abfuhrbezirke, sondern ist im gesamten Rhein-Neckar-Kreis verbreitet. Und es tritt bei nahezu jeder Abfuhr der Grünen Tonne plus auf, sagt der Sprecher. Was also tun mit dem zusätzlichen Verpackungsmüll?
Wenn das Abfallaufkommen einmal die übliche Menge übersteigt, gibt es in den Verkaufsstellen im Rhein-Neckar-Kreis grüne Wertstoffsäcke zu kaufen. Zudem können Kartonagen kostenlos in den AVR- Anlagen etwa in Sinsheim angeliefert werden. Wenn das vorhandene Behältervolumen dauerhaft nicht ausreicht, kann die AVR gegen zusätzliche Gebühren größere oder mehr Behälter zur Verfügung stellen. Eventuell sei auch eine Anpassung an das zulässige gebührenfreie Behältervolumen möglich, heißt es dazu.