Die Gefahrenkarte dieses Bereichs zeigt, wo sich das aus Richtung Schafwiesenweg/Odenwaldstraße talwärts stürzende Regenwasser sammeln könnte. Karte: Stadtverwaltung Eberbach
Von Jutta Biener-Drews
Eberbach. Wann es zu Starkregenereignissen kommt, ist völlig unberechenbar. Auch wo diese Wolkenbrüche mit ihren oft auf kleinstem Raum konzentrierten Wassermassen niedergehen, lässt sich kaum vorhersagen. Aber dass inzwischen die Hälfte aller Überschwemmungsschäden in Deutschland durch Starkregen verursacht werden. Dass auch die Region in jüngerer Vergangenheit davon heimgesucht wurde, ist Grund genug, sich mit geeigneten Maßnahmen gegen die Gefahren solcher Ereignisse zu wappnen.
Seit 2016 gibt es einen Leitfaden für kommunales Starkregen-Management, herausgegeben von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz. Und Eberbach hat sich auf dieser Grundlage und gestützt auf 42.000 Euro Fördermittel ein umfangreiches eigenes Managementkonzept erarbeiten lassen. Es füllt fünf dicke Ordner und wurde für 66.400 Euro von dem Stuttgarter Ingenieurbüro Winkler und Partner erarbeitet. Vorige Woche wurde es dem Gemeinderat vorgestellt und einstimmig gutgeheißen.
Das Konzept unterscheide sich stark von Hochwasserrisikokarten, wo es nur um Überflutungen in ufernahen Bereichen geht, erläuterte Diplom-Geograph Joachim Liedl. Wolkenbrüche können eben auch Gebiete ohne oder mit nur sehr kleinen Gewässern treffen und hier durch Überschwemmungen, Sturzfluten, Geröll- und Schlammlawinen nicht nur hohe Sachschäden verursachen, sondern auch Menschenleben gefährden.
Gegliedert ist das Werk in die Bereiche Informationsvorsorge, wo es um die Möglichkeiten geht, Bürger und Öffentlichkeit in geeigneter Form über Starkregen-Risiken zu unterrichten; in Kommunale Flächenvorsorge, die darauf abzielt, Maßnahmen zur Starkregen-Vorsorge in die Bauleitplanung aufzunehmen. So etwa für das Neubaugebiet Schaf-/Wolfsacker. In über das Planerische hinausgehenden kommunalen baulichen Maßnahmen zur Vorsorge und zum Schutz, widmet es sich dem Krisenmanagement: Was lässt sich im Vorfeld durch Alarm- und Einsatzpläne tun, was zur Schadensvermeidung und schließlich zur schnellen Wiederherstellung des Normalzustands?
Für das Starkregen-Management in Eberbach untersucht wurde dessen über 20 Quadratkilometer große Gesamtgemarkung mit sämtlichen Ortsteilen und einer Siedlungsfläche von über 5,4 Quadratkilometern. Die weitaus größeren Außengebiete werden überwiegend forst- und landwirtschaftlich genutzt, hält die Untersuchung fest. Und leitet daraus die besondere Bedeutung ab, die in Eberbachs Hanglagen Wäldern und landwirtschaftlichen Flächen für den Rückhalt von Oberflächenwasser zukommt.
Welchen Risiken die zentralen öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Alten- und Pflegeheime, Feuerwehren, Polizei, Bahnhof Rathaus ausgesetzt sind, ist in besonderen Risikosteckbriefen erfasst. Differenziert wurden die Gefahrenszenarien nach seltenen (30-jährlichen), außergewöhnlichen (100-jährlichen) und extremen Starkregen-Ereignissen mit dann bis zu 128 Litern pro Stunde auf den Quadratmeter.
Als besonders durch Oberflächenwasser gefährdete städtische Gebiete weist die Untersuchung unter anderem nördlich des Itterkanals, zwischen Itterkanal und Itter, Neckardraht, Innenstadt, Hohenstaufen-Gymnasium, Edelmannswiese und Stettenrampe, Neckarhälde und Gammelsbachtal aus.
Spitzenfließgeschwindigkeiten könnten die Wassermassen etwa im Quellenweg erreichen. Zu den gefährdeten tief liegenden Bereichen, in die in kurzer Zeit sehr viel Hangwasser fluten kann, gehören etwa die großen Supermarktparkplätze im Neuen Weg oder die Parkplätze an der Güterbahnhofstraße.
Ob und welche konkreten Einzelmaßnahmen das Konzept nun zur Folge haben wird, bleibt abzuwarten. Denn die müssen laut Stadtbaumeister Steffen Koch noch geplant werden.
Info: Starkregen-Konzept mit Gefahrenkarten sind öffentlich im Stadtbauamt einsehbar. Im Zimmer 3.03 zu den üblichen Öffnungszeiten und nach telefonischer Vereinbarung. Eine Veröffentlichung soll online auf der städtischen Homepage erfolgen. Fragen unter Telefon 06271/87275.
Auch die Güterbahnhofstraße und die hier gelegenen Parkplätze könnten bei einem extremen Wolkenbruch unter Wasser gesetzt werden. Foto/Repro: Jutta Biener-Drews