Sind im Getränkehandel ein eingespieltes Team: (v.r.) Richard und Iris Knopf, Julian Stößer und Annerose Uhrig. Noch handschriftlich verfasste Steuerbevollmächtigter Robert Sauer senior 1978 die Eröffnungsbilanz (l.). Fotos: Marcus Deschner
Von Marcus Deschner
Eberbach. "Ohne Familie geht so was nicht", sagt Richard Knopf. Auf den Tag genau seit 40 Jahren betreibt er einen Getränkehandel. Doch damit ist bald Schluss. Belieferungskunden werden noch bis November betreut, bis zum 31. Dezember dieses Jahres geht seinen Worten zufolge der Abholmarkt "Im kleinen Bruch" in altbewährter Weise weiter. Dann startet der Abverkauf noch vorhandener Getränke, spätestens zum 31. März 2019 sollen Gebäude und Freiflächen dort komplett leer sein.
Einen Nachfolger hat Knopf nicht gefunden, die Vereine, Gastronomiebetriebe und Kantinen werden aber künftig von Robin Kabel von der Beerfeldener Firma Getränke Rexroth versorgt.
"Alles begann am 12. Oktober 1978", erzählt Richard Knopf und zeigt auf die noch handschriftlich von Steuerbevollmächtigtem Robert Sauer senior verfasste 19 Seiten enthaltende Eröffnungsbilanz. Damals startete der gelernte Industriekaufmann sein Getränketaxi von der Rockenauer Straße 117 aus. Mit einem Lkw ging’s von Haus zu Haus, um Flüssiges zu verkaufen. "In der damaligen Zeit gab’s noch etliche weitere Getränkehändler wie Eckstein, Rebscher, Denk, Baumeister und Knauber", erinnert er sich. Doch die sind längst ebenso Geschichte wie der "Befreier vom Durst", der zwischenzeitlich im Neuen Weg angesiedelt war. Durch Service und Engagement habe man rasch immer mehr Heimdienstkunden gewonnen.
Anfang der achtziger Jahre sei dann der erste Getränke-Abholmarkt in den Räumen der früheren Firma Berlinghof an der Alten Dielbacher Straße hinzugekommen. Nachdem sich der Käufer der Rosenbrauerei, die Brauerei Cluss aus Heilbronn, aus Eberbach zurückgezogen hatte, pachtete Knopf 1993 deren Halle "Im kleinen Bruch" und erwarb diese fünf Jahre später. Da firmierte er unter "Getränkeland Knopf", gab auch den Heimlieferservice auf und konzentrierte sich ganz auf den Abholmarkt sowie Gastro- und Vereinsbelieferung.
Getränkehändler hört nach 40 Jahren aufAuch viel anderes habe sich im Laufe von vier Jahrzehnten verändert, betont der Händler. So habe sich nicht nur seine Mitarbeiterzahl von zwei auf vier "plus einige Aushilfen" gesteigert. Selbstredend war über die ganze Zeit auch Ehefrau Iris dabei. Die Auswahl an Getränkesorten habe sich stark vergrößert. So war anfangs mit Dinkelacker nur eine Sorte Bier im Angebot, heute sind’s Dutzende. Ähnlich beim Mineralwasser, wo zunächst nur Remstaler zur Verfügung stand. Heute kann man nicht nur unter etlichen Marken auswählen, sondern diese unterscheiden auch noch zwischen "mit Kohlensäure", "Medium" und "Still".
"Der Kunde will Vielfalt", weiß der Getränkefachmann. Aus einer Mappe kramt Knopf Medienberichte, die er über seine Tätigkeit gesammelt hat. Darauf ist er auch zu sehen, wie er vor Jahrzehnten das erste Weizenbier vom Fass in Eberbach mit dem damaligen Kurhauspächter anzapfte. Oder ein Bild vom Leopoldsplatz von oben aus dem Jahr 2014, das am Faschingsdienstag würfelartig fünf Knopf-Getränkestände, dicht umlagert von Menschenmassen, zeigt. 25 Jahre lang betrieb er mit seiner Familie auch einen stets gut besuchten Bierstand auf dem Kuckucksmarkt.
"Es ist ein Knochenjob", bilanziert der Mann, der kommenden Januar 65 wird über seine 40 Jahre im Getränkegeschäft. Aber er sei "mit Herzblut dabei gewesen", auch wenn er immer mal wieder nachts zwecks Nachlieferungen aus dem Bett geklingelt worden sei. Das Käuferverhalten habe sich aber auch geändert, "Beratungsklau" etwa bei Weinen, die dann übers Internet gekauft werden, habe er auch schon erlebt. "Es laufen bereits Verhandlungen", sagt er über die Zukunft der bald leer stehenden Immobilie.