Welche Folgen wird Corona im Eberbacher Wirtschaftsleben mit sich bringen? Derzeit beantworten Geldinstitute am Markt die Frage nicht oder nur ausweichend. Foto: Hüll
Eberbach. (fhs) Ihre Welt sind die Zahlen und Fakten – folgererichtig bringt man Vertreter des Bankwesens in Schwierigkeiten, wenn man sie um einen Ausblick auf die wirtschaftliche Lage in einem Marktbereich "Eberbach und Umgebung" – also quasi um einen Blick in die Glaskugel" – bittet. Erwartungsgemäß erfordert eine Antwort Zeit und fällt dann eher allgemein aus – Motto: "Das kommt ganz darauf an".
Zu keiner Antwort auf eine entsprechende Anfrage in der Lage sieht sich Eckehard Saueressig, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Neckartal mit Hauptsitz in Eberbach.
Susanne Poser hat die undankbare Aufgabe für den Vorstand der Sparkasse Neckartal Odenwald übernommen, eine Art Zukunftsbild wenigstens in Schattierungen anzudeuten: "Ob wir im weiteren Verlauf des Jahres 2021 von einer hohen Nachfrage und Zusage nach Krediten ausgehen können, hängt auch davon ab, wie lange die Corona-Pandemie noch dauern und wie sich diese entwickeln wird."
Die Sparkasse Neckartal-Odenwald umfasst mit ihrem Geschäftsgebiet Mosbach, Buchen, Osterburken sowie eben auch Eberbach. Die Bank unterhält vier Hauptstellen, 17 personenbesetzte sowie 17 Selbstbedienungs-Geschäftsstellen und zwölf flexibel zur Verfügung stehende Firmenkundenberater. Im Gesamtgebiet war ihr Geschäftsjahr 2020 wie das aller Sparkassen von der Corona-Pandemie geprägt. Im Vergleich zu 2019 konnte das Kreditvolumen der gewerblichen Kunden erneut gesteigert werden.
Die Zuwächse zeigen sich allerdings deutlicher als bei den Bestandszahlen, bei denen auch Rückzahlungen und Sondertilgungen enthalten sind, vor allem bei den Zusagen neuer Darlehen. Poser: "Diese Zuwächse resultierten unter anderem nicht nur aus den Liquiditätshilfen im Rahmen der Coronahilfen, sondern auch aus einer sehr deutlichen Steigerung bei Förderkrediten für Investitionen in das Anlage- und Umlaufvermögen der Unternehmen."
Diplom-Volkswirt Sebastian Debes vom Referat "Wirtschaftswissenschaftliche Analysen, Arbeitsmarkt, Außenhandel" des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg hat für das ganze Land eine Einschätzung der wirtschaftlichen Lage zum Januar veröffentlicht.
Danach gab es deutliche Rückgänge, aber auch Profiteure der Krisensituation. So ist etwa der Maschinenbau mit einem Jahresminus von 16,7 Prozent stark in Mitleidenschaft gezogen worden, während beispielsweise Unternehmen der Datenverarbeitungstechnik , Elektronik oder der Pharmabranche 2020 eine konstante Umsatzentwicklung verzeichneten.
Bei "Pharma" legte der Umsatz vor allem im März 2020 stark zu und bewegte sich von Januar bis September 2020 um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr nach oben. Der Umsatz im Groß- und Einzelhandel Baden-Württembergs verzeichnete 2020 Zuwachsraten von 3,6 und 1,6 Prozent.
Das Plus im Einzelhandel war laut Debes allerdings zu einem großen Teil auf Online-Bestellungen zurückzuführen (plus 17,8 Prozent zwischen Januar und September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Der Umsatz im stationären Einzelhandel stagnierte dagegen (minus vier Prozent).
"Historisch einmalig" hingegen seien die enormen Umsatzeinbußen im Gastgewerbe des Landes. Die hier Beschäftigten werden laut Debes weiter unter den coronabedingten Einschränkungen leiden.
Volkswirt Debes: "Ganz entscheidend hängt die wirtschaftliche Entwicklung jedoch vom weiteren Infektionsgeschehen ab, und wie schnell die Bevölkerung gegen das Virus geimpft werden kann." Für den kleinen Marktausschnitt Eberbach wagt Susanne Poser keinen Ausblick, was in den einzelnen Bereichen hier zu erwarten sein könnte. Poser: "Wir stehen in engem Kontakt zu unseren Kunden aus allen Branchen und erhalten somit regelmäßig Berichterstattungen über die aktuelle Situation." Die Beratungsangebote erfolgten zu konkreten Maßnahmen, um die Zahlungsfähigkeit der Kunden zu erhalten oder sicherzustellen. Je nach Einzelfall werden dabei die Förderprogramme der KfW bzw. der L-Bank, die Corona-Sonderprogramme mit angeboten.
Bankerin Poser: "Nach unserer Einschätzung wird die Entwicklung der einzelnen Branchen vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie abhängen. Die Sorgen unserer Kunden, unter anderem der Gastronomen und örtlichen Einzelhändler, nehmen wir sehr ernst."