Von Martina Birkelbach
Eberbach-Friedrichsdorf. Was namenlos mit Rasta-Locken und Riesenjoint 2006 bei den Faschingsumzügen in Hirschhorn und Mudau begann, setzte sich drei Jahre später als "Die Wilden aus dem Ittertal" beim Eberbacher Umzug fort. Inzwischen ist die bunt gemischte Gruppe aus dem knapp 300 Einwohner starken Eberbacher Ortsteil Friedrichsdorf von keinem der Umzüge mehr wegzudenken. Kostüme und Wagen wurden im Laufe der Jahre immer aufwendiger, in Mudau gab’s mehrfach Prämierungen. Gruppenorganisator Lutz Friedrich (39) berichtet von den Vorbereitungen und den neusten Neuigkeiten.
HEL-HAU, Herr Friedrich, haben Sie im vergangenen Jahr, als Sie zum Zehnjährigen als absolut wilde Indianer vom Stamm der Ittertaler durch die Straßen und Gassen zogen und die Massen begeisterten, endlich einen eigenen Schlachtruf gefunden? HEL HAU…klang und klingt doch super…
Ja, klingt in der Tat nicht schlecht und hat natürlich sehr gut zu den Indianern gepasst. Bisher haben wir darüber allerdings noch nicht gesprochen. Aber ich werde das im Rahmen unserer Vorbereitungen in der Gruppe ansprechen. Vielleicht entschließen wir uns dazu, den Schlachtruf wirklich zu übernehmen. Ansonsten darf uns natürlich jeder grüßen, wie er möchte, und bekommt sicher die passende Antwort.
Die „Wilden aus dem Ittertal“ als Indianer im vergangenen Jahr beim Eberbacher Faschingsumzug . Archivfoto: Martina BirkelbachWie sieht es denn mit den Vorbereitungen für die Umzüge in diesem Jahr aus und wann haben sie angefangen, sich psychisch und physisch vorzubereiten?
Leider waren die Gedanken dieses Jahr nicht so einfach zu fassen, da wir einen sehr tragischen Verlust in unserer Gruppe hinnehmen mussten.
Unsere aktiven Vorbereitungen laufen seit Dezember vergangenen Jahres. Seither sind wir regelmäßig mehrmals in der Woche mit dem Schneidern der Kostüme und mit der Gestaltung des Wagens beschäftigt. Bisher liegen wir ganz gut im Plan.
Kommt der Neun-Meter-Lastkraftwagen wieder zum Einsatz und bauen und werkeln Sie noch vor Ort, also alles noch "Made im Ittertal"?
Seit 2012 setzen wir auf ein Gespann bestehend aus Traktor mit einem Neun-Meter-langen-LKW-Anhänger. Mit diversen Anbauten und zusätzlichen Handwagen etc. ist unser Platzbedarf in der Aufstellung und während der Umzüge schon einiges größer. Dies auch nicht zuletzt aufgrund einer hohen Teilnehmerzahl, die als Fußgruppe den Wagen begleitet. Alle aktiven Vorbereitungen finden in Friedrichsdorf statt. Da möchte ich gerne allen Unterstützern herzlich danken, dass wir diese tollen Möglichkeiten für unsere Gruppe haben.
Alle Arbeiten für die Faschingsumzüge sind bei den Wilden „Made im Ittertal“. Foto: privatWelche Umzüge stehen auf dem Plan?
Hier bleiben wir unseren Traditionen treu: Wie in den vergangenen Jahren ist der Umzug Hirschhorn am Sonntag (23. Februar) unser Auftakt. Am Rosenmontag sind wir zu Gast in Mudau und am Dienstag (25. Februar) feiern wir das Finale beim Umzug in Eberbach.
Wie viele Gruppenmitglieder gibt es zurzeit?
In diesem Jahr ist unsere Gruppe knapp 40 Personen stark.
Und die kommen alle aus dem Ittertal oder gibt‘s auch Fremdgänger?
Der allergrößte Teil kommt natürlich aus dem badischen Ittertal, aber der hessische Teil ist auch nicht zu verachten (grinst). Dazu gesellen sich Teilnehmer aus Eberbach, von der Höh’ und sogar aus dem Raum Aschaffenburg.
Von eins bis 71 Jahren bewegte sich die Altersspanne der Mitglieder im vergangenen Jahr. Hat sich das auf zwei bis 72 nach oben verschoben oder anders entwickelt?
Ja, die Kleinen und die Großen – und alle anderen wahrscheinlich auch (lacht) – sind ein Jahr älter geworden. Ich bin sehr froh, dass wir hier eine so große Altersspanne vorweisen können und wir dadurch bei allen Tätigkeiten einen Rundumblick von verschiedenen Generationen haben. Dies macht unsere Gruppe zu etwas Besonderem.
Wilde Ittertaler bauen am Wagen; die Indianer-Aufschrift muss noch weg. Foto: privatJetzt haben Sie mir schon teilweise eine Antwort auf die nächste Frage geliefert (lacht auch). Was macht Ihre Gruppe noch aus?
Wie in allen Jahren zuvor bin ich fasziniert, wie aktiv, engagiert und motiviert alle Teilnehmer bei den Vorbereitungen sind. Jeder bringt seine Möglichkeiten mit ein und trägt so auch dazu bei, dass wir rechtzeitig zu den Umzügen mit allem fertig sind und dann gemeinsam feiern können. Trotz der vielen Arbeit kommt der Spaß auch nicht zu kurz – so bleiben auch immer tolle Erinnerungen für alle, die dabei waren. Auch unter dem Jahr bleibt ein großer Kern, auf den man in schönen und auch traurigen Momenten zählen kann.
Was bedeutet Ihnen Fastnacht im Allgemeinen?
Eine schöne Tradition, die vielleicht in unserer heutigen Zeit immer wichtiger wird, zu erhalten. Hier zählt noch, gemeinsam etwas zu unternehmen und als Gruppe an einem Strang zu ziehen. Nicht alles, was man macht, muss immer Sinn machen und ernst genommen werden. So kann man doch dem Alltag mit allen Aufgaben und Zwängen etwas entfliehen und sich gemeinsam freuen und einfach Spaß haben.
Haben Sie noch einen Wunsch, für Friedrichsdorf und für die Wilden?
Für unsere Gruppe wünsche ich mir, dass wir unseren Zusammenhalt auch weiterhin erhalten können und auch zukünftig gemeinsame Aktionen machen können.
Die wichtigste Frage, also die, auf die alle gespannt warten: Als was werden Sie dieses Jahr auf Tour gehen?
Ach ja, da war noch was… vor lauter Vorbereitung wissen wir selbst noch nicht, was es wird (klingt nicht überzeugend).