Charalampos Lappas und Lamprini Karzi im „Sunrise“. Im Lokal und draußen auf der Terrasse ist vor dem Neustart noch sehr viel Stühlerücken angesagt. Foto: Biener-Drews
Von Jutta Biener-Drews
Eberbach. Keiner der Gastronomen im Ländle wurde durch den Corona-Lockdown so lange auf die Folter gespannt, wie die Kneipenwirte. Aber nach wochenlangem Stillstand dürfen jetzt auch sie wieder Gäste bewirten. Am ersten Junitag nach Pfingsten steht der Wiedereröffnung der Schankwirtschaften, wie diese Art Gastrobetriebe im Unterschied zu Speisewirtschaften heißen, nichts mehr im Wege – sofern sie in ihren Innenräumen die bekannten Abstandsregeln und Hygienestandards befolgen. Das heißt: Der Tresen ist bis auf weiteres tabu und der Platz in diesen geselligen Treffpunkten, in denen in Eberbach meist auch Rauchen erlaubt ist, oft Fußball geguckt und auch Automatenspiele oder Dart angeboten werden, wird für weitaus weniger Leute reichen als gewohnt. Vorausgesetzt, er reicht überhaupt.
Am Freitag sahen längst nicht alle Kneipen in der Eberbacher Innenstadt nach einem kurz bevorstehenden Neuanfang aus: mit Folie verklebte Fensterscheiben, runtergelassene Rollläden, zerlegte Möbel im Lokal, leere Angebots-Schaukästen an den Eingangstüren vermittelten den Eindruck, dass neues Leben in der Bude zumindest noch eine zeitlang auf sich warten lassen werde. Wie es aussieht, wird mit Gerardo Magliulo vom Café "Bella Italia" in der Adolf-Knecht-Straße auch nur ein einziger Kneipier gleich am 2. Juni wieder für Gäste da sein. Aber zwei andere senden zumindest schon klare Aufbruchsignale.
Das "Querbeet" präsentiert sich momentan noch als Baustelle. Vasu Tsomba, die das Datum des erlaubten Neustarts wohl deswegen noch gar nicht auf dem Schirm hat, muss ihrem eigenen Zeitplan folgen. "Wahrscheinlich eröffnen wir wieder am 15. Juni", sagt sie, schiebt den die Tür verhängenden Folienschleier beiseite und tritt heraus in die Bahnhofstraße, wo die Gäste ihres Bistros dann auch wieder unter freiem Himmel bedient werden. Vorläufig herrscht aber noch staubige Leere, und Vasu Tsomba lächelt auf die Frage, wie sie nach dem Lockdown zurechtkommt, tapfer: "Muss ja".
Im "Sunrise" in der Brückenstraße gehört Charalampos Lappas zu denjenigen, die jetzt tatsächlich die Sonne wieder aufgehen sehen. Zumindest am Telefon äußert sich der 56-Jährige mit robuster Fröhlichkeit über die Misere und lacht viel. Quälende Wochen hat auch er hinter sich, "überstanden, so wie andere auch. Aber was soll man machen?" Wieder aufmachen will er sein Café und Bistro mit "Biergarten" an der Brückenstraße aber erst am Donnerstag oder Freitag nach Pfingsten. Zuerst war das neue "Malibu" nebenan an der Reihe, wo auch Snacks auf der Karte stehen, und das daher schon diesen Donnerstag eröffnen durfte. Lappas lässt das "Sunrise" als Familienbetrieb laufen, Frau und Tochter arbeiten mit. Im Innern des Lokals, das bis 1 Uhr, am Wochenende bis 3 Uhr geöffnet hat, müssen jetzt noch kräftig Stühle gerückt und alles auf Abstand gebracht werden. Um die zwanzig Gäste passen am Ende noch rein, schätzt Lappas, der Tresen ist natürlich Sperrbezirk. Ob sich der Betrieb für ihn unter diesen Bedingungen denn lohne? "Besser wie nix!", ist Lappas überzeugt. Denn: "Wir haben doch keine andre Wahl!" Nur zumachen, "das machma net!", ist der "Sunrise"-Wirt entschlossen, die Krise durchzustehen. Aber wie das nächste Woche alles praktisch funktionieren wird, wie bei allem zusätzlichen Aufwand für Desinfektion, Registrierung der Gäste, und "wenn man die Leute ständig auf die Maskenpflicht hinweisen muss", stimmt Lappas und seine Frau Lamprini Karzi schon auch nachdenklich.