Die Decke des Erdgeschosses für den ins fünfte Jahr gehenden Neubau in der Bahnhofstraße 2 wurde vorige Woche geschlossen. Foto: Rainer Hofmeyer
Von Rainer Hofmeyer
Eberbach. Fast auf den Tag genau drei Jahre ist es her, dass das Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises die Baugenehmigung für das Wohn- und Geschäftshaus in der Bahnhofstraße 2 erteilt hat - noch ohne Baufreigabe. Das war am 24. Januar 2018. Doch den Start des Projektes gab es schon im Jahr zuvor. Inzwischen wartet Architekt Peter Kluge jeden Tag auf den "Roten Punkt". Darüber ist er so erleichtert, dass er ihn eigentlich "an die Giebelwand des Nachbarhauses" projizieren will. Damit jeder sieht, dass es auf der Baustelle läuft.
Den Fortschritt kann man tatsächlich sehen: Es geht nach oben. Der Keller ist inzwischen geschlossen. Vorige Woche wurde die Decke über dem Erdgeschoss verlegt. Sie wird nunmehr einbetoniert. Ein Prüfstatiker gibt Geschoss für Geschoss frei. Die Decken des Gebäudes werden in einem Betonwerk vorfabriziert vorgefertigt und müssen jeweils von einem Ingenieur genehmigt werden.
Das Vorhaben gegenüber der Michaelskirche hat inzwischen vier Jahreswechsel hinter sich. Der Bauantrag für das neue Gebäude wurde 2017 gestellt, das alte Koch’sche Haus abgerissen. In der Nachkriegszeit beherbergte es die gleichnamige Metzgerei - mit Wurstküche und Laden. Zuletzt war dort ein Tabak- und Geschenkeladen untergebracht. Wenn der Neubau fertig ist, wird wohl ein weiterer Dönerladen die Vielfalt der Eberbacher Gaststättenlandschaft vervollkommnen. Unmittelbar nach dem Abriss des zweistöckigen Hauses stockte das Projekt. Der Keller konnte nicht ausgehoben werden. Der Baubescheid des Landratsamtes blieb aus. Architekt Kluge und Bauherr Necmeddin Aydemir drohten dem Kreisbauamt per Anwalt, mit Fristsetzung zum Oktober 2017.
Die Baugenehmigung kam Ende Januar des Folgejahres. Und damit gab es die ersten handfesten Probleme. Für die geplante Gaststätte waren fünf, für die Wohnungen drei Stellplätze anzulegen oder abzulösen. Auf 13 Fahrradstellplätze und einen Kinderspielplatz wurde großzügig verzichtet. Die für die Bahnhofstraße notwendigen Stellplätze wurden inzwischen am Scheuerberg angelegt. Eigentlich eine amtliche Farce.
Den nächsten Stopp ordnete im Frühjahr 2019 das Denkmalamt an. Bei den Grabarbeiten im Keller wurde ein Abschnitt des Fundamentes der Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert freigelegt. Bis die amtliche Expertise und die Freigabe für das Abtragen des alten Fundaments vorlagen, vergingen erneut Wochen. Dann hat die Stadt die historischen Steine gesichert und im Bauhof gelagert.
Im Oktober 2020 sperrte das Landratsamt dann die Baustelle - aus Sicherheitsgründen. Im fünften Jahr seit dem Start des Bauvorhabens scheint das neue Gebäude am exponierten Platz an der Ecke von Hauptstraße und Bahnhofstraße in den nächsten Monaten Wirklichkeit zu werden.
Im Frühjahr wird dann vielleicht auch der alte Steinbrunnen von 1844 unbeschadet freigelegt und plätschern, der jetzt hinter dem Bauzaun und unter Baumaterial verschwunden ist.