Abstandsregeln überall, auch beim Stand des Markthandel Wenz. Doch die Kunden sind zivilisiert und achtsam. Foto: Martina Birkelbach
Von Martina Birkelbach
Eberbach. Da gab es wohl Gerüchte, dass der Wochenmarkt nicht mehr stattfindet. Nichts dergleichen ist der Fall, die Verkaufsstände an der frischen Luft auf dem Leopoldsplatz sind nach wie vor an den üblichen Tagen aufgebaut: Dienstag, Donnerstag und Samstag. Wie immer stehen die Marktbeschicker in teilweise wechselnder Besetzung bereit. Fast wie immer, es gilt wegen des Coronavirus die Regeln zu beachten, vorrangig den Sicherheitsabstand.
"Ich bin überrascht, dass der Abstand so gut eingehalten wird", sagt Jürgen Lamade. Es bilden sich ganz von alleine verschiedene "Kurven" auf dem Markt. Einmal ist eine Kundin direkt auf seinen Stand mit Käsespezialitäten zugesteuert und wünschte bedient zu werden. "Sie hat die Kundenschlange gar nicht gesehen, dachte, bei mir ist gerade nichts los", erzählt der Geschäftsmann. Doch alles war in Ordnung, nachdem die Kundin darauf hingewiesen wurde, sich doch bitte hinten anzustellen. "In der vergangenen Woche war mehr Betrieb als sonst. Der Samstag war gut, heute ist es fast normal", resümiert Lamade am Dienstag die Kundenfrequenz auf dem Platz.
"Es gibt keine Lieferengpässe, die Ware kommt nach." Dass immer noch in den Supermärkten gehamstert wird, kann er nicht verstehen. Auch an seinem Stand wurde gehamstert, aber nur in den ersten Tagen der Corona-Meldungen. "H-Milch war da sehr gefragt, in großen Mengen – aber jetzt ist alles wieder normal."
"Es wird wohl mehr selber gekocht", vermutet Ralph Brenneis. An seinem Stand der gleichnamigen Gärtnerei ist die Nachfrage nach Gemüse zurzeit sehr groß. "Stress kommt nicht auf. Die Leute sind alle unglaublich diszipliniert und halten Abstand. Alles hat sich sukzessive so eingespielt." Und bei allem Ernst der Lage, empfiehlt Fastnachter Brenneis, auch den Humor nicht zu verlieren.
"Insgesamt mehr Betrieb" ist am Backwaren-Stand von Magdalene Pawelek. "Die Menschen sind alle miteinander sehr diszipliniert", lobt auch sie.
"Wir sind ja hier an der Front", sagen die beiden Verkäuferinnen am Stand mit den Putenspezialitäten. Die Kunden davor halten sogar einen Abstand von drei Metern nebeneinander ein. "Vorbildlich und sehr diszipliniert." Eher Ältere und Menschen in den "mittleren Jahren" kaufen derzeit bei ihnen ein, "nicht so viele Mütter mit Kindern". Aber es werde sicher mehr gekocht zuhause. Auch sie sind der Meinung, dass in der vergangenen Woche mehr Betrieb an ihrem Stand war als sonst, und dass in dieser Woche der Betrieb wieder so ist wie vor Corona.
"Brav und ordentlich" verhalten sich die Kunden am Backwaren-Stand von Jörg Schubert aus Aglasterhausen. Und auch bei Heidi Hauck aus Obrigheim gehen Eier, Nudeln und Honig ohne Probleme an die Käufer: "Ein ganz großes Lob. Alle sind so diszipliniert und halten Abstand", freut sie sich. Sowohl bei Schubert als auch bei Hauck hat sich der Ansturm der vergangenen Woche nun wieder auf "normal" eingependelt.
Die zusätzlichen Glasscheiben am Stand der Metzgerei Zimmermann sind eigentlich für den Winter gedacht. "Jetzt sind sie auch zum Schutz vor Corona", sagt Manuela Zimmermann. "Man merkt, dass mehr gekocht wird, es ist mehr los", sagt sie. Die Abstandsregeln werden akzeptiert, "und wer es mal vergisst, den mache ich darauf aufmerksam". Ansonsten hat sich nichts geändert: "Wasser, Seife mit Desinfektionsmittel und Handschuhe sind bei uns sowieso immer angesagt".
Gabi Lechner ist erstmals auf dem Markt dabei. Sie hat ihr Sortiment umgestellt, von Textilien auf Mehl und Getreide. Foto: Martina Birkelbach"Anfangs gab es ein wenig Hamsterkäufe, etwa Kartoffeln, aber das hat sich inzwischen gelegt. Aber es wird insgesamt mehr gekauft – mehr Frisches, weil die Menschen mehr zuhause kochen", berichtet Maik Strähle vom Markthandel Wenz. Auch bei ihm sind die Kunden "sehr zivilisiert und achtsam – alle halten den Abstand ein". Wenn es mal jemand vergisst, macht Strähle auch auf die Regeln aufmerksam und "dann ist alles wieder in Ordnung". "Manchmal", erzählt er weiter, "weiß man auch nicht wo Anfang und Ende der Schlange ist, aber auch dann bleiben alle friedlich". Mittlerweile hat auch "der Letzte" kapiert, dass man Abstand halten muss. Am Samstag ist "super viel" Betrieb gewesen. Am Stand Wenz gibt es noch alles. Einzig wird auf geschnittene Sachen, wie etwa halbe Ananas oder halbe Sellerie verzichtet, "auch wenn es heißt, dass Bakterien nicht daran hängen bleiben können".
"Manchmal schimpft mal einer, wenn ihm ein anderer zu nahe kommt. Aber grundsätzlich sind die Kunden sehr diszipliniert", erzählt Vincenzo Caruso aus Sinsheim. Immer dienstags ist er mit seiner italienischen Feinkost in Eberbach vertreten. Aber auch bei seinen anderen Standorten in Heidelberg oder Eppelheim sei es nicht anders.
„Bitte kein Händeschütteln – Winken ist unbedenklich“, heißt es auf dem Plakat unter den Abstandsregeln an der Käsetheke von Jürgen Lamade auf dem Eberbacher Wochenmarkt. Und Lamade kommt der Aufforderung zum Winken auch selber gerne nach. Foto: Martina Birkelbach"Es macht Spaß zu arbeiten", sagt Karl-Hans Nagy aus Lobbach, der Räucherfischspezialitäten anbietet. Dienstags beginnt er seine Tour in Eberbach, dann geht’s an den anderen Tagen weiter, etwa nach Neckargemünd und Walldorf. Auch er berichtet ausschließlich von "disziplinierten Kunden".
Am Dienstag erstmals auf dem Eberbacher Wochenmarkt vertreten ist Gabi Lechner. Sie hat ihr Sortiment umgestellt, von Textilien auf frisches Mehl und Getreide aus der Region. "In den Supermärkten ist Mehl sehr knapp geworden", sagt sie. Von der Kundenresonanz ist sie "überrascht zufrieden" und plant, jetzt immer dienstags auf dem Wochenmarkt ihren Stand aufzubauen.