Nach diesem Vorbild in der Carl-Benz-Straße soll die neue Steuerungsanlage des RÜB 12 in der Neckaranlage emporragen. Der Gemeinderat sieht sich gestalterisch herausgefordert. Foto: jbd
Von Jutta Biener-Drews
Eberbach. Dass am äußersten Zipfel der Neckaranlage, im Dreieck zwischen Itter, Berufsschule und Bundesstraße, ein Regenüberlaufbecken im Erdreich verborgen ist, verraten oberirdisch die Schachtabdeckungen, Gitter, Rohrenden - und ein Schaltkasten. Die Anlage, kurz: RÜB 12, wurde Anfang der Neunzigerjahre gebaut und ist baulich und technisch so veraltet, dass sich Ausfälle mehren. Deswegen soll RÜB 12 jetzt grundlegend erneuert werden, zum Preis von 260 000 Euro. Der Gemeinderat stimmte dem Projekt am Donnerstag einstimmig zu, störte sich allerdings an der Optik des geplanten neuen Schaltkastens, dem zum Schutz vor Hochwasser ein zwei Meter hoher Betonunterbau verpasst werden soll. Dies ließ den Ruf nach gestalterischer Nachbesserung laut werden.
Was genau an diesem im Hochwasserbereich gelegenen Bauwerk zu ertüchtigen ist und wie das vonstatten gehen soll, darüber informierte im Ratssaal das mit der Entwurfsplanung beauftragte Sinsheimer Ingenieurbüro Willaredt. So soll das marode Betonbecken saniert, soll zu seiner Entleerung anstelle der Bestandspumpen eine wartungsarme Wasserförderschnecke eingebaut werden. Dieses Bauteil macht nebst der neuen elektrotechnischen Steuerung den aufwendigsten Teil der Maßnahme aus - mit Kosten von allein 117 500 Euro. Doch öffnet sich der Stadt, sobald das Wasserrechtsamt der geplanten RÜB-12-Erneuerung zustimmt, ja auch eine Fördermöglichkeit: die Sanierungskosten lassen sich mit der von ihr bezahlten Abwasserabgabe verrechnen, und zwar drei Jahre rückwirkend. 142 000 Euro jährlich fallen bei dieser Abgabe fürs Einleiten von Schmutzwasser in öffentliche Gewässer an und lassen sich entsprechend verringern. Und zumindest der Stadtsäckel erfährt zusätzliche Entlastung dadurch, dass, als Bestandteil der Abwasseranlage, die RÜB-Erneuerung "voll umfänglich über die Abwassergebühr refinanziert wird".
Da der Schaltkasten der elektrischen Anlage bislang abgebaut und gesichert werden muss und der Rest der Anlage überflutet wird, wenn der Neckar entsprechend weit über die Ufer tritt, soll die elektrotechnische Steuerung künftig auf ein Podest gehievt werden. Nicht bei jedem Hochwasser abmontiert zu werden, trägt dem Ingenieurbüro zufolge auch zur Verlängerung seiner Lebensdauer bei.
Peter Stumpf (AGL) war der Erste, der sich über das geplante Erscheinungsbild des höher gelegten Kastens in der Neckaranlage ärgerte. Für dieses, so Stumpf, "hässliche Bauwerk auf dem Podest" forderte er eine "ästhetisch ansprechendere" Gestaltung. "Schwierig" nannte dies auch im Blick auf die Kostenfrage Bauamtschef Steffen Koch, sinnierte allerdings, dass sich vielleicht mit "Begrünung arbeiten ließe". Warum das auffällige Teil nicht näher an die Berufsschule rücken könnte, "damit es aus dem Park verschwindet", wollte Rolf Schieck (SPD) wissen. Und plädierte für diese Lösung, "wenn es dabei nur um ein paar verlängerte Kabel für 300 oder 400 Euro geht". Mit Nachdruck wandte sich Georg Hellmuth (CDU) gegen die von ihm als "unsensibel" bezeichnete "Mauerscheibe in der Anlage", eine Alternative müsse - "in Relation zu den Kosten" - in die Beschlussvorlage eingearbeitet werden. Hellmuth zog darüber hinaus die Aussage in Zweifel, der Abbau des Schaltkastens bei Hochwasser verkürze dessen Lebensdauer und forderte dazu auf, dies abschließend zu klären.
Als zusätzlichen Punkt in die Sanierungsentscheidung aufgenommen wurde nun der von Bürgermeister Peter Reichert formulierte Satz, dass der Standort des RÜB-12-Schaltkastens "überprüft und optimiert wird, wenn es finanziell darstellbar ist". Die Maßnahme soll nach der Ausschreibung im Frühjahr beginnen und binnen zwei Monaten fertig sein.