Evelyn Holderbach arbeitet bei RB Leipzig in leitender Position
Die Götzingerin leitet den Bereich "Sales & Business Development". Die Emotionen im Sport faszinieren sie.

Götzingen/Leipzig. (rüb) Der Fußball ist nicht nur für viele die schönste Nebensache der Welt, sondern auch ein Millionen-Business, das noch immer stark von Männern dominiert wird. Doch auch in den Führungsetagen der Bundesligisten nimmt die Zahl der Frauen zu – eine davon ist die aus Götzingen stammende Evelyn Holderbach. Sie leitet seit 2018 den Bereich "Sales & Business Development" bei RB Leipzig. Sie kümmert sich vor allem um die Akquise neuer Partner und Sponsoren für RB Leipzig und deren Betreuung. Die RNZ hat sich mit ihr über ihr spannendes Tätigkeitsfeld und ihren Werdegang unterhalten.
Vom Abitur am Burghardt-Gymnasium bis in die Führungsetage des Fußball-Bundesligisten RB Leipzig: Wie ist dieser Weg für Sie genau verlaufen?
Nach dem Studium in Heidelberg und Montpellier (Mag. soc. oec. phil. Sportwissenschaft, Romanistik und VWL) und einem Auslandssemester in Frankreich war meine erste Station eine Agentur für Emotional Brand Building (der Prozess der Etablierung und Verbesserung der Identität einer Marke, Anm. d. Red.) in Frankfurt. Dort durfte ich direkt mit allen großen deutschen Sportsponsoren im Bereich Sponsoring und Markenaufbau in unterschiedlichen Sportarten arbeiten. Nach circa drei Jahren wechselte ich dann zum ZDF nach Mainz in das Produktmanagement und die Vermarktung von Sportsendungen. 2005 bekam ich dann ein tolles Angebot aus dem Ausland. Obwohl damals mit der WM 2006 ein großes Highlight in Deutschland bevorstand, wagte ich den Schritt ins spanische Valencia und in den Segelsport. Insgesamt arbeitete ich dann fast fünf Jahre für ein Schweizer Segelteam (Alinghi) im "America’s Cup".
Und dann ging es in die Fußballbranche ...
Ja, es folgten danach zwei Jahre in Amsterdam, drei Jahre Genf und vier Jahre Malta in unterschiedlichen Positionen – aber immer im Fußball. Meinen Traum, einmal direkt bei einem Club arbeiten zu dürfen, konnte ich mir dann 2018 erfüllen. RB Leipzig kannte ich aus meiner Zeit als Head of Sponsoring bei Tipico. Ich war damals schon von der Vision und den Strukturen des Clubs sowie von dessen riesigem – nicht nur sportlichem – Potenzial hinsichtlich Marke und Vermarktungsmöglichkeiten absolut überzeugt. Die moderne Ausrichtung von RB Leipzig zeigt sich nicht zuletzt in der Zusammensetzung des Management-Teams. Wir sind dort inzwischen zwei Frauen, das ist bei uns normal, aber eher noch eine Seltenheit in der Bundesliga und generell im Fußball.
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Sind Sie noch regelmäßig in Ihrer Heimat Götzingen?
Ja, meine Mutter lebt hier noch, und daher bin ich regelmäßig in der alten Heimat.
War die weite Welt des Sports schon früh Ihr Berufsziel?
Ja, durch meine unterschiedlichen Stationen im In- und Ausland konnte ich viele Facetten des gesamten Sportmarktes kennenlernen – Agentur, Medium, Rechteinhaber, Vermarkter, Verband. Es ist vor allem der emotionale Aspekt, der den Sport von vielen anderen Branchen unterscheidet. Das motiviert und fasziniert mich immer wieder aufs Neue.
Welche Arbeitsfelder umfasst Ihr aktueller Aufgabenbereich?
Schwerpunkt meiner Arbeit bzw. der Arbeit meines Teams ist die Partnergewinnung und das Partner-Management sowie Merchandising. Außerdem spielen die Themen Nachhaltigkeit und Internationalisierung eine zunehmend größere Rolle.
Bleibt da noch Zeit, selbst Sport zu treiben?
Ja, allerdings leider nicht mehr so viel wie früher. Tennis musste ich leider schon im Studium nach mehrfachen Knieverletzungen aufgeben. Heute halte ich mich vor allem durch Fitnessstudio, Radfahren und Laufen mit meinen Hunden fit.
Inwieweit haben Sie in Ihrer täglichen Arbeit mit den sportlichen Aushängeschildern Ihres Arbeitgebers, den Spielern, zu tun?
Wir sind trotz unseres schnell wachsenden sportlichen Erfolgs immer noch familiär, die Wege von der Geschäftsstelle zum Sport sind sicherlich etwas kürzer, als es bei einigen anderen Clubs der Fall ist. Mit den sportlichen Protagonisten selbst habe ich mit Blick auf meine Aufgabenfelder in meiner täglichen Arbeit persönlich allerdings weniger zu tun.

Verfolgen Sie die Spiele von RB intensiv und immer im Stadion?
Ja, ich bin bei allen Heimspielen im Stadion und versuche, auch bei einigen Auswärtsspielen mit dabei zu sein. Das gehört zu meiner Arbeit, macht mir aber auch viel Freude.
Mit Rasenballsport Leipzig assoziiert man natürlich sofort den Energy-Drink Red Bull. Wie viele weitere Sponsoren unterstützen aktuell den Verein?
Wir haben derzeit neben Red Bull vier Exklusiv-Partner, zehn Official-Partner, sechs regionale Partner und fünf Official Supplier. Dazu kommen noch einige Partner von RBLZ Gaming, dem E-Sports-Team und den RB- Leipzig-Frauen.
Ist es gelungen, verstärkt regionale Unternehmen – wie bei anderen Bundesligisten – ins Sponsoring einzubinden?
Auch wenn wir als Marke weiter national wie auch international wachsen wollen, ist die regionale Verankerung für uns sehr wichtig – auch bei der Auswahl der Partner. Wir haben dafür sogar eine eigene Partnerkategorie mit einem speziellen Rechteportfolio geschaffen. Es finden sich aber auch lokale Unternehmen auf den anderen Partnerebenen. Darauf sind wir sehr stolz, viele davon sind Partner der ersten Stunde oder langjährige Wegbegleiter. Zudem haben wir vor ca. eineinhalb Jahren den RB2B Business-Club ins Leben gerufen, wo wir vor allem regional ansässigen Mittelstandsunternehmen eine tolle Netzwerkplattform bieten.
Bei vielen Fußballfans werden Investorenmodelle wie das in Leipzig oder auch in Hoffenheim kritisch gesehen. Erschwert das Ihre Arbeit, oder ist RB Leipzig inzwischen eine so starke Marke, dass dies keine Rolle spielt?
Ganz im Gegenteil. Und natürlich gebe ich Ihnen Recht: RB Leipzig ist eine sehr starke Marke! Wir haben als Club eine rasante sportliche Entwicklung genommen und bis hierher schon eine tolle Erfolgsgeschichte geschrieben. Wir polarisieren als Verein sicherlich, aber das ist auch gut so. Zudem zeigen alle unsere Marktstudien, dass insbesondere die Arbeit des gesamten Vereins und sein einzigartiger Weg im deutschen Fußball geschätzt werden und mögliche Vorbehalte dadurch schon lange minimiert sind. Potenzielle Partner, die ja vor allem eine analytische Bewertung vornehmen, schätzen eine starke Marke in ihrem Partner-Netzwerk.
Abschließend noch eine sportliche Frage: Wer wird Deutscher Meister?
In dieser Saison möglicherweise wieder der FC Bayern, sie spielen einfach in einer anderen Liga. Zu gegebener Zeit ist ein Meistertitel sicher auch unser großes Ziel. Wir waren mit zwei Pokal-Finals in drei Jahren schon nah an einem Titel dran, aber es hat noch nicht sollen sein. Wir sind in den letzten Jahren immer gut damit gefahren, uns Schritt für Schritt zu entwickeln und auch unsere Leitplanken kontinuierlich, aber wohldosiert anzupassen. Unser Fokus liegt zunächst auf der Qualifikation für die Champions League.