Pilger ziehen durch die Straßen Walldürns – ein Anblick, den es in diesem Jahr nicht geben wird. Wegen der Corona-Pandemie wurde die Wallfahrt zum Heiligen Blut abgesagt. Foto: Achim Dörr
Walldürn. (RNZ/mün) Die Haupt-Wallfahrt zum Blutwunder in Walldürn fällt im Jahr 2020 aus. Das teilt am Donnerstagmorgen die Walldürner Wallfahrtsleitung mit. Nach ihren Angaben geht es um die Hauptwallfahrtszeit vom 7. Juni bis 5. Juli sowie besondere Wallfahrtstage außerhalb der Hauptwallfahrtszeit, wie die Motorrad-Wallfahrt am 30. Mai und die Fahrrad-Wallfahrt am 12. September. Ob es eine Verschiebung möglicherweise für eine oder zwei Wochen im Spätherbst gibt, das sei zwar denkbar aber noch unklar, heißt es bei den Veranstaltern.
"Wir alle bedauern dies sehr, aber aufgrund der Situation um die Corona-Pandemie sind wir uns der Verantwortung und Veranstalterrolle bewusst und müssen diesen Schritt gehen", so der Wallfahrtsleiter Pater Josef Bregula OFM Conv. in einer ersten Stellungnahme.
"Es ist unglaublich schade", sagte Bürgermeister Markus Günther über die Entscheidung. "Walldürn ist der größte eucharistische Wallfahrtsort in Deutschland. Die Wallfahrtsleitung und die Stadt Walldürn hätten beide ein großes Interesse, dass die Wallfahrt stattfindet." Jedoch sei das Risiko für die Pilger, das Seelsorger-Team und für alle Haupt- und Ehrenamtlichen schlicht und ergreifend zu hoch. Es sei traurig, aber in der momentanen Situation absolut die richtige Entscheidung. "Die Gesundheit hat oberste Priorität", so Walldürns Bürgermeister.
Der Ausfall habe auch negative wirtschaftliche Folgen für Walldürn. Es ist ein ökonomisch schwieriger Moment für die Stadt und den Tourismus. Nicht nur die Hotels, Pensionen und Gaststätten, sondern auch die Cafés und Einzelhändler profitieren jährlich von der Wallfahrt.
Mit mehreren Tausend Pilgern und vielen haupt- und ehrenamtlichen Helfern seien Hygienevorschriften und -maßnahmen kaum einzuhalten, heißt es in der Mitteilung. Außerdem hatten in den letzten Wochen schon Pilgergruppen abgesagt, etwa aus Mömbris, Bobenheim-Roxheim, Mechenhard und zuletzt auch die traditionelle Kölner-Fußwallfahrt ihr Kommen abgesagt.
"Sicherlich ist dies auch mit Blick auf die Wallfahrtstradition vieler Pilgergruppen und auch auf die der Wallfahrt zum Heiligen Blut in Walldürn, die sich in diesem Jahr mit dem Ereignis um das Blutwunder im Jahre 1330 zum 690. Mal jährt, sehr schade", heißt es vonseiten der Wallfahrtsleitung.
Die Stimmen zur Absage der Wallfahrt in Walldürn
> Markus Günther (Bürgermeister): "Es ist unglaublich schade. Walldürn ist der größte eucharistische Wallfahrtsort in Deutschland. Die Wallfahrtsleitung und die Stadt Walldürn hätten beide ein großes Interesse, dass die Wallfahrt stattfindet. Jedoch ist das Risiko für die Pilger, das Seelsorger-Team und für alle Haupt- und Ehrenamtlichen schlicht und ergreifend zu hoch. Es ist traurig, aber in der momentanen Situation absolut die richtige Entscheidung. Dieser Schritt war logisch und notwendig. Die Gesundheit hat oberste Priorität. Der Ausfall hat auch negative wirtschaftliche Folgen für Walldürn. Es ist ein ökonomisch schwieriger Moment für die Stadt und den Tourismus. Nicht nur die Hotels, Pensionen und Gaststätten, sondern auch die Cafés und Einzelhändler profitieren jährlich von der Wallfahrt."
> Wolfgang Eisenhauer (Vorsitzender des Pfarrgemeinderats): "Ich unterstütze die Absage der Hauptwallfahrt voll und ganz, zumal in den Gottesdiensten in der Basilika die Menschen dicht nebeneinander sitzen. Außerdem sind darunter ja auch viele ältere Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Ebenso sind auch viele unserer Helfer bereits älter. Darüber hinaus muss man auch bedenken, dass es bei der Wallfahrt zu Ansammlungen großer Menschenmengen kommt. Man läuft nebeneinander, und in den Pausen, die man einlegt, sitzt man auch wieder dicht an dicht. Eine Durchführung wäre nicht zu verantworten."
> Tanja Naas (Leiterin Tourist- und Freizeitinformation): "Für uns bedeutet die Absage einen starken Einschnitt bei den Gastronomen und Hoteliers. Es sind ja nicht nur die vier Wochen der Hauptwallfahrtszeit, sondern wir profitieren das ganze Jahr über von der Wallfahrt – etwa durch Führungen in der Basilika. Außerdem kommen viele Wallfahrer auch mit Bussen angereist. Auch deshalb ist die Wallfahrt einer der Wirtschaftsfaktoren in Walldürn. Für den Tourismus wiegt die Absage schwer."
> Michael Kuhn (Gasthof "Hirsch"): "Für uns bedeutet die Absage einen immensen Umsatzeinbruch. Es wird ein riesiges finanzielles Loch geben, zumal die Haupteinnahmequelle vier Wochen lang wegfällt. Doch nicht nur wirtschaftlich, sondern auch persönlich ist es ein Verlust. Die ganzen Wallfahrer, von denen viele mittlerweile Freunde geworden sind, bleiben jetzt weg. Manche von ihnen kommen schon seit über 40 Jahren zu uns. Man kann es sich noch gar nicht vorstellen. Es ist wie ein schlechter Traum."
> Irmgard Genzel (Hotel "Zum Riesen"): "Für uns sind die Monate von Mai bis Juli die besten im Jahr. In dieser Zeit haben wir viele Gäste, die sonst nicht kommen. Schon jetzt bleiben die Einnahmen weg, während die Kosten weiterlaufen. Wenn jetzt die Wallfahrt käme, würde die uns wenigstens noch übers Jahr tragen. Wir haben in der Wallfahrtszeit 14 volle Tage, in denen wir im Schnitt 40 Gäste pro Nacht haben. Im Wallfahrtsmonat machen wir einen Umsatz von 100.000 Euro. Doch jetzt wissen wir ehrlich gesagt noch nicht, wie es weitergeht."
> Peter Müssig (Backstube Müssig): "Wir sind äußerst traurig, dass die Wallfahrt nicht stattfindet. Schließlich gehört sie seit jeher zu Walldürn. Und natürlich ist es für uns auch wirtschaftlich eine weitere schlechte Nachricht. Ich kann mich noch an letztes Jahr erinnern, da haben wir Bierzeltgarnituren aufgestellt, um die Menschen in unserem kleinen Café unterzubringen. Die Leute saßen sogar bei uns in der Backstube. Es ist schade – auch wegen der Pilger, die schon lange hierher kommen und zu denen man auch persönliche Beziehungen hat. Ich hoffe,dass es nächstes Jahr, wenn wir unser großes Café fertig haben, wieder besser wird."
Foto: Marcel Ditrich