Regina Scheuermann bringt Kindern mit großer Freude das Schwimmen bei. Foto: Tabea Laier
Von Tabea Laier
Höpfingen. "Erst die Hände vorne zusammenführen und dann das Wasser nach außen wegschieben." Schritt für Schritt zeigt Regina Scheuermann, die Vorsitzende der DLRG Höpfingen, wie die Kinder aus ihrem Schwimmkurs ihre Arme bewegen müssen, um sich über Wasser zu halten. Nachdem das mit den Armen geklärt ist, sind die Beine an der Reihe. Hierfür hält Regina Scheuermann die Kinder an den Händen und führt sie durch das Wasser, während diese die Schwimmbewegungen durchführen. So oder so ähnliche lernen bundesweit jährlich mehrere tausend Kinder schwimmen. Doch wird das in Zukunft auch noch so sein?
Bereits im letzten Jahr wurden 4500 Schwimmprüfungen weniger abgenommen als im Vorjahr. Das dahinterstehende Problem ist das Bädersterben. Aus diesem Grund wurde im Oktober letzten Jahres die Petition "Rettet die Bäder" gestartet. Das Ziel ist, den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zu erreichen. Auch die DLRG Höpfingen setzt sich - wie beispielsweise auch die benachbarte Ortsgruppe aus Hardheim - aktiv für das Projekt ein und hat schon über 600 Unterstützer gefunden.
Denn auch das Familienbad Höpfingen befindet sich in ständiger Gefahr, geschlossen zu werden. "Das Thema, an welcher Stelle in der Gemeinde gespart werden kann, führt letztendlich immer wieder dazu, dass das Schwimmbad auf den Prüfstand gestellt wird. Die Gefahr der Schließung ist somit dauerakut", erklärt Regina Scheuermann.
Für den Erhalt des Bades ist der 2003 gegründete Förderverein "Pro Bad", der die Gemeinde finanziell unterstützt, eine große Hilfe. Ohne Fördermittel des Staats seien Schwimmbäder für Gemeinden nicht mehr finanzierbar. Dabei ist das Schwimmen für Jung und Alt ein wichtiges Thema. "Auf der einen Seite ist es überlebenswichtig, überhaupt schwimmen zu lernen. Auf der anderen Seite gibt es keinen anderen Sport, der so gelenkschonend ist. Somit sind von der Bäderschließung alle Generationen betroffen", betont Regina Scheuermann.
Laut einer "Forsa-Umfrage" aus dem Jahr 2017 sind fast 60 Prozent der Zehnjährigen keine sicheren Schwimmer. Regina Scheuermann begründet das mit der fälschlichen Annahme vieler, dass mit dem "Seepferdchen" das Schwimmen erlernt sei. Sicher schwimmen können die meisten aber erst mit dem darauffolgenden Jugendschwimmabzeichen. Außerdem findet das Schulschwimmen, das dem Gesetz nach eigentlich Pflicht ist, immer seltener statt. Das liegt insbesondere an zu langen Fahrtwegen sowie fehlender Lehrerqualifikation und zu wenig Aufsichtspersonal an Grundschulen.
Dabei stelle das Familienbad Höpfingen mit seinen außergewöhnlich vielen Ehrenamtlichen sogar noch ein Paradebeispiel in der Region dar. Die DLRG Höpfingen habe knapp 400 Mitglieder von denen sich rund 150 jede Woche für mehrere Stunden unentgeltlich engagieren. Zusätzlich gibt es jeweils eine Freiwilligendienststelle von TSV und DLRG. Dies ermöglicht auch das Schulschwimmen im Familienbad. "In Höpfingen kann jedes Kind nach der vierten Klasse schwimmen", versichert Regina Scheuermann.
Wie stark nachgefragt die Schwimmkurse der DLRG sind, belegen die langen Wartelisten. "Das Schwimmbad ist am Limit der Kapazitäten angelangt", so Regina Scheuermann. Denn nicht nur die Höpfinger DLRG und Bürger nutzen das Schwimmbad, sondern auch Hardheim, Königheim, das DRK und die Rheumaliga seien darauf angewiesen. Der Bedarf hat in den letzten Jahren auch durch die Schließungen des Schwimmbads im Kinder- und Jugendheim St. Kilian in Walldürn und des Krankenhausschwimmbads in Buchen zugenommen. "Die Nachfrage beim Babyschwimmen läuft bei uns über, da die nächstgelegenen Kurse für Babys erst wieder in Miltenberg angeboten werden. Zurzeit betreuen wir über 80 Babys", so Scheuermann.
Eigentlich absurd: Trotz dieser Erfolgsgeschichten schwebt das Damoklesschwert der Schließung über dem Bad. Umso engagierter setzen sich Regina Scheuermann und ihre Mitstreiter für den Erhalt des Bades ein.
Info: www.dlrg.de/rettet-die-baeder.html