Adelsheim. (ahn) "All diejenigen, die mitwirken, können stolz auf die Umsetzung sowie die gebotene Qualität und Kreativität sein", sagte Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder über die Seckachtalbrücke, als sie am Montag den Neckar-Odenwald-Kreis besuchte. Während sie positive Worte bezüglich der Ortsumfahrung Adelsheim fand, war dies bei der Odenwald-Transversale nicht der Fall. Hier dämpfte sie allzu hohe Erwartungen.
Bei ihrem Besuch war ein straffes Programm zu bewältigen: Neben der Seckachtalbrücke waren weitere Stationen die Firma KWM Weisshaar in Mosbach, die Kirchen-Käserei Sindolsheim mit einer Vorstellung des Kreises als Biomusterregion und einem Austausch mit dem Kreisverband des Gemeindetages sowie das Zentrum für Entsorgung und Umwelttechnologie "Sansenhecken".
Bei der Besichtigung der Seckachtalbrücke fanden sich als Vertreter der Kommunalpolitik Landrat Dr. Achim Brötel, Osterburkens Bürgermeister Jürgen Galm, dessen Amtskollege aus Seckach, Thomas Ludwig, sowie Adelsheims Bürgermeister Wolfram Bernhardt und dessen Amtsvorgänger Klaus Gramlich ein.
Stellvertretend für seine Kollegen vom Baureferat Nord, Bauleitung Buchen, stellte Referatsleiter Michael Lumpp die Ortsumfahrung Adelsheim als Großbaustelle vor: Sie sei einerseits groß wegen des Nutzens für die Region, andererseits sei sie auch groß hinsichtlich der getätigten Investitionen: Der Bund habe 58 Millionen Euro in das Projekt gesteckt.
Nachdem 2017 der Eckenbergtunnel für den Verkehr freigegeben wurde, stehe nun mit der Seckachtalbrücke ein weiteres Teilstück der Ortsumfahrung vor seiner Vollendung. Im März nächsten Jahres soll die Baumaßnahme, bei der man 13,5 Millionen Euro verbaut habe, abgeschlossen sein.
Die Arbeiten für den Anschluss nach Westen würden dann nächstes Jahr ausgeschrieben. Auch wenn man besonders in diesem Abschnitt vor geologischen Herausforderungen stünde, werde mit einer Fertigstellung der Ortsumfahrung Ende 2021 gerechnet.
Auf diese Herausforderungen ging Lumpps Kollege Arno Baur näher ein, nachdem er einige Informationen zum Bau der 10.000 Tonnen schweren Brücke gegeben hatte, die man im Taktschiebeverfahren mit Hydraulikpressen Stück für Stück vorwärtsgebracht habe.
Landrat Dr. Achim Brötel dankte den Mitarbeitern des Straßenbauamts Buchen für die gute Zusammenarbeit, die man mit dem Kreis pflege. "Das Straßenbauamt darf keine temporäre Einrichtung sein", sagte er und führte als Grund weitere Maßnahmen wie den dreistreifigen Ausbau der B27 an.
Die Regierungspräsidentin fand lobende Worte und würdigte die Lösungen, die man bei allen Herausforderungen gefunden habe. Außerdem sprach sie ein Plädoyer für die Baumaßnahmen aus, denn "wir bauen nicht für die Gegenwart, sondern für die Zukunft".
In die Zukunft muss man auch bei der Realisierung der Odenwald-Transversale blicken - und zwar weit, wie Harald Steinbach informierte. Denn mit einer solchen sei erst 2040 zu rechnen. Nach anfänglichen Gesprächen 2005 habe es 2009 einen ersten Antrag zur Planfeststellung gegeben. Allerdings mussten und müssen noch diverse Gutachten durchgeführt werden, so dass ein Planfeststellungsbeschluss immer noch ausstehe.
Die Transversale, die nach derzeitigem Stand rund 24,7 Millionen Euro kosten würde, würde den Raum um Buchen und Walldürn, in dem rund ein Drittel der Kreiseinwohner lebten, an die A81 anbinden. Somit müsste der Verkehr nicht durch die Ortschaften entlang der L519 (Bödigheim, Seckach, Zimmern), der L582 (Eberstadt, Bofsheim) oder der K3901 (Eberstadt, Zimmern) rollen.
Dies griff auch Landrat Dr. Achim Brötel auf, zumal seit der Öffnung des Eckenbergtunnels der Verkehr durch diese engen Ortsdurchfahrten fließe. Für eine Abrundung des Gesamtverkehrs sei die Transversale wichtig, die außerdem Vorteile für den Rettungsdienst bringe.
Regierungspräsidentin Felder dämpfte allerdings allzu hohe Hoffnungen. Erst vor rund eineinhalb Wochen sei ein neues Verkehrsgutachten vorgelegt worden, aus dem hervorgehe, "dass die Verkehrszahlen nicht so sehr in die Höhe geschnellt sind wie erwartet". Man müsse eine gute und gründliche Abwägung vornehmen: Einerseits sehe sie zwar die Vorteile hinsichtlich des Lärmschutzes und der Lebensqualität der Anwohner, andererseits sei das Areal, durch das die Transversale führen soll, im Hinblick auf den Naturschutz ein "sensibles Gelände". So lautete ihr Fazit: "Ich will hier keine Euphorie verbreiten."
Seckachs Bürgermeister Thomas Ludwig wies noch darauf hin, dass die Verkehrsbelastung in den betroffenen Ortschaften spürbar gestiegen sei. Auch vor dem Hintergrund einer Gefährdung von Schülern und der Beschädigungen der Straßen bräuchten die Ortschaften die Transversale als Entlastung.
Doch bis diese kommt, werden wohl noch einige Jahre ins Land gehen.