Die Nachfrage nach Bauplätzen im neuen Rosenberger Baugebiet „Drei Morgen“ ist gut. Foto: Joachim Casel
Rosenberg. (joc) Die Rosenberger Finanzen sind nicht auf Rosen gebettet. Die Gültigkeit dieser Aussage belegt der Rosenberger Haushaltsplan 2020, der in der nächsten Woche im Gemeinderat verabschiedet werden soll. In diesem Plan übersteigen die Aufwendungen die Erträge deutlich, was letztlich ein Minus von 425.000 Euro bedeutet. Mit dieser Situation ist Rosenberg aber längst nicht allein. Fachleute rechnen vielmehr damit, dass im Laufe dieses Jahres noch etliche weitere Gemeinden im Kreis Probleme bekommen werden, ihren Haushalt auszugleichen. In Rosenberg hat man den Ernst der Lage längst erkannt und umfangreiche Maßnahmen eingeleitet. Dieser gezielte Haushaltskonsolidierungskurs trägt bereits erste Früchte.
Rosenbergs Bürgermeister Ralph Matousek ist 45 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seit Januar 2019 ist Matousek Bürgermeister in der 2100 Einwohner zählenden Gemeinde Rosenberg, wo er künftig auch seinen Lebensmittelpunkt haben wird. In Jagsthausen war Matousek 16 Jahre Kämmerer. Foto: Joachim CaselBürgermeister Ralph Matousek betonte auf Anfrage der RNZ: "Wir sind mitten drin in der Konsolidierungsphase, haben aber jetzt noch einige schwierige Jahre vor uns. Das finanziell schwierigste dürfte dabei 2021 werden, aber wir sehen auch Licht am Horizont. Das heißt, wir gehen davon aus, dass wir im Haushalt 2023 wieder eine schwarze Null erwirtschaften können."
Die Gründe für den negativen Haushalt 2020 sind vielfältig. Sicherlich nicht dazu zählt die Realisierung luxuriöser Wünsche. Und auch von goldenen Wasserhähnen bei der Ausstattung ist man in Rosenberg meilenweit entfernt. "Mit Ausnahme des Radwegs Ensigheim sind es ausschließlich Pflichtaufgaben, in die wir investieren werden – dies mit dem Ziel, den Bestand zu erhalten," bekräftigt Ralph Matousek.
Woran liegt es dann? In Addition sind es vier Gründe. Bleiben wir zunächst bei den Investitionen. Mit 2,9 Millionen Euro an Gesamtinvestitionen hat Rosenberg 2020 ein ordentliches Päckchen im Zwei-Millionen-Haushalt zu schnüren. Der Löwenanteil geht mit zwei Millionen dabei in die Infrastruktur. Der Eigenanteil der Gemeinde liegt hier bei 800.000 Euro. Größte Posten sind Anschaffungen für die Feuerwehr (400.000 Euro), bei der Wasserversorgung (300.000 Euro) und insbesondere in die Abwasserbeseitigung mit stattlichen 900.000 Euro.
Der zweite Grund für die unter dem Strich rote Zahl liegt in der neu eingeführten Art der betriebswirtschaftlichen Rechnungsweise. Das neue System "Doppik" bewertet im Gegensatz zum Vorgängermodell "Kameralistik" die Liegenschaften anders. Man muss nun auch Abschreibungen etwa für Straßen und Feldwege vornehmen. Somit ergeben sich – je nach Laufzeit des Abschreibungsobjekts – schnell einmal Abschreibungssummen von 400.000 Euro, die dann den aktuellen Haushalt (ohne Gegenwert) belasten.
Bei der Frage nach dem dritten Grund für den negativen Haushalt 2020 muss man die Zeit etwas zurückdrehen. Im Jahr 2017 erhielt Rosenberg eine üppige Gewerbesteuernachzahlung von 1,4 Millionen Euro, was angesichts einer durchschnittlichen jährlichen Gewerbesteuerhöhe von rund 400.000 Euro schon eine andere Hausnummer ist. Fakt ist aber auch: Die Nachzahlung ist schon ausgegeben, der finanzielle "Bumerang" aber ist längst wieder in Rosenberg angekommen. Matousek: "In zwei Jahren holt einen so etwas wieder ein. Im Schnitt verbleiben lediglich 20 Prozent solcher Erträge bei der Gemeinde." Hinzu kommen als Folge fetter Jahre deutlich niedrigere Schlüsselzuweisungen in den darauffolgenden Jahren.
Den vierten Grund schließlich hat Rosenberg mit fast allen weiteren Gemeinden im Neckar-Odenwald-Kreis gemein. Als Flächengemeinde muss man einen deutlich höheren Aufwand betreiben, denn es gilt ein langes und flächenmäßig großes Netz zu unterhalten. Das sind für die 44 Quadratkilometer große Gemeinde Rosenberg 50 Kilometer Wasserleitungen, 50 Kilometer Abwasserleitungen und 30 Kilometer Gemeindeverbindungsstraßen! Für eine kompaktere Gemeinde ist dies wesentlich einfacher. In diesem Sinne freut sich Ralph Matousek über die Initiative des Gemeindetags, der den naturgemäß höheren Aufwand der Flächengemeinden bei der Förderung künftig stärker berücksichtigen will.
Ebenfalls alle Städte und Gemeinden trifft die Erhöhung der Kreisumlage. Für Rosenberg sind das 90.000 Euro im Jahr 2020.
Die eben genannten Faktoren machen in der Gesamtbetrachtung den finanziellen Spielraum für die Gemeinde Rosenberg eng. Und genau aus diesem Grund hat man sich intensiv daran gemacht, Einsparmöglichkeiten bzw. eine Aufstockung der eigenen finanziellen Möglichkeiten voranzutreiben. Ralph Matousek: "Wir haben sehr konstruktiv und harmonisch zusammen diskutiert und dabei alle Standards auf den Prüfstand gestellt! Wir kamen überein, nach längerer Pause die Steuern und Gebühren im Ort zu erhöhen." Dies betraf u.a. das Bestattungswesen, Hundesteuer, Grund- und Gewerbesteuer. Parallel wurden Bauplätze neu geschaffen. Im Kernort Rosenberg zum Jahreswechsel im Gebiet "Drei Morgen" gleich zwölf Stück, von denen bereits drei verkauft sind.
Matousek machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass man trotz angespannter Haushaltssituation keinen Sparkurs "auf Teufel komm raus" fahren werde. "Die Lebensqualität für die Bürger der Gesamtgemeinde Rosenberg ist ein hohes Gut, dem wir natürlich Rechnung tragen wollen. Bauplätze, Kindergartenbetreuung, eine Grundschule, die Aktivierung des Bahnanschlusses und natürlich unser Dorfladen sind Dinge, die für die Menschen hier sehr wichtig sind. Diese Werte wollen wir vor Ort erhalten bzw. weiter ausbauen!"
Einen sehr hohen Stellenwert misst man dabei in Rosenberg der Aktivierung des Dorfladens zu. Er ist zum einen wichtige Stätte der Nahversorgung, aber auch Ort der Kommunikation und des geselligen Miteinanders. Ralph Matousek: "Ziel ist es, den Dorfladen mit Café, Metzgerei, Bäckerei und Post schnellstmöglich noch in diesem Jahr zu eröffnen, denn ein solcher Laden ist Leben!"