Nächstes Jahr soll mit dem Neubau begonnen werden. Foto: Adrian Brosch
Walldürn. (adb) Um die Vorgaben der Landesheimbauverordnung zu erfüllen, ist der Neubau eines Pflegeheimes für das Geriatriezentrum St. Josef seit Jahren ein Thema für die Verantwortlichen des Krankenhausverbandes Hardheim-Walldürn. Nachdem die geplante Vergabe der Arbeiten an einen Generalunternehmer nicht das gewünschte Ergebnis gebracht hatte, sollen die Gewerke einzeln vergeben werden.
In der am Dienstag im Refektorium des Hardheimer Krankenhauses abgehaltenen Verbandsversammlung wurde der aktualisierte Zeitplan für das rund 6,3 Millionen Euro teure Vorhaben vorgestellt: Läuft alles wie geplant, könnte im Herbst 2020 mit dem Bau begonnen werden. Die Fertigstellung wird im ersten Halbjahr 2022 erwartet. "Wir liegen zeitlich nicht in der Bredouille", stellte Walldürns Bürgermeister Markus Günther als stellvertretender Verbandsvorsitzender fest.
Zunächst stand der einstimmig genehmigte Wirtschaftsplan 2020 im Mittelpunkt. Bürgermeister Markus Günther stellte die wichtigsten Eckdaten vor: Im Erfolgsplan des Altenpflegebereiches sind Aufwendungen und Erträge in Höhe von 2,99 Millionen Euro eingeplant (Vorjahr: 3,01 Millionen).
Analog zu den vergangenen Jahren sind die Lohn- und Gehaltsaufwendungen mit rund zwei Millionen Euro der größte Ausgabeposten. Einsparungen in diesem Bereich seien kaum möglich, zumal sich das Geriatriezentrum besonders durch die zeitintensive Zuwendung des Personals an die Bewohner auszeichne.
Eine Bestätigung dieser qualitativ hochwertigen Arbeit wurde dem Haus letztmals im Transparenzbericht der Regelprüfung des Medizinischen Dienstes der Kassen (MDK) bestätigt. Hiernach hat das Geriatriezentrum in allen geprüften Bereichen hervorragende Noten erreicht.
Im Stellenplan sind für das ganze Haus 47,5 Vollzeitstellen ausgewiesen. Aufgrund unterschiedlicher Arbeitsmodelle sind aber insgesamt rund 100 Personen am Haus beschäftigt. Dazu kommen sieben Auszubildende in der Altenpflege sowie Praktikanten und Bundesfreiwilligendienstleistende. "Insgesamt gibt es einen guten Personalschlüssel, der gute Pflege gewährt", sagte Günther und attestierte dem Krankenhausverband den Stellenwert eines "durchaus großen Arbeitgebers und Ausbilders der Region".
Anschließend beleuchtete der stellvertretende Verbandsvorsitzende den Bereich der Geriatrischen Rehabilitation. Der Erfolgsplan hat ein Volumen von 1,28 Millionen Euro (Vorjahr: ebenfalls 1,28 Millionen Euro). In diesem Zusammenhang übte Verwaltungsleiter Ludwig Schön Kritik an der Politik der Kostenträger, die nach wie vor durch ein restriktives Genehmigungsverhalten versuchten, die Fallzahlen und die Länge der Rehabilitationsmaßnahmen zu beeinflussen. Dieses Treiben führe leider dazu, dass die für eine wirtschaftliche Betriebsführung notwendige Belegungsquote nicht zu erreichen sei.
Der Pflegesatz müsste – wie die Krankenhausgesellschaft Baden-Württemberg ausgerechnet hat – deutlich über 230 Euro pro Tag liegen. "Von dieser Marke ist das Geriatriezentrum St. Josef weit entfernt", gab Schön zu bedenken.
Wie auch bei der Altenpflege sind im Bereich der Geriatrischen Rehabilitation die Personalkosten der größte Ausgabenposten. Hierfür werden voraussichtlich 774.000 Euro anfallen (Vorjahr: 768.000 Euro). Die geplanten Erlöse aus Reha-Leistungen liegen bei 1,19 Millionen Euro. Um dieses Ziel zu erreichen, sei eine durchschnittliche Belegung von rund 85 Prozent notwendig.
Anschließend ging es um die anstehende Erweiterung des Hauses, die der Landesheimbauverordnung Baden-Württemberg geschuldet ist und die Einbettzimmer für alle Einrichtungen verpflichtend vorsieht. In vielen Sitzungen haben sich der beschließende Ausschuss Walldürn und die Verwaltung mit dieser Thematik und dem weiteren Vorgehen auseinandergesetzt. Immer wieder mussten die Pläne angepasst werden. Vorgesehen ist der Neubau eines Pflegeheimes mit zwei Wohngruppen à 15 Bewohner sowie die Errichtung einer Tagespflege mit Räumlichkeiten für die soziale Betreuung und die Alltagsbegleitung.
Der Plan, die Baumaßnahme als Generalunternehmerleistung auszuschreiben, ließ sich nicht verwirklichen, da kein einziges Unternehmen zum Submissionstermin ein Angebot abgegeben hatte. Deshalb wurde die Ausschreibung im Frühjahr aufgehoben und beschlossen, ein freihändiges Vergabeverfahren durchzuführen. Obwohl 23 Firmen angefragt wurden, hatten lediglich zwei Firmen ein Angebot abgegeben. Nachdem diese mit jeweils über sieben Millionen Euro weit über den Kostenberechnungen lagen, wurde beschlossen, alle Gewerke einzeln auszuschreiben.
Ende April 2020 ist nunmehr die Submission mit anschließender Vergabe vorgesehen, sodass mit dem Bau im Herbst 2020 begonnen werden könnte. Es wird mit Gesamtkosten von 6,3 Millionen Euro gerechnet.