Mittendrin: Karin Ditter bei ihren Schweinen auf dem Hof in Pülfringen.
Von Dominik Rechner
Pülfringen. Aufzucht, Mast, Futter und Schlachtung: Beim Bauernhof Ditter in Pülfringen wird alles selbst gemacht, alles kommt aus dem eigenen Hause - ein besonderes Merkmal, das in der deutschen Landwirtschaft immer rarer wird. Vielerorts werden Ferkel nur noch gemästet, kommen aber ursprünglich nicht mehr aus dem eigenen Stall. Viele Betriebe kaufen Kraftfutter zu und geschlachtet wird schon länger nicht mehr auf dem heimischen Hof.
Die Familie Ditter ist hier anders - und das aus Überzeugung, wie Karin Ditter beim RNZ-Gespräch vor Ort betont: "Ich wollte schon immer Tiere halten, und ich könnte es auch nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, die Schweine und Rinder auf lange Fahrten mit dem Tiertransporter zum Schlachthof zu schicken."
Peter und Karin Ditter vor ihren Charolais-Rindern: Von Mai bis November sind die Tiere auf der Weide zu Hause. Fotos: Dominik Rechner
Man merkt schnell: Karin Ditter und ihr Mann Peter leben die Arbeit in der Landwirtschaft. Seit 1995 haben sie sich der Direktvermarktung von Schweine- und Rindfleisch verschrieben. 120 Schweine der Rassen Schwäbisch-Hällisches Landschwein, einer Mischung aus Schwäbisch-Hällischem Landschwein mit Pietrain sowie einer Mischung aus Pietrain mit Deutscher Landrasse halten sie jedes Jahr in ihrem mit Stroh ausgelegten Offenstall. Im Gegensatz zu Schweinen, die an Metzger oder Schlachthöfe verkauft werden, würden die Tiere der Familie Ditter langsamer gefüttert und älter (etwa acht Monate, in der in Deutschland üblichen Mast leben sie nur fünf bis sechs Monate), wie Peter Ditter erklärt.
20 Mutterkühe und etwa 15 Rinder bzw. Kälber der französischen Fleischrasse Charolais grasen von Mai bis November auf der Weide, in der kalten Jahreszeit sind sie im Offenstall untergebracht. Das Schweinefleisch wird komplett direkt vermarktet. Peter ist gelernter Metzger, schlachtet alles im eigenen Schlachthaus und stellt natürlich auch alle Wurstspezialitäten selbst her. Die Palette ist so groß, wie man sie von der Metzgertheke kennt: von Schinken über Salami, verschiedenen Aufschnittsorten, Hausmacher und natürlich das komplette Fleischsortiment.
Da bleiben keine Wünsche offen. Eine Besonderheit dabei: "Unsere Wurst ist hauptsächlich glutamatfrei", wie Peter Ditter hervorhebt. Damit unterscheide man sich von vielen Metzgereien hierzulande. Von den Rindern vermarkten die Ditters pro Jahr fünf selbst, zehn werden an einen Metzger aus der Region verkauft. "Rindfleisch verkaufen wir nur im Winter, da es im Sommer nicht läuft", sagt Karin Ditter.
Das Futter für die Tiere - Gerste, Weizen, Hafer, Mais - bauen Karin und Peter Ditter komplett auf rund 22 Hektar Acker an. Nur in besonders ernteschwachen Jahren wird von einem Landwirt aus dem Ort zugekauft. Zudem bekommen die Rinder Heu und Grassilage von den eigenen Wiesen (circa zehn Hektar Fläche) - gute Voraussetzungen für gesunde Tiere. Und so sei der Medikamenteneinsatz "praktisch bei null", wie Peter Ditter klarstellt. "Antibiotika bekommen unsere Tiere gar nicht."
Damit die Produkte auch an den Kunden kommen, fährt Karin Ditter mit ihrem Verkaufswagen auf die Wochenmärkte in Hardheim (hier hilft auch eine Tochter mit), Walldürn und Bad Mergentheim. Im Anschluss an die Märkte verkauft sie ihre Fleisch- und Wurstwaren auf dem Hof in Pülfringen. Außerdem betreibt sie einen Partyservice, bei dem Tochter und Schwester mithelfen.
Davon können die Ditters aber nicht komplett leben, weshalb Peter Ditter auch noch drei Mal in der Woche bei einer Firma arbeiten geht. An den restlichen Tagen hilft er seiner Frau auf Hof und Wiesen. Viel Arbeit, doch es macht ihnen Spaß, die Landwirtschaft ist ihre Leidenschaft - das wurde uns beim Besuch schnell klar.
Info: Die Produkte des Bauernhofs Ditter gibt es auf den Wochenmärkten in Hardheim (freitags von 15 bis 18 Uhr), in Walldürn (samstags von 8 bis 12 Uhr) und in Bad Mergentheim (dienstags und freitags von 7.30 bis 13.30 Uhr). Außerdem ist der Verkaufswagen freitags von 19 bis 20 Uhr nach dem Hardheimer Markt und samstags von 14 bis 16 Uhr nach dem Walldürner Markt auf dem Hof in Pülfringen, Gänsberg 1, geöffnet.