"Rehkitzrettung" rettet 28 Tiere vor dem Mähwerk
Der Verein war mit 40 Helfern auf Wiesen rund um Buchen im Einsatz. Die Resonanz der Landwirte ist enorm.

Von Martin Bernhard
Buchen. 28 Rehkitze haben die Helfer des Vereins "Rehkitzrettung Buchen" bei ihrer ersten Einsatzperiode im Mai gerettet. Sie setzten dabei eine neu angeschaffte Drohne mit Wärmebildkamera ein. Diese konnte der Verein sich dank europäischer Leader-Förderung kaufen.
Die Regenperiode kam den rund 40 Helferinnen und Helfern des Vereins "Rehkitzrettung Buchen" sehr gelegen. Denn in den sieben Tagen davor waren sie regelmäßig ab 6 Uhr morgens unterwegs, teilweise acht Stunden lang, um in Wiesen verborgene Rehkitze vor dem Mähwerk-Tod zu retten.

So traf sich zum Beispiel an einem Freitagmorgen das Rehkitzretterteam mit zehn Helfern an den zur Mahd vorgesehenen Wiesen bei Hainstadt. Mit dabei war natürlich auch der Drohnenpilot des Vereins und glücklicherweise mit Michael Stumpf aus Külsheim noch ein befreundeter Jäger mit eigener Drohnenausrüstung. Die zusätzliche personelle Unterstützung war dringend nötig, da Flächen von insgesamt rund 80 Hektar abzusuchen waren. Die Wiesenflächen wurden nach Priorität abgeflogen beziehungsweise mit Helfern durchlaufen. Die entdeckten Tiere – Rehe, Hasen sowie zwei kleine Rehkitze – wurden aus dem Gefahrenbereich geführt. Dann haben mitunter bereits wenige Minuten nach der Suchaktion die Mähmaschinen ihre Arbeit aufgenommen und in gigantischer Geschwindigkeit die Wiesenflächen abgemäht.
Der Einsatz im Mai hat sich gelohnt. Wie Stefan Müller mitteilte, habe man insgesamt 28 Kitze aus den Wiesen gebracht und nach der Mahd an sicherer Stelle wieder in die Freiheit entlassen. Vom 17. bis 24. Mai war das Team täglich auf Wiesen bei Hainstadt, Ober- und Unterneudorf, Stürzenhardt, Buchen und Steinbach im Einsatz. "Die Resonanz der Landwirte aus der Umgebung ist enorm", sagt Angela Müller, , Gründerin und Vorsitzende des Vereins "Rehkitzrettung Buchen". Die immensen Wiesenflächen habe man mit einer Drohne kaum abdecken können. Deshalb freute sich der Verein über die Unterstützung des Jägers und Kitzretters Michael Stumpf aus Külsheim.
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Das Helferteam des vor gut einem Jahr gegründeten Vereins "Rehkitzrettung Buchen" erweiterte sich innerhalb der vergangenen Wochen auf 40 Helfer. Deshalb können sich die freiwilligen Kitzretter täglich abwechseln oder parallel verschiedene Wiesen absuchen. Den "Rehkitzrettern" gehören Menschen unterschiedlicher Altersgruppen an, vom Schüler bis zum Rentner.

Tierschützer schätzen, dass in Deutschland rund 100.000 Kitze jährlich durch Erntemaschinen getötet werden. Da Rehkitze in den ersten drei Wochen ihres Lebens über keinen Fluchtinstinkt verfügen, ducken sie sich bei herannahender Gefahr tief in die Wiese. Außerdem verfügen sie in diesem Alter nicht über einen artspezifischen Geruch. Deshalb werden sie von Hunden nicht gewittert. Aus diesen Gründen werden bei Absuchaktionen durchschnittlich 40 Prozent der Kitze nicht gefunden.
Wirkungsvoller und schneller ist es, eine Flugdrohne mit Wärmebildkamera einzusetzen. Dank dieser Technik ist man in der Lage, jedes Rehkitz in einer Wiese zu finden. Bei der Bergung des Tieres muss man allerdings darauf achten, dass man dieses nicht anfasst. Denn dann würde das Tier Menschengeruch annehmen und die Mutter das Tier möglicherweise nicht mehr annehmen. Es müsste verhungern.
Angela Müller hatte sich in den vergangenen Monaten über die korrekte Rettung von Rehkitzen informiert und ihr Wissen an die Helfer weitergegeben. Außerdem arbeitet der Verein mit dem Bauernverband Neckar-Odenwald und der Jägerschaft zusammen. So war Hegeringleiter Reiner Blödorn bei der Rettungsaktion vor Ort und trug mit Informationen zu gefährdeten Wiesenflächen bei Hainstadt zum Gelingen der Rettungsaktion bei.
Info: Der Verein "Rehkitzrettung Buchen" freut sich über weitere Helfer und Sponsoren. Mehr unter www.rehkitzrettung-buchen.de
Update: Montag, 31. Mai 2021, 10.35 Uhr