Sie machen gemeinsame Sache für ein attraktives Götzingen: Ortsvorsteherin Daniela Gramlich und ihr Stellvertreter Jürgen Türschel. Foto: Rüdiger Busch
Götzingen. (rüb) Gut Ding will Weile haben, weiß der Volksmund. Und auch die Suche nach einem Nachfolger für Götzingens Ortsvorsteher Egbert Fischer, der sich im vergangenen Jahr nach fast 20 Jahren im Einsatz für seinen Stadtteil nicht mehr zur Wiederwahl gestellt hatte, lässt sich mit diesen Worten überschreiben. Es hat zwar etwas gedauert, bis mit Daniela Gramlich eine neue Ortsvorsteherin gefunden wurde. Sie ist nicht nur die erste Frau im Amt, sondern – eine Besonderheit – kein Mitglied des Ortschaftsrats. Doch die ersten Eindrücke ihrer Arbeit sind überaus vielversprechend. Im Gespräch mit der RNZ blicken die 39-Jährige und ihr Stellvertreter Jürgen Türschel (46) auf die Kandidatensuche und die ersten 100 Tage im neuen Amt zurück.
Frau Gramlich: Sie sind Ortsvorsteherin, ohne dass Sie in den Ortschaftsrat gewählt wurden. Wie ist es dazu gekommen?
Gramlich: Ich hatte keine politische Erfahrung und vor der Kommunalwahl im Mai auch keine entsprechenden Ambitionen. Trotzdem identifiziere ich mich stark mit Götzingen und dementsprechend groß ist mein Interesse am Geschehen im Ort und an seiner Weiterentwicklung.
Weshalb gab es aber aus den Reihen der Ortschaftsräte keinen Kandidaten?
Türschel: Wir haben uns im Gremium bereits vor der Wahl Gedanken gemacht, und auch anschließend alles versucht: Die Gründe waren unterschiedlich, und es hat sich keiner leicht gemacht, aber letztlich hat jeder abgesagt. Wenn sich niemand gefunden hätte, wäre Götzingen von Buchen mitverwaltet worden.
Und dann haben Sie, Frau Gramlich, den Hut in den Ring geworfen?
Gramlich: Nachdem klar war, dass aus dem Ortschaftsrat niemand zur Verfügung steht, wurde auch darüber gesprochen, dass der Ortsvorsteher nicht aus dem Gremium kommen muss. Daraufhin habe ich mit dem Gedanken gespielt und mich bei Egbert Fischer informiert, was auf mich zukommen würde. Ich bin dann vor den Ortschaftsrat getreten und habe meine Bereitschaft verkündet. Wenn es da Einwände gegeben hätte, hätte ich es nicht gemacht.
Die gab es nicht, stattdessen wurden Sie einstimmig gewählt ...
Türschel: Es war aber nicht so, dass wir im Ortschaftsrat nur froh waren, dass irgendjemand gefunden wurde. Nein, wir waren froh, dass es die richtige war, schließlich waren uns Daniela und ihr Engagement für Götzingen bekannt.
Wie oft haben Sie Ihren Entschluss schon bereut, Frau Gramlich?
Gramlich: Noch nie! Das Amt ist ungemein vielfältig, und nicht alle Herausforderungen, die auf mich zukommen, waren mir im Vorfeld bewusst. Ich bin die erste Frau im Amt und mache natürlich manche Dinge anders. Aber ich verspüre sehr viel Rückenwind und Unterstützung durch die Bevölkerung. Mein Vorgänger Egbert Fischer hat eine gute Basis hinterlassen und mir beim Einstieg geholfen, die Unterstützung von Seiten der Stadt ist sehr gut und die Zusammenarbeit mit meinem Stellvertreter und dem Ortschaftsrat ist vorzüglich.
Was auffällt: Sie sind beide keine gebürtigen Götzinger. Woher kommt das Engagement für den Stadtteil?
Gramlich: Ich komm aus Stürzenhardt und bin vor 16 Jahren zugezogen. Ich wurde in Götzingen gut aufgenommen und fühle mich mit meiner Familie hier sehr wohl. Deshalb ist es selbstverständlich, dass ich auch etwas zurückgeben möchte. Für mich waren die Vereine und meine beiden Kinder (heute 13 und 15 Jahre alt, Anm. d. Red.) der Schlüssel, um Anschluss zu finden.
Türschel: Bei mir war es ähnlich: Ich komme aus Schlierstadt, und ich habe schnell gemerkt: Wer möchte, findet in Götzingen Kontakt und Anschluss. Bei mir waren auch die Kinder (heute 11 und 14 Jahre, Anm. d. Red.) der Türöffner. Durch die im Kindergarten oder in den Vereinen geknüpften Kontakte wächst man in einen Ort rein. Deshalb ist es Daniela und mir auch sehr wichtig, dass Götzingen auch für die nächste Generation attraktiv bleibt.