Eine virtuelle Frauenbundfaschenacht feierten diese Damen. Foto: privat
Buchen. (rüb) "Wenn’s Neujohr vorbei ist unn der Lenz nimmi weit, do kummt halt em Buchemer sei närrische Zeit!" Nur nicht in diesem Jahr, Corona sei "Dank". Die Pandemie sorgt dafür, dass die fünfte Jahreszeit diesmal – wenn überhaupt – digital stattfindet. Damit diese triste Zeit im Lockdown aber wenigstens etwas Farbe erhält, halten viele Geschäftsleute, Gastronomen und Privatleute an der schönen Tradition fest und schmücken ihre Häuser und Schaufenster.
Foto: Rüdiger Busch"Traurig, einfach nur traurig", sagt Herbert Schwing auf die Frage nach seinem Gemütszustand angesichts der nicht stattfindenden Veranstaltungen. Der Vorsitzende der FG "Narrhalla" leidet wie so viele Fastnachter landauf, landab. Den Kopf in den Sand stecken ist aber nicht des Narrens Art, und so hat sich die FG eine schöne Aktion überlegt: Als Aufmunterung und Dankeschön hat sie Sektfläschchen und ein Mut machendes Schreiben an 1000 Aktive und Unterstützer verteilt. Außerdem hat die FG eine "Huddelbätz"-Gesichtsmaske entworfen (erhältlich beim Autohaus Bingler und im Café Wittemann). "Wir Narren schauen aus tiefster Überzeugung positiv in die Zukunft und nehmen uns deshalb vor, bei der nächsten Kampagne umso mehr Gas zu geben", heißt es in dem Brief.
Auch der „Huddelbätz“ trägt Maske: Uwe Ristl (l.) und Herbert Schwing von der FG „Narrhalla“mit der Symbolfigur der Buchemer Faschenacht. Foto: privatEine positive Botschaft verbreitet auch ein großes Banner am Traditions-Gasthaus "Zum Löwen": "Hinne Houch a in de Krise, deheembleibe und gsundbleibe is des Johr die Devise!" Dazu haben die "Löwen"-Wirte Lukas und Oliver Gauer für die nächsten beiden Wochen eine Fastnachtskarte mit Spezialitäten für die fünfte Jahreszeit im Angebot. Beim Abholen erwartet die Kunden zudem eine närrische Überraschung ...
Beim Gang durch die "Bleckerstadt" erfreut auch die Fassade der Stadtapotheke die Augen des Betrachters: Wie alljährlich zur Faschenacht zieren bunte Zeichnungen die Fenster des Gebäudes. "Es war uns wichtig, diese Tradition fortzuführen", sagt Doris Friesenhahn. Sie hat die traditionsreiche Apotheke gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf im Herbst von der Familie Balkenhol übernommen. "Wenn es schon keine Prunksitzung und keine Umzüge gibt, wollen wir zumindest etwas Farbe in den Alltag bringen", betont die Apothekerin, die auch die Schaufenster närrisch geschmückt hat: "Die FG ,Narrhalla‘ hat uns dankenswerterweise dafür alte Fotografien zur Verfügung gestellt."
Trotz Corona ist die fünfte Jahreszeit angebrochen, wie an der Fassade der Stadtapotheke und des „Löwen“ sowie an den Stadteingängen unschwer zu erkennen ist. Foto: Rüdiger BuschDoch nicht nur Fotos zieren Schaufenster, sondern auch faschenachtliche Basteleien und Deko. In den nächsten Tagen werden in einigen Schaufenstern, etwa im Verkehrsamt oder bei Elektro Wörner, Filme vergangener närrischer Höhepunkte gezeigt – damit die Faschenacht nicht in Vergessenheit gerät, wie zweiter Vorsitzender Uwe Ristl betont. Auch ohne Umzüge und Sitzungen lassen sich viele Fastnachter derzeit einiges einfallen, um zumindest für etwas Ersatz zu sorgen. Trotz aller Aktivitäten ist für die beiden "Narrhalla"-Vorsitzenden eines klar: "Es fehlt was!" Das Miteinander, die Geselligkeit.
Foto: Rüdiger BuschAllein und doch gemeinsam: Das geht zumindest virtuell. Das dachten sich auch Meike Ristl und ihre Freundinnen, die seit Jahren zusammen die Frauenbundfaschenacht besuchen. Kurzerhand verabredeten sie sich am Mittwochabend zu einer Videokonferenz. Margot Linsler vom Frauenbund hatte von den Plänen erfahren und die närrischen Damen mit einer Faschenachtstüte versorgt. Darin waren Clownsmaske, Konfetti, Luftschlangen, "Huddelbätz-Gutsel" und "Blecker-Kekse". Einem ausgelassenen Abend stand nichts mehr im Weg! Mit Liedern, Showeinlagen, einer kleinen Bütt und auch etwas Alkohol war beste Stimmung garantiert. "Es war toll, dass wir uns mal wieder sehen konnten und gemeinsam Spaß hatten", lautete das Fazit der fröhlichen Runde. Noch mehr Spaß werden wir jedoch alle haben, wenn wir im kommenden Jahr völlig unbeschwert sagen könnten: "Wenn’s Neujohr vorbei ist unn der Lenz nimmi weit ...".