Bei Perga-Plastic wechselt die Geschäftsführung in jüngere Hände: Sohn Fabian (M.) tritt die Nachfolge seines Vaters Martin Wilhelms (l.) an. Kamil Grzelak von der Serafin-Unternehmensgruppe hat die Stabübergabe mit abgestimmt. Foto: Adrian Brosch
Altheim. (adb) Auf den Vater folgt der Sohn: Was in der Biologie der logische Schluss ist, trifft in der Unternehmerbranche nicht notwendigerweise zu. Der Altheimer Verpackungsspezialist Perga-Plastic beherzigt aber diese Maxime: Den 1999 in die Firma eingetretenen Geschäftsführer Martin Wilhelms beerbt sein Sohn Fabian Wilhelms. Aktuell läuft die Übergangsphase vom Senior an den Junior.
Im Gespräch mit Vater und Sohn Wilhelms sowie Geschäftsführer Kamil Grzelak von der Münchner Serafin-Unternehmensgruppe, die seit 2010 als Eigner der "Perga" auftritt, waren sich alle Verantwortlichen einig, dass sie mit dieser Konstellation die "beste Lösung für den Generationswechsel" gefunden haben. Lob erfährt dabei vor allem Martin Wilhelms, der den 1970 gegründeten Betrieb "aus einer schweren Krise hinaus wegweisend gestaltet" habe. Der Eintritt von Serafin ab 2010 habe das Unternehmen weiter gestärkt.
Perga-Plastic war seinerzeit – wie Grzelak erklärt – das zweite Projekt der Holding, die aus der Augsburger Papierfabrik Haindl entsprungen war. Aktuell gehören ihr elf Unternehmen traditioneller Industriesektoren an. "Im Sinne unseres fortlaufenden Austauschs zwischen Altheim und München haben wir den Wechsel innerhalb der Geschäftsleitung frühzeitig abgestimmt", erklärt Grzelak und spricht von einer seltenen Lösung – vor allem angesichts der Tatsache, "dass die ,Perga‘ kein Familienbetrieb im gesellschaftsrechtlichen Sinne ist".
Martin Wilhelms, dessen geschäftsführerischer Aufgabenbereich sich anfangs auf die Bereiche Verwaltung, Controlling, Finanzbuchhaltung, Einkauf und EDV konzentriert hatte, führte das Unternehmen bis 2002 mit einer Neustrukturierung aus der schweren Krise und wandelte die Firmenkultur von patriarchischer Hierarchie zur Teamstruktur. Zur Seite standen ihm während der Konsolidierungsphase Uwe Schicktanz als technischer Geschäftsführer und Bernhard Hansmann als Geschäftsführer im Bereich Vertrieb und Marketing. 2005/06 standen dann wieder Spielräume für neue Investitionen und Beteiligungen zur Verfügung.
Nachdem Uwe Schicktanz 2006 in den Ruhestand ging, übernahm Martin Wilhelms den technischen Bereich und fungierte seit 2011 als alleiniger Geschäftsführer. "Das war nur dank der Rückendeckung der zweiten Führungsebene mit Hauptabteilungsleitern aller Bereiche möglich", hebt er dankbar hervor. In den vergangenen 18 Monaten hat sein Sohn Wilhelms unterstützt, während der Vater ihn sukzessive in den "Perga-Kosmos" einführte.
"Martin Wilhelms trug maßgeblich zum Erfolg der Firma in einem Marktumfeld bei, in dem man nichts geschenkt bekommt", charakterisiert Kamil Grzelak den gebürtigen Hardheimer, in dessen Amtszeit das Unternehmen pro Jahr durchschnittlich eine Million Euro in neue Extruder investierte. "Dank hoher Infrastrukturinvestitionen sowie der Anschaffung eines modernen und leistungsstarken Maschinenparks hat das Unternehmen die Wandlung vom Verpackungsproduzenten zum Hersteller technisch hochwertiger Industriefolienanwendungen vollzogen", sagt Grzelak.
Fabian Wilhelms übernimmt also ein gut bestelltes Haus. Bevor er im August 2018 zum zweiten Geschäftsführer berufen wurde, war er für namhafte Unternehmen im Münchner Raum tätig und kam bereits während seiner Schulzeit als Produktionshelfer mit der "Perga" in Berührung.
Das Unternehmen selbst wurde bereits 1970 als Spezialist für Serviceverpackungen wie Tragetaschen, Beutel und Zuschnitte für die Lebensmittelindustrie gegründet. Freie Kapazitäten nutzte Perga-Plastic rasch, um Industriekunden mit technischen Verpackungen zu beliefern. Bis heute generieren sich 70 bis 80 Prozent des Umsatzes im industriellen Bereich, der etwa die Pharma- und die Automobilindustrie umfasst.
"Trotz vieler durchaus ungerechter Unterstellungen haben wir die Klimadebatte beherzigt", erklärt Martin Wilhelms und ergänzt, dass Plastik in manchen Bereichen nach wie vor seine Daseinsberechtigung habe. So sei die HDPE-Monofolie voll recyclingfähig, zumal man seit über zehn Jahren CO2-bewusstes Arbeiten propagiere und seit 1990 gesammelte Abfälle dem Produktionszyklus zurückführe. "Kunststoff wird oftmals fälschlicherweise mit Klima- und Müllproblemen auf einen Nenner gebracht", beklagt der scheidende Geschäftsführer, der weiterhin Teilbereiche wie den Rohstoffeinkauf und anstehende Investitionen begleiten wird.
"Nicht nur dank der HDPE-Folie, die uns als zuverlässigen Marktführer im Bereich sehr dünner Folien etablierte, lässt sich die Perga als ,Hidden Champion‘ im Odenwald bezeichnen", sagt der 31-jährige Fabian Wilhelms. Dieser Stellenwert sei vor allem auf motivierte und engagierte Mitarbeiter mit langer Betriebszugehörigkeit zurückzuführen, läge aber auch an solide erledigten Hausaufgaben: "Es gibt freilich noch einiges zu tun, aber wir haben einen guten Handlungsspielraum bis 2025 und sind mit einem tollen Wir-Gefühl auf Investitionskurs."