Von Andreas Hanel
Höpfingen. "Vor 25 Jahren war mein erster Auftritt. Man könnte auch sagen: 50 Jahre vor Eröffnung des Berliner Flughafens." Gewohnt lustig eröffnet Wolfgang König auch dieses Jahr seine Jubiläums-Büttenrede. Seit einem Vierteljahrhundert steht der gelernte Werkzeugmacher nun in der Bütt und gehört inzwischen im Narrenring Main-Neckar zu den begehrtesten Büttenrednern. Was für ein Mensch verbirgt sich hinter der lustigen Bühnenfigur? Um das herauszufinden, haben wir Wolfgang König zu Hause besucht, wo er mit seiner Frau, den beiden Kindern und seiner Mutter wohnt.
Seine Eltern hätten sich eigentlich nie für die Faschenacht begeistern können. Doch von ihnen habe er das Talent des Witzeerzählens mitbekommen, berichtet der "Schnapsbrenner" - sein Talent, oder wie es seine Frau Ute, die mit den zwei gemeinsamen Söhnen im Wohnzimmer spielt, neckisch umschreibt: "sein loses Mundwerk". 1998 lernten sich die beiden auf einer Prunksitzung in Külsheim kennen, bei der er in der Bütt stand und sie als Tanzmariechen auftrat. Da habe er sie quasi als Gage mitgenommen, erzählt der Komödiant grinsend.
Doch Spaß beiseite: Ein wichtiger Grundsatz ist für Wolfgang König, seine Kunst unentgeltlich auszuführen. Sämtliche monetären Angebote, die es des öfteren gab, schlug er in den Wind: "Das ist etwas, was ich überhaupt nicht mag." Dies gelte nicht nur für das Büttenass der "Schnapsbrenner", sondern sei ein ungeschriebenes Gesetz für sämtliche Büttenredner in der Region.
Dass der finanzielle Aspekt für den sympathischen Künstler nicht im Vordergrund steht, manifestiert sich auch in den ehrenamtlichen Aufgaben, die er in Höpfingen übernimmt: Neben seiner Arbeit als Gruppenführer bei der Freiwilligen Feuerwehr geht er seinem Hobby als Filmemacher bei Veranstaltungen in Höpfingen und besonders auch im Dienst der "Schnapsbrenner" nach.
Schon bei seinem Beitritt in den Fastnachtsverein zeigte sich bei Wolfgang König in jungen Jahren die Charaktereigenschaft, ohne Entschädigung mit anzupacken: Durch freiwillige Arbeitseinsätze wurde er zusammen mit seinem späteren Bühnenkollegen Matthias Hauk, mit dem ihn seit Kindergartentagen eine enge Freundschaft verbindet, immer mehr bei den "Schnapsbrennern" eingebunden, so dass die zwei Freunde schließlich in den Elferrat aufgenommen wurden.
Schon bald kam der Vorstand mit dem Vorschlag auf sie zu, das Erbe des scheidenden Büttenredners Wolfgang Schell anzutreten. Die Wahl fiel den Verantwortlichen nicht schwer, zumal sie wussten, dass die zwei Freunde "immer einen flotten Witz auf den Lippen trugen". "Ich war schon in der Schule der Kasper", räumt König ein.
Die FG-Oberen sollten mit ihrer Entscheidung recht behalten: Der erste Auftritt im Jahr 1993 erwies sich als durchschlagender Erfolg, weshalb die beiden Komiker ihre Kooperation bis 2003 fortsetzten. Seither verfolgt der heute 46-jährige Spaßmacher seine Karriere alleine mit seinen Solo-Programmen weiter, die er bis heute mit wachsendem Erfolg bestreitet: Bis zu 32 Auftritte binnen einer Kampagne spiele er im gesamten Bezirk des Narrenrings Main-Neckar, das heißt bis zu fünf Aufführungen pro Tag an verschiedenen Orten.
Was sich wie ein Marathon anhört, sei für ihn allerdings positiver Stress. Seine Frau, die inzwischen das Abendessen für die Familie vorbereitet, kann diese Aussage nicht unkommentiert stehenlassen: Für sie sei die Fastnachtszeit nämlich anstrengender als für ihren Mann. So trete er etwa öfter im letzten Moment mit der Bitte um das Anfertigen eines passendes Kostüms an sie heran - ein Wunsch, den sie ihm trotz des Zeitdrucks stets in kreativer Art und Weise erfüllt.
Die zum Teil ausgefallenen Verkleidungen sind ein Teil des Königschen Erfolgs. Wichtig sei allerdings auch, dass man das Feingefühl aufbringe, die Grenze zwischen Spaß und Beleidigung zu erkennen und zu beachten, unterstreicht der Büttenredner. Witze unter der Gürtellinie seien tabu: "Ich bewege mich manchmal auf der Gürtellinie, aber darunter gehen darf man nicht." Fehlender Respekt und Beleidigungen kämen nicht gut beim Publikum an - genauso wenig wie eine bloße Aneinanderreihung von Witzen ohne roten Faden oder ohne Rahmengeschichte. Es ist offensichtlich, dass der Routinier nach 25 Jahren Bühnenerfahrung sein Handwerk beherrscht.
Obwohl Wolfgang König sich auch an gewissen Idolen wie Willy Astor oder Guido Cantz orientiert, liegt seine größte Stärke wohl darin, dass er ungeachtet der Rolle, die er auf der Bühne verkörpert, immer er selbst bleibt und dadurch authentisch rüberkommt. Daher verwundert es nicht, dass er zum Publikumsmagneten avancierte.
Als Höhepunkt in seiner langen Karriere bezeichnet der "Schnapsbrenner" selbst das Narrentreffen 2011 in Höpfingen. Basierend auf einer Idee, die auf seinem Mist gewachsen war, sorgte er mit einem Überraschungs-Auftritt im Trio mit zwei anderen Größen der Bütt, Ralf Zang von den "Schneeberger Krabbe" und Holger Löffler von den "Stedemer Beesche", für allergrößten Lacherfolg beim Publikum - ein einmaliges Ereignis, das es in der Form wahrscheinlich nie wieder geben wird.
Bis zu seinem 50. Geburtstag in vier Jahren will die Höpfinger Spaßkanone auf jeden Fall noch in der Bütt stehen. Danach hat es Wolfgang König redlich verdient, zur Fastnacht kürzerzutreten und - wie es neudeutsch heißt - zu chillen; hoffentlich kann er dann seine eigene Definition beherzigen, nach der "Chillen die Kunst ist, sich beim Nichtstun nicht zu langweilen". Den "Spaß an der Freud’" wird der Büttenredner sicherlich auch dann nicht verlieren, sondern weiterhin auf den Lippen tragen.