Viele Ampeln bleiben nachts an. F.: Kreutzer
Weinheim. (web) Leere Straßen, auf denen Ampeln den "Verkehr" regeln? Stadtrat Carsten Labudda (Die Linke) kam das offenbar so seltsam vor, dass er sich an die Stadtspitze gewandt hat. "Da zur Zeit eine Ausgangssperre zwischen 20 und 5 Uhr besteht, wäre es doch sicherlich eine Idee, aufgrund des damit verbundenen deutlich verringerten Straßenverkehrs die Ampeln in der Zeit ebenfalls auszuschalten", regte er an. Die Lichtsignalanlagen (LSA) auszulassen, "wäre doch ein einfacher Beitrag, um durch den verminderten Stromverbrauch sowohl etwas für den Klimaschutz zu tun als auch um seitens der Stadt Geld zu sparen". Und augenscheinlich hat er recht. Schon in der Zeit des Teil-Lockdowns – also vor den nächtlichen Ausgangsbeschränkungen – war abends eher wenig los auf den Straßen.
Prinzipiell sieht man das auch beim Tiefbauamt so. "Grundsätzlich ist die Idee erst einmal gut, wenn sie tatsächlich einfach und per Knopfdruck umzusetzen wäre", heißt es in einer Antwort der Verwaltung auf eine entsprechende RNZ-Anfrage. Doch dann kommt das große "Aber":
Die "kommunalen" Ampeln: "In Weinheim werden die verkehrlich unkritischen LSA bereits zwischen 22 und 5 Uhr abgeschaltet", teilt die Stadt mit. Dass dies zwei Stunden "zu spät" ist, wissen auch die Tiefbau-Experten. Aber: "Der Aufwand, die Anlagen neu zu programmieren, um sie bereits von 20 Uhr an abzuschalten, steht wirtschaftlich in keinem Verhältnis zu den eingesparten Energiekosten." Jede Ampel müsse von den drei LSA-Betreibern, die in der Stadt tätig sind, vor Ort umprogrammiert werden. Das gelte insbesondere für Anlagen, die nicht am Verkehrsrechner hängen, heißt es weiter. Und: Würde man den "harten" Lockdown als Kriterium heranziehen, müssten die Ampeln ja erst einmal nur bis zum 10. Januar umgestellt werden (wobei viel für eine Verlängerung spricht, Anm. d. Red.). Anfahrten und Lohnstunden lägen damit "bei Weitem" höher als die zu erzielende Einsparung. Außerdem könne die Kommune nicht einfach so Ampeln abstellen, gerade bei kritischeren Kreuzungen, fügt Stadtsprecher Roland Kern hinzu. Hierzu brauche es Abstimmungen, etwa mit der Polizei.
Wo die Stadt nicht zuständig ist: Für die LSA auf klassifizierten Linien wie den Bundesstraßen 3 und 38 sei der Kreis bzw. das Regierungspräsidium in Karlsruhe zuständig, so Kern. Eine Umstellung erfordere einen hohen Grad an Koordinierung zwischen Behörden und Firmen. Dies sei in Zeiten von vorgezogenen Urlauben, Heimarbeit oder gar Notbetrieb nicht darstellbar. "Außerdem ist jede Änderung an jeder Anlage separat von der jeweils zuständigen Verkehrsbehörde anzuordnen."
Wie Ampeln Energie sparen können: Dass Labuddas Gedanke trotzdem nicht unangebracht ist, zeigen die weiteren Ausführungen: Einen größeren Effekt als Umprogrammierungen hätte aber die Umrüstung bestehender Anlagen auf LED-Technik, teilt die Stadt mit. In den letzten Jahren seien einige LSA mit Bundes- oder Landeszuschüssen umgerüstet worden. Das bringt etwas. Die Rede ist von "Einsparungen zwischen 70 und 90 Prozent".