Katrin Zima (am Mikro) vom beauftragten Planbüro Schüßler Ingenieursgesellschaft notierte sich die Anregungen der Bürger. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Drei Pilotprojekte hat das Land Baden-Württemberg vor dem Hintergrund der Debatte um den Klimawandel initiiert: Eines davon ist der geplante Radschnellweg zwischen Mannheim und Heidelberg, der die beiden Oberzentren und die Kommunen dazwischen auf einer Strecke von 23 Kilometern besser - und vor allem schneller - vernetzen soll. "Er soll für eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit der Radfahrer sorgen", erklärte Katharina Kuch vom Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe am Mittwochnachmittag vor Ort in Edingen.
Dort waren rund 70 Bürger zur Trassenbegehung an zwei Standorten erschienen und äußerten sich teils kritisch zum Verlauf der Teilstrecke in Edingen: Auf dem Abschnitt südlich der OEG-Linie seien gerade am Wochenende viele Spaziergänger unterwegs. Im Moment komme man miteinander klar, was landwirtschaftlichen Verkehr, Fußgänger und Radfahrer angehe, sagte eine Bürgerin.
Warum das Ganze nicht in den Stangenweg verlegen, schlug ein anderer Bürger vor. Der Stangenweg sei der "maßgebliche Weg" für den landwirtschaftlichen Verkehr mit Flächen links und rechts. "Er entlastet die Hauptstraße und wird von allen Landwirten hauptsächlich genutzt", erklärte Georg Koch vom Ortsbauernverein Edingen. "So, wie es jetzt geplant ist, ist es für uns Landwirte zu verschmerzen", sagte er. Die Landwirte seien bereit, benötigte Grundstücksflächen zum Radschnellweg beizusteuern. "Wir sehen den Radschnellweg auch als Chance", meinte Koch.
Weitere Befürchtungen äußerten Anwohner der Goethestraße, weil Friedhof, Kindergarten, Schul-Hol- und Bringverkehr, Parkdruck und Lkw-Ausweichverkehr teils für hohe Belastungen sorgen. Dass die Goethestraße offizielle Ausweichstrecke für Autofahrer ist, wenn die Hauptstraße zu ist, wusste Katrin Zima vom beauftragten Planbüro Schüßler Ingenieursgesellschaft nicht, notierte den Hinweis von Gemeinderat Stephan Kraus-Vierling aber. Vielleicht ein Ausschlusskriterium für die Goethestraße, wobei Axel Speer, Referatsleiter Straßenplanung im RP, auch immer wieder die Chancen betonte, die der Bau des Radschnellwegs mit sich bringe.
Dass die Zufahrten zu Gartengrundstücken gewährleistet bleiben, sei selbstverständlich, sagte Zima. Ein Knackpunkt sind die Bahnquerungen. Womöglich könne man mit der RNV eine Bevorrechtigung für Radfahrer verhandeln, meinte sie. Falls nicht, könnte eine Unterführung eine Lösung sein, meinte Speer. Das komme auf die "Verlustzeiten" an, von denen es eben möglichst wenige für Radler geben soll, sonst werde der Radschnellweg unattraktiv.
Das Verkehrsaufkommen von Autos, Schwerlastverkehr und Radfahrern ermittelt ein weiteres Büro im Zuge des Verfahrens. Die Auswertungen laufen noch. Die Ergebnisse sollen helfen, die sogenannte "Vorzugstrasse" zu optimieren. Aus diesem Grund hat das RP auch eine Bürgerbeteiligung installiert. Auf der eigens eingerichteten Projekthomepage www.radschnellweg-hd-ma.de können Bürger noch bis 30. September Anregungen geben und auf der Planskizze virtuell Markierungen an Stellen setzen, die sie als kritisch erachten. Weitere Beteiligungsformate sollen den Vor-Ort-Begehungen folgen, versprach Kuch. Noch sei man ganz am Anfang und nehme alle Hinweise auf, sagte Zima. Die eigentliche Entwurfsplanung könnte dann Ende 2020 stehen, gebaut wird ab 2024.
"Wir bleiben im Dialog mit Ihnen", sagte Bürgermeister Simon Michler zu, der von der Teilstreckenverlegung nach Edingen-Neckarhausen auch erst kurz vor der Sommerpause erfahren habe, wie er sagte. Die Befürchtungen der Anwohner der Goethestraße teile er durchaus, ansonsten freue sich die Gemeinde aber auf den neuen Radschnellweg. Zumal das Land den Bau der neuen "L 9000" auch bezahlt. Derzeit ist von 30 Millionen Euro die Rede.