Die Erwartungen in der Bevölkerung seien hoch, spielte GAL-Stadtrat Uli Sckerl auf die Proteste von „Fridays for Future“ und „Parents for Future“ an. Die GAL hat die Klimaschutz-Vorschläge aber keineswegs allein erarbeitet. Foto: Dorn
Von Philipp Weber
Weinheim. Können Kommunen etwas beitragen zum Kampf für ein lebenswertes Klima? Oder fristen sie ein Schattendasein, eingepfercht zwischen dem Phlegma der großen Politik und dem (Fehl-)Verhalten von Millionen Verbrauchern? Nach der jüngsten Sitzung des Gemeinderats ist klar: Kommunen können etwas bewegen. Auf Grundlage von gerade mal zwei nicht-öffentlichen Sitzungen der 2019 einberufenen "Kommission Klimaschutz" hat der Gemeinderat eine Prioritätenliste verabschiedet, die eine Menge Ideen beinhaltet, die zum Teil schon umgesetzt werden.
Naturgemäß verstehen sich die Stadträte der GAL als Taktgeber: Er hätte sich ein noch konsequenteres Vorgehen gewünscht, sagte Uli Sckerl. Auf der einen Seite hege die Bevölkerung hohe Erwartungen, auf der anderen Seite warne die Wissenschaft so energisch wie nie zuvor vor einer weiteren Erderwärmung. Gerade für den viel zitierten "kleinen Mann" werde das Leben unangenehm teuer, wenn sich die Welt aufheizt, so Sckerl. Dennoch: Die Vorschläge, die die Kommission beraten hat, stammen keineswegs ausschließlich von den Grünen.
Laut Beschlussvorlage sind 27 Maßnahmen bereits angerollt, darunter Verbesserungen für Radfahrer am Hauptbahnhof. Hier soll es weitere Abstell-Anlagen sowie Fahrbahnmarkierungen geben. Weitere 18 Ideen versteht die Verwaltung als Prüfaufträge für das laufende Jahr, zum Beispiel das zuletzt mehrfach geforderte Verbot von Heizpilzen. In eine dritte Kategorie haben es neun Forderungen geschafft.
Diese sollen im Rahmen des European Energy Award (EEA) umgesetzt werden. Wie berichtet ist der EEA ein Klimaschutzsystem, mit dessen Hilfe Gemeinden, Städte und Landkreise Expertenwissen teilen. Ein Rechercheauftrag, der hierbei behandelt werden soll, befasst sich mit einer Wiederaufnahme des Projekts "Tiefe Geothermie". Bleiben noch zehn Einfälle in der letzten Kategorie, die erst einmal nicht zum Zuge kommen. Dazu zählt die Idee, dass die Stadtwerke eine Wasserstofftankstelle errichten könnten.
Thematisch betrachtet ist die Bandbreite noch größer. Die verbesserte Förderung von Solarenergie bildet dabei einen Schwerpunkt: Die elf Vorschläge reichen vom Solardachkataster bis hin zur Förderung von Balkonmodulen. Sechs Ideen beziehen sich ziemlich eindeutig auf bessere Verbindungen für Fahrradfahrer. Sechs weitere Vorschläge haben eine bessere Taktung und verstärkte Bewerbung des öffentlichen Nahverkehrs zum Ziel.
Wie viel Arbeit indes schon in einem Vorschlag steckt, zeigt zum Beispiel das Thema "Baumschutz-Satzung". Die Verwaltung hat eigens in Heidelberg, Bensheim und Mannheim angefragt, wie die Sache dort gehandhabt wird. Empfohlen wird das Mannheimer Modell.
Neben der Prioritätenliste beschloss der Gemeinderat, 25.000 Euro für erste Maßnahmen auszugeben. 5000 Euro fließen in die Fortsetzung der zuletzt angestoßenen Fotovoltaikinitiative, 7000 Euro trägt Weinheim zum Projekt "Energiesparmodelle an Schulen" bei, 12.000 Euro gibt es für ein Gutachten. Damit soll geklärt werden, ob das Betriebsgebäude am Hauptfriedhof mit Abwärme beheizt werden kann. 1000 Euro laufen unter der Rubrik "Sonstiges".