So sieht es aus, wenn die Crew von „Fast Forward“ sich für den nächsten Dreh bereit macht. Foto: Beckmann
Von Silke Beckmann
Ladenburg. Das Filmarchiv der Evangelischen Kirchengemeinde wächst zusehends. Denn mit dem Lockdown im März wurden auch die Präsenz-Gottesdienste für längere Zeit eingestellt. Zugleich hielten neue Formate Einzug: Gottesdienste ohne anwesende Besucher. Doch die hatten die Gelegenheit, das Geschehen am heimischen Bildschirm im Livestream zu verfolgen, oder aber das Video zu einem späteren Zeitpunkt anzuschauen.
Was anfangs ungewohntes Neuland war, ist für viele, Macher wie Zuschauer, inzwischen ein stückweit selbstverständlich geworden, und die Zahl der Aufrufe beweist, dass das Online-Angebot genutzt wird. "Das hat sich riesig entwickelt", findet Diakon Thomas Pilz. Allein der Gottesdienst am Sonntag Laetare, 22. März, die erste Online-Ausgabe also, wurde mittlerweile mehr als 1100 Mal aufgerufen.
Inzwischen finden zwar in fast allen Kirchen wieder Präsenz-Gottesdienste statt, so Pilz, doch nach wie vor werde wöchentlich einer der Regio-Gottesdienste online gezeigt. Der Schauplatz, an dem die Event-Operations GmbH "Fast Forward" ihr Equipment aufbaut, ist dabei wechselweise die Kirche der Gemeinden in Ladenburg, Edingen, Neckarhausen oder Heddesheim. Das jüngste Video zeigt den Abendgottesdienst mit Künstlerin Gudrun Schön-Stoll ("Meine Alltagsengel"), der binnen weniger Tage bereits über 400 Klicks generierte.
Aber auch die gefilmten Senioren-Nachmittage werden häufig angeschaut, und die erste online gestellte Kinderbibelwoche in den Herbstferien erfreute sich ebenfalls guter Resonanz. "Da ist man auch über größere Organisationsstrukturen verlinkt", erklärt Pilz – so hat nicht zuletzt die Verlinkung über die Landeskirche Baden für eine hohe Reichweite der diesjährigen Ausnahme-Veranstaltung gesorgt.
Auch der Besuch der Kirchenmaus erfolgt seit geraumer Zeit ausschließlich über den Rechner. Es habe zwar zwischenzeitlich kleine Lücken gegeben, in denen man sich gemäß geltender Verordnungen real hätte treffen können, doch das Maus-Team war aus Sicherheitsgründen lieber beim virtuellen Betrieb geblieben: "Ich denke, das war auch richtig so", findet Pilz. Er organisiert derzeit auch den Konfirmanden-Unterricht digital.
Nur 20 Konfirmanden sind es in diesem Jahr, "andere Zahlen als vor ein paar Jahren noch", und nur ein einziges Mal haben sie sich zum gegenseitigen Kennenlernen getroffen. Die nächste Einheit erfolgte per Video-Konferenz. "Es geht auch was digital", ist Pilz‘ Erfahrung. Allerdings gebe es in diesem Format kaum Unterrichtsmodelle. Da ist die eigene Kreativität gefragt, "selber machen", wie es zunehmend auch in puncto Kirchenmaus der Fall ist. Denn wenngleich die Messlatte durch die Profis von "Fast Forward" hoch hängt, wagt sich langsam auch der Nachwuchs an kurze Filmdrehs heran. Dem Team mache es zunehmend Spaß, und die "neue Video-Crew", nämlich Felix Beermann und Jakob Reichert, hat bereits bei der "Nikolaus-Maus", die seit dem 5. Dezember zu sehen ist, Hand angelegt.
Aktuell wird der Familiengottesdienst für Heiligabend vorbereitet. Der wird ebenfalls nicht in gewohnter Form in der Stadtkirche stattfinden, sondern am 24. Dezember um 15.30 Uhr digital gezeigt. Aufrufen kann man ihn dann unter www.ekila.de. Außerdem wird er, wie die anderen Gottesdienste auch, auf dem Youtube-Kanal der Evangelischen Kirchengemeinde Ladenburg zu sehen sein.
Pilz hatte bereits angefangen, ein Musical für den Weihnachtsgottesdienst zu schreiben, es mittlerweile aber in eine Erzählung umgewandelt. Und die wird im Video vorgelesen, unterlegt von "ganz tollen Weihnachtsbildern" des Illustrators Mathias Weber. Die Gesangspassagen haben Charlotte Jehn, Zoe Reichert sowie Ronja und Sarah Zastrow eingesungen, und auch Eckhard Stadler, der Musikbeauftragte der Evangelischen Jugendkirche Mannheim, unterstützte den im Gemeindehaus mit Abstand erfolgten Dreh.