Was soll nur aus dem Wasserturm werden?
Wasserturm der Stadt rottet seit Jahren vor sich hin - Privater Besitzer konnte Konzept nicht umsetzen

Der Ladenburger Wasserturm in der Herbstsonne: Für das Wahrzeichen der Stadt wird händeringend nach einem Nutzungskonzept gesucht. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg/Rhein-Neckar. Ärger um ein Ladenburger Wahrzeichen: Als der Wasserturm vor 16 Jahren für den symbolischen Kaufpreis von einer Deutschen Mark an den Mannheimer Architekten Karlheinz Erny veräußert wurde, schien der Deal für alle Beteiligten eine echte "Win-win-Situation" zu sein. Die Stadt konnte ein weiteres Objekt von der Gebäudeunterhaltungsliste streichen - der neue Eigentümer wollte vielversprechende Pläne verwirklichen. Doch es kam ganz anders.
Erny hatte vor, den 1903 erbauten Wasserturm umfangreich zu sanieren, um danach im Erdgeschoss und in einem Zwischengeschoss ein Musik- und Schallplattenmuseum einzurichten. Alte Plattenspieler und Tonträger sollten ausgestellt werden - außerdem wollte man Gäste in einem Museumscafé bewirten. Die Ratsmitglieder waren davon überzeugt, dass das denkmalgeschützte Gebäude für diese neue Nutzung geradezu prädestiniert ist.
Nur: Die ehrgeizigen Pläne des Architekten wurden nie umgesetzt. Es fehlte Erny zwar nicht am Willen, aber wegen einer veränderten privaten Situation war der Architekt nicht mehr in der Lage, die Investition finanziell zu stemmen. Seit 15 Jahren dümpelt der Wasserturm nun schon vor sich hin. Als vor drei Jahren Putzstücke vom Turm auf den Boden krachten, schrieb das Wahrzeichen erneut negative Schlagzeilen. Der städtische Bauhof reagierte umgehend und sperrte den Wasserturm mit einem Bauzaun ab. Zwar gab Besitzer Erny in den vergangenen Jahren immer mal wieder Teilarbeiten zur Sicherung des Gebäudes in Auftrag - aber ein Gesamtkonzept konnte und kann aus finanziellen Gründen nicht verwirklicht werden.
Und so wurden in jüngster Zeit in der Römerstadt immer wieder Stimmen laut, dass mit dem Wasserturm endlich etwas Sinnvolles geschehen müsse. Erny präsentierte dem Rat inzwischen ein Gastronomiekonzept, das die Entscheidungsträger allerdings nicht so recht überzeugte.
Auch der neue Bürgermeister Stefan Schmutz hat sich Gedanken gemacht, um endlich eine Lösung zu finden. Schließlich gibt es Wassertürme, die ein schlüssiges Nutzungskonzept vorweisen können. So ist im "Seckenheimer Glatzkopp" ein Aufzugs-Museum untergebracht, der Wallstadter Wasserturm beherbergt mittlerweile Wohnungen.
Auch Schmutz denkt darüber nach, ob der Ladenburger Wasserturm für Wohnzwecke genutzt werden könnte. Dies sei allerdings mit erheblichen Umbaumaßnahmen verbunden, weiß der Bürgermeister. Ausschlaggebend sei die Bereitschaft eines potenziellen Käufers, sich einen Traum erfüllen zu wollen. Auch für andere Konzepte ist der Bürgermeister weiterhin offen. Eine gastronomische oder museale Nutzung sei für ihn denkbar, sofern ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept dahinter stehe.
Schmutz weiß natürlich, dass dieses leidige Thema viele Bürger bewegt. Deshalb sollen auch alle Anstrengungen für eine Folgenutzung unternommen werden. Der Weg, den Wasserturm zu verkaufen, sei damals richtig gewesen, betont er, schließlich sei eine nachhaltige Nutzung versprochen worden.
Ein Rückkauf des Turms seitens der Stadt sei aus heutiger Sicht allerdings schwer vorstellbar, sagte Schutz auf RNZ-Anfrage. Ladenburg steht nämlich vor schwierigen Zeiten, denn mit dem Wegzug des Industrieunternehmens Reckitt-Benckiser ist die Gewerbesteuer spürbar zurückgegangen. "Wir stehen vor großen Herausforderungen", weiß der 39-jährige Stadtchef.
Dass sich Ladenburg seiner geschichtlichen Verantwortung trotzdem stellt, hat sich an anderer Stelle gezeigt: Von der Katholischen Kirchengemeinde wurde die Sebastianskapelle übernommen, die eine der bedeutendsten Baudenkmäler in der Metropolregion Rhein-Neckar ist.