Gertrud Elbe ist ein gern gesehener Gast. Ecki Mayer (l.), Klaus Kurz und Markus Walz (r.) freuten sich über den Besuch der Frau aus der Benz-Familie. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg.Zufrieden zogen die beiden Spartenführer Ecki Mayer und Markus Walz von der Oldtimer-Abteilung des Motorsportclubs Dr. Carl Benz Bilanz: Rund 100 Old- und Youngtimer-Besitzer folgten der Einladung des Clubs zum lockeren Raritäten-Treffen in den Benzpark – und darunter waren nicht nur Stammgäste, wie der Vereinsvorsitzende Klaus Kurz bemerkte.
"Es hat sich in der Szene herumgesprochen, dass es bei uns familiär zugeht", sagte Kurz der RNZ. Respektvoll bezeichnen die MSC-Mitglieder die Oldtimer-Spartenleiter als "Vereinsgangster". Das habe aber nichts mit dem Verhalten der beiden "liebenswerten Banditen" zu tun, betont der Vorsitzende und lacht. Vielmehr eint die beiden "Gangster" ihre Leidenschaft zur Gangster-Limousine Citroën 11 V. Beide besitzen solch einen Oldtimer, der in den 1930/40 Jahren das Standard-Auto der Gangster-Bosse gewesen sei. Wegen seiner Schnelligkeit und Wendigkeit sei das Fahrzeug jedem Polizeiauto überlegen gewesen.
Mayer und Walz lassen es heute aber gemütlicher angehen. Sie nutzen ihre Oldtimer gerne für Ausfahrten. Ab und zu kutschieren die beiden auch Brautpaare. Zumindest der Gangster-Wagen von Mayer bringt den Brautpaaren offenbar Glück. "Alle Paare, die ich bisher gefahren habe, sind noch glücklich vereint", sagt der Orchestermusiker, der bei der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Fagottist ist.
Im Benzpark packten am Wochenende einige Besucher die Picknickdecken vor ihren vierrädrigen Schätzen aus und ließen es sich gut gehen. Auch Gertrud Elbe, die Frau des Benz-Urenkels Dieter Elbe, machte es sich im Schatten der Benz-Garage gemütlich. Elbe komme immer gerne zu den Treffen der MSC-Oldtimer-Freunde, denn die Pflege der Tradition sei ihr wichtig. "Die machen das richtig gut im Club", lobte sie. Elbe hat auch selbst einige Oldtimer. Den größten Schatz, nämlich den Benz-Söhne-Tourenwagen aus dem Jahr 1924, in dem der Autoerfinder selbst gesessen hat, sowie das Benz-Zimmer mit den Büromöbeln, schenkte die großzügige Stifterin vor sechs Jahren dem Mannheimer Technoseum. Aber auch der MSC wird von ihr immer Mal wieder mit Besonderheiten aus dem Nachlass von Carl Benz überrascht. "Wir sind stolz, dass Frau Elbe unserem Verein so verbunden ist", erklärten die Vorstandsmitglieder Kurz, Mayer und Walz.
Blickfang des diesjährigen Oldtimer-Picknicks war die Nobelkutsche eines Teilnehmers: der Maybach SW42 aus dem Jahr 1939. Aus Sicherheitsgründen wollte der Maybach-Fan seinen Namen aber nicht in der Zeitung lesen. Der Neupreis des Sport-Cabriolets lag damals bei 21.000 Reichsmark, damit war das Auto rund viermal so teuer wie ein Zwei-Familienhaus, das in dieser Zeit gute 5000 Reichsmark gekostet habe. Erster Besitzer des Maybachs war ein Berliner Brauereichef, danach sind Besitzer in Russland, Lettland und den Niederlanden nachzuweisen, bis er dann in den Kraichgau verkauft wurde. Begeistert erklärt der Besitzer jedes technische Detail: So hat der Wagen zwölf Gänge – acht zum vorwärts und vier zum rückwärts Fahren.
Neben dem Maybach stand ein RO 80, der eine andere Besonderheit hatte: Auf der Kühlerhaube stand ein Käfig mit Papagei, der die Gäste im Benzpark mit frechen Sprüchen begrüßte. Der namenlose Schreihals aus Kunststoff sah täuschend echt aus. "Unser Papagei ist der Star jedes Oldtimer-Treffens", erzählte Peter Lenz, dessen bunter Vogel den benachbarten Maybach-Besitzer immer Mal wieder mit "Angeber, Angeber" beschimpfte.
Solche Episoden beobachtete Ecki Mayer besonders gerne, denn solche Geschichten unterstreichen die Lockerheit des Oldtimer-Treffens. Ein weiterer Grund, nach Ladenburg zu kommen, seien die Fachgespräche, die den Gleichgesinnten wichtig sind. Schon jetzt bereitet die MSC-Oldtimer-Abteilung die nächste große Veranstaltung vor: Im September findet wieder die große Kurpfalz-Ausfahrt statt.