Im Weinheimer „Kinderland“ kämpft auch Kindergartenleiterin Elisabeth Engel mit den Vorgaben des Landes zur Öffnung dieser Einrichtungen. Bis zum „Regelbetrieb“ ist es aber noch ein weiter Weg. Foto: Kreutzer
Von Philipp Weber
Weinheim. Der Geburtstagssong erklingt im Bad, laut und deutlich: Während Kindergartenleiterin Elisabeth Engel und Andreas Haller vom Amt für Bildung und Sport der Presse Rede und Antwort stehen, wäscht sich nebenan ein Vierjähriger die Hände. Je ein Mal warmes Wasser und Seife sowie zwei Mal "Happy Birthday" singen – und schon sind die Hände virenfrei und der Junge davongeeilt, vorbei am "Willkommen zurück!"-Plakat.
Im "Kinderland" in der Schloßparkstraße läuft seit Anfang dieser Woche der Betrieb mit rund 50 Prozent der Kinder. So hat es das Land vorgesehen – und zwar schon für den 18. Mai. In Weinheim und in den Nachbarkommunen gingen die Kitas – abgesehen von der erweiterten Notbetreuung – jedoch erst eine Woche später wieder in Betrieb. Schließlich kann das Land kurzfristig viele Öffnungen mit Auflagen erteilen, umgesetzt werden müssen sie vor Ort. Die Stadt Weinheim hat daher nicht nur den Schulterschluss mit den Nachbarn, sondern auch mit den wichtigsten kirchlichen und privaten Trägern gesucht.
Beim "Kinderland" handelt es sich um eine städtische Einrichtung. Normalerweise werden hier bis zu 50 Kinder in zwei Gruppen betreut. Es gelten verlängerte Öffnungszeiten. Heißt: Die Betreuung endet um 14 Uhr nachmittags. Jetzt sind 24 Kinder da. Bei der Betreuung wird auf Hygiene geachtet: Anders als sonst trinkt jedes Kind aus seiner eigenen Flasche, der gemeinsame Früchte-Teller fällt aus. Beim Mittagessen bekommt jedes Kind sein Tischchen. In einem der Gruppenräume stehen die Minimöbel in kreisförmiger Anordnung, sodass die Kleinen einander sehen können. Die Küche ist für sie tabu. Andreas Haller vom Fachamt erklärt, dass das Essen und Trinken andernorts noch größere Herausforderungen mit sich bringt. In der Weststadt-Kita "Kuhweid" laufe das Mittagsessen im Schichtbetrieb. Im "Kinderland" dürfen sich derzeit jeweils nur wenige Kinder Spielzeuge teilen, gruppenübergreifende Aktivitäten fallen aus.
Abstand halten funktioniert beim Spielen nicht, erklärt Einrichtungsleiterin Engel. Aber mit den Hygieneregeln hätten die Kinder wenig Probleme. Nach den Vorgaben des Landes haben Kinder in Notbetreuung sowie – unter anderem – Vorschulkinder mit Förderbedarf Vorrang. Allerdings soll auch der Rest zumindest tageweise in die Einrichtungen kommen.
Letzteres ist für das "Kinderland" nicht umsetzbar: Die Grenzen sind schon mit den Kindern aus der Notbetreuung – darunter auch der Nachwuchs von Klinik-Kräften – und den Förderbedürftigen erreicht. Das gilt auch fürs Personal: Aktuell stehen fünf von acht Erzieherinnen zur Verfügung. Und aufgrund der Coronaregeln und der Trennung der Gruppen lässt sich die Arbeit nicht so einteilen wie gewohnt.
Haller sieht noch ein Problem: Da einige Arbeitgeber ihre Mitarbeiter wieder im Büro sehen wollen, werden mehr Familien Anträge auf (erweiterte) Notbetreuung einreichen. Das könne dazu führen, dass Kinder aus diesen Familien nachrücken und andere wieder daheim bleiben.
Engel versichert, dass sie und ihre Kolleginnen alles tun. Sie telefonieren Familien ab, um herauszufinden, wie es den Kindern geht. Eine der nicht-anwesenden Erzieherinnen – sie zählt zur Risikogruppe – bereitet daheim Materialien vor.
Der Druck durch die Familien wächst dennoch: Wenn Arbeit wartet, ein Kindergartenkind beschäftigt und ein Schulkind "unterrichtet" werden muss, geraten Eltern ans Limit. Das weiß auch Engel.
Info: Wenn Eltern Fragen haben, erreichen sie die städtische Hotline unter der Rufnummer 06201/ 8 24 69.